und der Herr der Loewen
sich ziemlich anstrengen, es überhaupt zu schaffen, ohne abzusteigen.
Jedenfalls war sie ziemlich außer Atem, als sie den Markt erreichte. Sie stieg ab und schob ihr Rad durch den Markt. Sie wollte sich schließlich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, die Vielfalt an feilgebotener Ware zu begutachten. Es gab Riesenbeutel mit Holzkohle und Säcke voll Hirse, einen Stand, wo man zusammengerollte Tabakblätter erstehen konnte, eine ganze Reihe Käfige voll lebender Hühner, Stände mit Töpfen und Pfannen, Steingutgeschirr, Scheren und Besen. Beim Anblick von toten Mäusen, die angepriesen wurden, zuckte sie ein bißchen zusammen. Sie interessierte sich für die frischen Kürbisblätter, die Yamswurzeln und Erdnüsse, und bewunderte vor allem die Körbe in allen Formen und Größen. Während sie auf diese Weise die Lage auskundschaftete, merkte sie sich die beiden Buden mit dem schmalen Durchgang, der sie vielleicht hinter den Markt führen würde, das eigentliche Ziel ihres etwas beschwerlichen Ausflugs. Mit dem Fahrrad hindurchzukommen war ziemlich schwierig. Als sie es jedoch geschafft hatte, befand sie sich auf einer Art Hof mit einer Akazie, um die mehrere nicht sehr vertrauenswürdige junge Burschen herumlungerten. Es gab auch eine mit Stroh gedeckte Hütte und endlich entdeckte sie das zerlumpte Armeezelt, dessen Klappen zur Sonne hin geöffnet waren. Bei ihrem Anblick hörten die jungen Burschen auf, sich zu unterhalten. Sie neigte höflich den Kopf und schob das Fahrrad zum Zelt.
»Mr. Jim-Jim?« rief sie und spähte ins Innere. Sie fuhr zusammen, als er plötzlich hinter ihr auftauchte. Er war ein hochgewachsener, schmierig aussehender Mann mit einer
Augenklappe und einem Streifen roten Tuchs um den Kopf.
»Oh«, sagte er und wirkte tatsächlich erstaunt. »Hat sich eine weiße mzungu verirrt? Der Markt ist dort.« Er wies mit einem fleckigen Finger in Richtung Markt. »Haben Sie vielleicht gedacht, daß hier Toiletten sind?«
»Durchaus nicht«, antwortete sie freundlich. »Ich habe gehört, daß ich vielleicht eine Handwaffe bei Ihnen kaufen könnte.«
Er blickte sie kopfschüttelnd an. »Wie kommen Sie auf diese Idee? Und was würde jemand wie Sie damit anfangen?« Er blickte die jungen Einheimischen unter der Akazie grinsend an, und sie lachten.
»Spaßvogel«, murmelte Mrs. Pollifax und marschierte ins Zelt.
»He!« brüllte er, doch es war schon zu spät. Sie hatte bereits den Schragentisch aus alten Brettern entdeckt, auf dem Warenproben herumlagen. In die Rückseite des Zelts war ein Ausgang geschnitten. Ein Lastwagen parkte dort, zweifellos, um einen raschen Rückzug zu gewährleisten. Sie sah Kartons englischer Zigaretten, Kisten mit Jack Danielas Whiskey und andere mit Lebensmitteln sowie mehrere Schußwaffen halb verborgen hinter einem Karton mit Jamaika-Rum. Sie lehnte ihr Rad an eine Zeltstange, schob den Karton Rum zur Seite und begutachtete die Auswahl an Waffen. »Ah«, sagte sie, »ein M-1-Karabiner, eine Beretta-Maschinenpistole, eine Sten... Aber was ich suche, ist eine kleine Pistole. Haben Sie so was auf Ihrem Laster?« Sie deutete zur hinteren Zeltöffnung.
Sein eines Auge war grau und ausdruckslos, aber er hatte seine Brauen zusammengezogen.
Er war sichtlich verwirrt.
»Was zum Teufel ist das für eine Dame, die Stens und Berettas kennt, frage ich Sie. Nicht gerade ladylike.«
»Ich bin auch absolut nicht ladylike«, versicherte sie ihm.
»Also, was ist, haben Sie eine Pistole?«
»Sie sind teuer.«
»Das beurteile ich, wenn ich sie sehe«, entgegnete sie scharf.
Er trottete zum Lastwagen hinter dem Zelt und kam mit einigen Pistolen zurück, die er auf den Tisch fallen ließ. Nur zwei sahen neu aus. Mrs. Pollifax vermutete, daß sie durch viele Länder und Schwarzmärkte nach Ubangiba geschmuggelt und in vielen Kriegen und so mancher Revolution benutzt worden waren. Da war eine M-52, eine Browning Hi Power-Pistole und eine viel neuer aussehende Makarow PM.
»Haben Sie dafür Munition?« Sie deutete auf die 9mm-Makarow PM. Als er nickte, bat sie:
»Dann laden Sie sie für mich, ich möchte mich vergewissern, daß sie funktioniert.« Er fluchte wortreich, langte unter den Tisch, bedachte Mrs. Pollifax mit tadelnden, verärgerten Blicken, legte das Magazin ein und reichte ihr die Pistole. Mit ihren nur sechzehn Zentimetern und sechshundertsechzig Gramm würde sie für Kadi die ideale Waffe sein. Mrs. Pollifax richtete sie auf die Zeltdecke und drückte auf den
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