und der Herr der Loewen
Fabriken, was nicht ohne europäische Investitionen möglich wäre und was infolgedessen noch mehr Nichtafrikaner ins Land brächte. Aber wir haben ganz einfach noch nicht die Infrastruktur für diese Art von Handelsverkehr.«
Er schüttelte den Kopf. »Für uns ist vorrangig, daß wir genügend Getreide anbauen, um die Ernährung der gesamten Bevölkerung zu gewährleisten. Das ist uns vor Chinjata und Simoko recht gut gelungen. Erbaute man hier in Languka eine Fabrik, würden sieben von zehn Landwirten ihre Farmen aufgeben und in der Stadt Jobs annehmen, für die sie nicht geeignet sind; das Elendsviertel würde um ein Dreifaches wachsen, wir würden wieder Nahrungsmittel einführen müssen, und wir würden bankrott machen.«
»Gut argumentiert, Sammat.« Mrs. Pollifax lächelte. »Aber ich glaube, er mag sie nicht.«
»Was soll's. Das spielt keine große Rolle«, sagte Sammat leichthin.
Mrs. Pollifax war da nicht so sicher. Sie würde diesen Mr. Simba gern persönlich kennenlernen und selbst beurteilen, ob er eine Gefahr für Sammat war, vor der er die Augen verschloß. Zu viel Ehrgeiz, dachte sie, mochte zu Skrupellosigkeit führen.
Sie kehrten zu Simokos Palast zurück. Es war ein kurzer Spaziergang entlang einer Straße mit Läden, die auch Verkaufstische im Freien hatten, neuen Ämtern und Geschäftshäusern, die alle für Dienstleistungen in Palastnähe aus dem Boden gewachsen waren: das Rathaus, ein kleines Postamt, mehrere Handelshäuser mit Schildern an den Fenstern oder Türen: NATIONAL MILLING COMPANY, JONES ENTERPRISES LTD., LANGUKA
TRADING STORE, FARMERS COOP OF UBANGIBA. In der Ferne erklang
Sirenenheulen, aber es war zunächst nur ein weiteres zur Stadt gehörendes Geräusch, bis es näherkam und lauter wurde.
»Polizei?« fragte Kadi.
»Hört sich eher wie ein Rettungswagen an«, meinte Sammat.
Sie hatten soeben den Palasteingang erreicht, als ein umfunktionierter, weiß gestrichener Landrover mit einem riesigen Roten Kreuz in die Einfahrt raste und mit quietschenden Reifen am Eingang hielt. Zwei Männer sprangen heraus, klappten eine Bahre auf und beschäftigten sich mit jemandem oder etwas im Fond.
»Was ist passiert?« rief Sammat ihnen zu.
Einer wandte ihm ein von Panik gezeichnetes Gesicht zu.
»Yanga mfumo, wieder ein Löwenangriff. Mkambo! Er noch atmen, aber...« Er schüttelte düster den Kopf. Er und der andere hoben gemeinsam etwas sehr Blutiges aus dem Wagen auf die Bahre. Eine Schwester eilte aus dem Palast herbei, dicht gefolgt von Dr. Merrick und dem einheimischen Arzt, Dr. Kasonde.
Man hatte im Landrover ein Bettuch über den Verwundeten geworfen, aber es rutschte herunter, als er auf die Bahre gehoben wurde. Mrs. Pollifax hielt bei dem Anblick den Atem an. Dem Mann war die Kehle aufgerissen und er hatte ein gutes Dutzend Wunden wie von einer Pranke quer übers Gesicht und die Schultern. Sie wandte sich entsetzt und dem Übergeben nahe ab. »Armer, armer Mann«, wisperte sie immer wieder. Mit Dr. Merrick an seiner Seite wurde die Bahre rasch durch die Tür getragen.
Der vierte, dachte sie düster.
Sammat folgte der Bahre in die Notaufnahme, und Mrs. Pollifax hätte bei seinem trostlosen Gesicht fast geweint.
5
Am Spätnachmittag verließ Mrs. Pollifax ihr Zimmer und machte sich daran, die beiden langen Treppen zur Cafeteria des Krankenhauspersonals hinunterzusteigen. Auf der Empore blieb sie kurz stehen und blickte hinab in die riesige Eingangshalle, deren Bänke gewöhnlich voll wartender Patienten waren. Jetzt standen sie leer, abgesehen von der einen, auf der Dr.
Merrick sich müde an die Wand lehnte. Sie ging weiter hinunter und gesellte sich zu ihm.
»Wird der Mann überleben?« fragte sie.
»Sein Leben hängt an einem seidenen Faden«, antwortete er deprimiert.
»Ruhen Sie sich aus oder warten Sie auf jemanden?«
»Der Polizeiinspektor wird jeden Augenblick hier sein, ich möchte nicht, daß meine Patienten auf ihn aufmerksam werden, sie würden sich nur aufregen. Sie haben das neueste Opfer also gesehen?«
Sie nickte. »Ja.« Stirnrunzelnd fragte sie: »Sagen Sie, ist bei diesen Morden ein Schema zu erkennen? Ich meine damit, scheinen die Opfer aufs Geratewohl überfallen worden zu sein, oder wurden sie ausgewählt, vielleicht weil sie etwas gemein haben?«
Dr. Merrick seufzte. »Sie glauben offenbar, daß es sich lediglich um einen Mörder handelt, aber ich bin mir da nicht so sicher. Dr. Kasonde und ich arbeiten beide sowohl als Leichenbeschauer wie
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