und der Herr der Loewen
O Gott!« Kadi schlug die Hände vors Gesicht.
»Bitte, Sammy, erinnere mich nicht an sie, sie hat mir solche Angst gemacht!«
»Ja, bis deine Eltern erfuhren, weshalb dich solche Alpträume quälten und sie Nomsa heimschickten. Womit hat sie dir Angst gemacht, Kadi?«
Kadi antwortete zitternd: »Mit den Löwenmenschen von Singida. Sie hat mir jedoch verschwiegen, daß die in Tansania ihr Unwesen treiben und nicht hier. Sie drohte mir, wenn ich noch einmal die Missionsstation verließe und nicht brav wäre, ihr nicht gehorchte, würden die Löwenmenschen mich stehlen und in einer tiefen Grube verstecken. Sie würden mir nur Abfälle zu essen geben und mich dort behalten, bis ich groß genug wäre, um - um für sie zu töten!«
»In Amerika«, erklärte Mrs. Pollifax, »schrecken unvernünftige Menschen Kinder mit Geistern oder dem Schwarzen Mann. Aber wer in aller Welt sind die Löwenmenschen von Singida? Sagengestalten?«
»Nein, leider nur allzu wirklich«, antwortete Sammat. »Ein Assassinenkult im Gebiet des jetzigen Tansania. Ob es ihn noch gibt, weiß ich nicht. Jedenfalls stahlen diese sogenannten Löwenmenschen tatsächlich Kinder oder kauften sie auch. Sie ließen sie hungern, machten dann willenlose Werkzeuge aus ihnen und bildeten sie zu Mördern aus. Wenn jemand einen Feind getötet haben wollte, ging er zu den Zauberern - zu denen, die sich Löwenmenschen nannten - und bezahlte sie für die gewünschte Ermordung. Sie sandten dann eines der Kinder in Löwenfell und - maske und mit langen scharfen, krallenähnlichen Fingernägeln aus, um den Mordbefehl auszuführen. Diese Leute terrorisierten jeden, und die sogenannten Löwenmenschen ließen ihre Opfer immer wie von einem Löwen zerfleischt zurück.«
»Aber so etwas hat es doch hier nie gegeben«, wandte Kadi ein.
»Natürlich nicht. - Aber der Tote hinter der Snackbar sah aus, als wäre er von einem Löwen zerfleischt worden.«
Kadi holte erschrocken Atem. Mrs. Pollifax hatte bereits befürchtet, daß Sammat das sagen würde, trotzdem kam es als Schock und ihr lief es kalt über den Rücken hinunter.
Sammat knirschte: »Der Name des heute gemordeten war Silumo, und diesen Toten sah ich selbst. Vor vier Tagen wurde ein Mann namens Jonas aus dem Elendsviertel mit grauenvollen Fleischwunden am ganzen Körper eingeliefert, ihn habe ich nicht gesehen. Und Dr. Merrick hat man vor acht Tagen in einer weiter im Süden gelegenen Ansiedlung einen Mann gezeigt, der, wie man ihm sagte, von ›einem wilden Tier‹ überfallen und gerissen worden war.«
»Dann gibt es jetzt offenbar auch hier einen ähnlichen Geheimbund«, sagte Mrs. Pollifax düster.
»Und die Anschläge gingen zeitlich mit den Gerüchten einher, daß ich ein böser Zauberer sei... Die Löwenmenschen waren Zauberer und töteten auf genau diese Weise.«
Entsetzt rief Mrs. Pollifax: »Dann versucht also jemand oh, wie teuflisch! - Sie mit diesen gräßlichen Morden in Verbindung zu bringen!«
»Oh, Sammy!« flüsterte Kadi bestürzt. »Diese Zauberei ist böse Magie, sie ist todbringend.
Diese Zauberer verkörpern das Böse. Aber warum geschieht das alles?«
»Natürlich um mich zu vernichten.« Er legte die Hand um den Knauf der Tür und öffnete sie.
Doch bevor er ging, sagte er bitter: »Offenbar genügt es nicht, Hilfe von World Aid zu bringen, einen Palast zum Krankenhaus umzufunktionieren, die Schulen wieder zu öffnen und eine Verfassung niederzuschreiben, wenn ein von drei Morden bestärktes Gerücht die Menschen so in Schrecken versetzen kann, daß sie mich, den Enkel von König Zammat, bald verfluchen und tot wünschen werden.«
Die Tür schloß sich hinter ihm und es setzte eine längere Stille ein, bis Mrs. Pollifax sanft sagte: »Kadi?«
»Ja?«
»Macht es dir Angst? Bedauerst du, daß du hergekommen bist?«
»Natürlich nicht. Du weißt, er hat mich gebeten, in die Dörfer zu gehen...«
»Aber nicht allein - nie allein!« entgegnete Mrs. Pollifax streng. »Nie, versprichst du das?«
Kadi grinste. »Willst du damit sagen, daß ich die Kampfkünste, die du mir beigebracht hast, noch immer nicht gut genug beherrsche?«
»Du weißt, was ich meine«, entgegnete Mrs. Pollifax.
Kadi nickte. »Ja, natürlich. Aber es wäre besser gewesen, wenn er mich nicht an Nomsa erinnert hätte.« Sie schüttelte sich.
»Wie konnte diese Nomsa von Löwenmenschen in einem so weit entfernten Land gewußt haben?« wunderte sich Mrs. Pollifax.
Kadi zuckte die Schultern. »Es gab überall
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