...und der grüne See (German Edition)
der früher fertig wird, hilft
dann den anderen. Willi hält wie immer die Augen offen, falls
noch mehr Überraschungen auf uns warten oder irgendwas
Unvorhergesehenes passieren sollte. Alle einverstanden?“
Niemand widersprach Denny.
Die ersten Eisenstäbe hatten die Hälfte ihres Weges nach
unten hinter sich.
Abwechselnd leuchteten nun Aventurin- und Rubinstein an
den Armbändern der Steinmagier-Schüler auf. Rüstem wirkte
einen Mond nach dem anderen zu sich und versuchte ihn beim
Saturn zu postieren, immer mit dem Ergebnis, dass dieser nicht
passte und sofort wieder zu den anderen Monden abschwirrte.
Denny kam recht gut voran. Uranus war bereites von Miranda,
Ariel und Oberon umgeben.
Eine Stange bohrte sich mit einem lauten Knirschen in die
erste Marmorplatte, jedoch weit weg von allen.
„Bin fertig!“, rief Mian, doch weitere Stangen fraßen sich
inzwischen in die Platten. Sofort eilte sie zu Rüstem, der bisher
nur mit dem Mond Titan richtig lag. Mimas, Enceladus, Tethys
und Dione wurden schnell um den Saturn postiert. Denny fehlte
nur nochUmbriel, der dunkelste Hauptmond von Uranus.
„Also, wenn ihr mich fragt, bin ich raus aus allem!“, gab
Willi resigniert von sich. Er war mittlerweile endgültig von sei-
nen Freunden abgeschlossen. Die Halle war inzwischen völlig
mit Stangen übersät, die es ihm zuletzt unmöglich machten,
hindurch zu gelangen.
Denny wurde ständig gezwungen auszuweichen, um nicht
aufgespießt zu werden. Bei seiner letzten Aufgabe, Umbriel an
den richtigen Platz zu setzen, konnte er sich kaum mehr be-
wegen, so eng standen die spitzen Eisenstäbe beieinander. Und
doch hatte er es geschafft! Es war reiner Zufall, dass er den rich-
tigen Mond erwischt hatte, denn er konnte seinen Kopf kaum
noch bewegen. Rüstem besaß gar keine Bewegungsmöglichkeit
mehr. Umgeben von Stangen wurde er von einer weiteren,
die zielgerichtet auf seinen Kopf zusteuerte, in die Hocke
gezwungen.
„Mian, wie weit bist du um Himmels willen?“, rief Denny
verzweifelt. „Ich sitze fest!“ Es bestand nicht der Hauch einer
Chance, sich zu befreien.
„Ich beeil mich ja, Herrgott nochmal“, schnauzte sie ener-
gisch zurück, was Denny und Rüstem von Mian nicht gewohnt
waren. Beide verstummten beeindruckt.
Nur Willi meldete sich, kraftlos auf dem Boden sitzend:
„Also ich will mich ja nicht beschweren, aber so langsam würde
ich doch gerne diese Räumlichkeit verlassen!“
Er hatte es zwischendurch geschafft, zwei messerscharfe
Stäbe, die ihm zu nahe kamen, umzubiegen. Das kostete Kraft!
„Ich suche nur noch den letzten …!“, rief Mian und versuch-
te, sich zu konzentrieren.
Sie befand sich direkt vor der Absperrung, dort schienen die
Stangen nicht so zahlreich aufzukommen. Ihr blieb ein halber
Quadratmeter um zu wirken und sich einen Überblick vom
Sternenhimmel zu verschaffen. Rüstem lag jetzt zusammen-
gekrümmt wie ein Baby auf dem Boden, während Denny sich
verzweifelt gegen eine Stange drückte, denn er spürte deutlich,
eine andere hautnah an seinem Rücken hinabgleiten.
„Ich hab Phöbe gefunden!“,schrie Mian endlich und zog den
Planeten mit rasender Geschwindigkeit zu sich und setzte ihn
sofort dicht an den Saturn.
Sämtliche Eisenstäbe blieben stehen und Stille trat ein.
„Wasch paschiert dinn jeft? Rüstems Gesicht war einge-
klemmt. Er konnte seine Freunde nicht mehr sehen.
Plötzlich begann ein ohrenbetäubendes Grollen. Entsetzt
schrien alle auf! Doch diesmal bewegten sich die Eisenstäbe auf-
wärts. Die Kameraden blieben wie erstarrt stehen. Sie waren frei!
Die Stangen verschwanden, wie sie gekommen waren und hoch
oben unter der Kuppel kam wieder ein klarer Sternenhimmel
zum Vorschein.
„Seid ihr alle ok?“, vergewisserte sich Denny mit rauer
Stimme.
„Ja“, hauchte Rüstem, der neben Willi und den Zwillingen
kniete, „bei mir und den anderen ist alles in Ordnung! Aber ehr-
lich gesagt, eine Sekunde später ...“
Willi rückte seine Mütze zurecht.
„Und nun? Wie geht ´s nun weiter?“
Die Antwort auf Willis Frage ließ nicht lange auf sich
warten. Am Sternenhimmel schien durch einen Riss Licht in
die Halle. Er zog sich sich bis weit hinter die Absperrung. Aus
dem Riss wurde ein Spalt, der schnell breiter wurde und grel-
lesTageslicht drang durch die breiter werdende Fuge. Wie eine
Schere tat sich die gesamte Halle nach vorne auf. Denny blinzel-
te. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen an das Tageslicht
gewöhnten.
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