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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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bei uns batteriebetriebene ›Pfannenradios‹ -
    primitive, sehr billige kleine Radios, die wir so nannten, weil sie wie Pfannen aussahen. Aber in Afrika haben sich Neuigkeiten schon immer sehr schnell verbreitet.«
    Auch das höre ich immer wieder, dachte Mrs. Pollifax, während sie zusah, wie Kadi nach ihrer Haarbürste griff und sich fieberhaft das Haar bürstete, als versuche sie so, Nomsa wieder aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Mrs. Pollifax studierte heimlich ihr Gesicht und fragte sich, ob sie jetzt die Frage wagen durfte, die sie ihr schon so lange stellen wollte. Es war riskant und vielleicht der ungünstigste Moment, und doch...
    Sie holte tief Atem. »Manchmal ist es gut, sich an Vergangenes zu erinnern, Kadi, zum eigenen Schutz. Verzeih mir, wenn ich dich jetzt etwas frage, was du nie klargestellt hast, das ich nun aber wissen muß: Hast du das Gesicht eines oder mehrerer der drei Männer gesehen, die an jenem Tag in der Missionsstation deines Vaters gewesen sind? Du sagtest, daß sie Rakia die Augen verbunden hatten, du aber...«
    »Nein!« sagte Kadi scharf. »Nein!« und dann drehte sie sich um und bürstete heftig ihr Haar weiter. Doch als sie im Spiegel Mrs. Pollifax' Gesichtsausdruck sah, zögerte sie und sagte schließlich verärgert: »Also gut, ich habe das Gesicht eines der Männer gesehen. Deutlich.
    Als sie weggingen. Er hatte den Kopf gedreht, und so konnte ich es sehen. Doch es war mir fremd.«
    »Und hat er dich gesehen?«
    »Ja«, gab Kadi zu. »Aber er sagte nichts, er folgte den beiden anderen ohne stehenzubleiben den Pfad entlang.«
    »Also wußte einer von ihnen, daß du dich dort versteckt hattest und gesehen hast, wie sie weggingen.«
    »Ja, aber ich hatte bereits am selben Abend das Land verlassen, wie du ja weißt.«
    Mrs. Pollifax nickte. »Danke«, sagte sie. Sie nahm ihre Zahnbürste und ging den Korridor entlang, um das Badezimmer zu suchen und sich die Zähne zu putzen. Was Kadi ihr gesagt hatte, beunruhigte sie. Kadi war offenbar gar nicht auf die Idee gekommen, daß der Mörder, der zurückgeblickt und sie bemerkt hatte, die anderen darauf aufmerksam gemacht haben könnte, daß sie sich im hohen Gras versteckt hatte. Und es war anzunehmen, daß die drei sich gefragt hatten, wie lange sie sich wohl dort versteckt hatte und wieviel sie gesehen hatte...
    Außerdem war Mrs. Pollifax gar nicht so überzeugt, daß sich Kadi an ihr Versprechen erinnern würde, nicht allein herumzuwandern. In ihrem Alter war man oft recht impulsiv.
    Eine Pistole, dachte sie. Kadi war in Karate noch unerfahren, aber im Wanderrummel hatte sie jeden Abend mit einem Luftgewehr sämtliche Enten auf dem Laufband von Pogos Schießbude abgeräumt. Im Schießen war sie kaum zu übertreffen.
    Kadi braucht eine Pistole, beschloß sie, und bevor sie einschlief, zerbrach sie sich den Kopf, wo sie in einem Land, in dem zwei Diktatoren scho n vor einiger Zeit aus Angst vor einer Revolution alle Schußwaffen beschlagnahmt hatten, eine Pistole herbekommen könnte.

4
    »Versuchen Sie es auf dem Schwarzmarkt«, hatte ihr Dr. Merrick am Morgen amüsiert geraten.
    »Oje, ist das die einzige Möglichkeit?«
    »Ja, und Sie werden ziemlich tief in die Tasche greifen müssen. Sie kennen doch den Markt rechts vom Boulevard, wenn man vom Flughafen kommt?«
    Sie nickte. »Gegenüber der Bang-Bang Snackbar?«
    »Ja. Schlendern Sie - unauffällig - umher und suchen nach einem Durchgang, der zu einem alten Armeezelt führt, dort finden Sie einen Exsöldner, der Jim-Jim gerufen wird. Ein Libanese oder Ägypter, wer weiß? Aber sie dürfen sich natürlich nicht allein dorthin begeben. Bitten Sie Joseph, Sie zu begleiten.«
    Mrs. Pollifax dankte ihm und kaum war er die breite Treppe zum Operationssaal hinauf verschwunden, setzte sie ihren breitkrempigen Hut auf, und ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, Joseph einzuweihen, schwang sie sich auf ihr Fahrrad und machte sich daran, Jim-Jim aufzusuchen.
    Jetzt oder nie, sagte sie sich, denn Sammat hatte versprochen, ihnen nach dem Mittagessen den anderen Palast zu zeigen - den kleineren, und Kadi lungerte in der Notaufnahme herum, in der Hoffnung, die allzu beschäftigte Rakia, sobald diese sich eine kurze Pause gönnen konnte, über die Gerüchte auszufragen.
    Wie immer herrschte auf dem Boulevard ein reges Treiben, doch Mrs. Pollifax konnte sich jetzt nicht damit befassen, wie sie es gern getan hätte, denn der Boulevard führte hier leicht aufwärts und sie mußte

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