...und der grüne See (German Edition)
sonst
noch heißen magst, aber wir sind mitten in der Schulwoche
und morgen früh werden wir ganz bestimmt neben uns stehen,
wenn du nicht zurande kommst.“
„Was?“ Willi reagierte unwirsch, denn er verstand in keins
-
ter Weise, was Rüstem damit sagen wollte.
„Alter, morgen Schule, kapiert?“, gab Rüstem eindringlich
von sich.
„Hä?“
„Was Rüstem meint“, versuchte es Denny, „ist, dass es
schon recht spät ist, und wir gerne den Rest deiner Geschichte
hören möchten, bevor wir noch müder werden, als wir es jetzt
schon sind.“
„Ach so, dann soll der Grünschnabel das doch gleich sagen.“
„Am Besten erzählst du ab dem Zeitpunkt, an dem deine
Schwester krank wurde“, schlug Denny vor.
„Das weißt du also auch schon!“ Willi kam aus dem Staunen
nicht heraus. „Nun, niemand wusste genau, was für eine
Krankheit das war. Aber eines war sicher: Sie war schwer krank
und es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Meine Eltern wussten
nicht mehr weiter, bis Ignatius davon erfuhr. Der hat meinen
Eltern ganz schöne Vorwürfe gemacht,
warum sie ihm nicht schon früher was gesagt haben.
Schließlich sei er ja Heilpraktiker - und ich muss dazu sagen,
ein ziemlich guter sogar. Er war echt bekannt dafür, dass er mit
der Heilkraft der Steine arbeitete und oft Wunder vollbrachte.
So hat er meine Schwester gerettet. Hat ein wenig gedauert bis
er wusste, welchen Stein er genau haben musste. Und als er es
wusste, hatte er festgestellt, dass dieser bestimmte Heilstein
nicht in seinem Sortiment war. Für meinen alten Herrn war
das ein Kinderspiel, den aufzutreiben. Er nutzte Kontakte in
Südamerika und nach ein paar Tagen hat man das Ding dann
per Boten nach Deutschland gebracht. Ich meine diesen ParaibaTurmalin, der ja jetzt deiner ist. Zahlreiche Steinmagier lecken
sich die Finger nach dem, denn es gibt kaum jemanden, der
sowas in seinem Besitz hat. Innerhalb kurzer Zeit hat ihn dann
mein Vater deinem Vater auf den Tisch gelegt. Ohne Zeit zu
verlieren hat Ignatius sich dann dran gemacht, meine Schwester
zu behandeln. Schon nach wenigen Tagen ging es ihr wieder
besser. Für deinen Großvater war es selbstverständlich, nichts
dafür zu verlangen. Als mein Vater dann deinem Großvater als
Dank den Paraiba-Stein angeboten hat, konnte der nicht nein
sagen. Aber nicht aus Eigennutz, denn dein Großvater wusste
nur zu genau, dass er mit Hilfe dieses Steins vielen anderen
Menschen und Tieren helfen konnte.“
Dennys Blick fiel auf die Uhr … Mitternacht. Endlich erfuhr
er etwas über seinen Großvater. Obwohl er schrecklich müde
war, wollte er endlich mehr erfahren. Seine Eltern sprachen
nicht oft von ihm - zumindest nicht in seiner Gegenwart. Denny
entschloss sich, es mit gezielten Fragen zu versuchen, um Zeit
zu sparen.
„Erzähl mir, wann, wie und warum deine Familie so spurlos
verschwand.“
„Ich war noch sehr jung, etwa sechzehn Jahre. Als ich mit
Ignatius von einem Ausflug zurückkam, war der Eingang unse-
res Wohnberges aufgebrochen und meine gesamte Familie war
spurlos verschwunden.“
Willi wirkte traurig und bedrückt. Mian und Moana
taten in diesem Moment genau das Richtige. Sie setzten sich
zu ihm und nahmen ihn in ihre Mitte. Jede legte ihren Arm um
seine Schulter. Willi begann zu schniefen. Agatha zückte ihr
Taschentuch.
„Und was glaubst du, wer dahinter stecken könnte?“ Denny
ahnte die Antwort ohnehin schon.
Willis Augen verdunkelten sich. „Egidius Felten, der
!“, brummte Willi. „Er hatte vom Geschenk
meines Vaters an deinem Großvater erfahren. Eines Tages stand
er vor unserem Bergeingang und fragte nach ganz bestimmten
und besonderen Steinen. Mein Vater und viele von uns Zwergen
mochten ihn nicht. Alle wussten, dass er uns Zwerge als min-
derwertig ansieht. Außerdem zahlte dieser Felten schlecht.
Manche, bei denen er Edelsteine kaufte, hatte er reingelegt, und
aus diesem Grund hatte mein Vater dem bisher
nicht einen einzigen Stein besorgt. Es war ihm egal, wieviel
er bot. Irgendwann drohte Egidius Felten meinem Vater und
kündigte an, dass er das noch bereuen würde und gut auf seine
Familie aufpassen solle.“
Willis Gesichtszüge verfinsterten sich weiter.
„Ich sage euch, hinter dem Verschwinden meiner Familie
steckt nur er allein. Sie werden bestimmt irgendwo im Harz
festgehalten.“
Für Denny klang die Geschichte plausibel.
„Du hast Recht, Willi, sie sind bestimmt noch dort. Aber
mich
Weitere Kostenlose Bücher