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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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als Verantwortliche für die gerichtsmedizinische Abteilung, und nachdem wir unsere Untersuchungsergebnisse verglichen hatten, machten wir die Polizei darauf aufmerksam, daß es bei den letzten drei Opfern durchaus einen gemeinsamen Nenner gibt. Das erste unterscheidet sich hingegen von den anderen in der Intensität der Verletzungen. Diese Abweichung könnte von Bedeutung sein.«
    »Inwiefern?«
    »Nun, die Rißwunden der drei Männer, die hier in der Hauptstadt zerfleischt wurden, lassen auf ein schärferes Instrument schließen; sie gleichen einander in Tiefe und Länge. Der Bauer im Süden - der erste Tote - hatte weniger tiefe Wunden an der Kehle und dem Körper. Nicht weniger tödlich, da die Drosselvene ebenso gerissen wurde, aber eben nicht so tief. Jonas und der Snackbarmann, Siluma Makada, hatten viel tiefere Rißwunden, genau wie der arme Tiamoko Barau heute nachmittag. Und was Ihre Frage betrifft«, fügte er hinzu, »die Opfer scheinen bisher aufs Geratewohl gerissen worden zu sein.«
    »Bisher?«
    Düster sagte er: »Sie glauben doch nicht, daß dieses Morden aufhören wird, bevor der Täter gefaßt ist?«
    »Aber das Motiv?«
    »Ich glaube, das wissen Sie ebensogut wie ich«, erwiderte er trocken. »Man braucht sich doch bloß die Reaktionen der Menschen anzusehen, um daraus zu schließen, daß es Ziel dieser terroristischen Aktionen ist, Furcht und Schrecken unter der Bevölkerung zu verbreiten.«
    »Erreicht der Drahtzieher das auch bei Ihnen?«
    Merrick lächelte abfällig. »Sagen wir ganz einfach, daß ich nicht beabsichtige, im Dunkeln allein auszugehen oder bei Tageslicht als einziger eine enge, dunkle Gasse zu betreten. Und ich kann Ihnen und Kadi nur raten, Ihre Spaziergänge innerhalb der Palastanlage vorzunehmen. Im Garten... Ah, hier ist mein Polizeibeamter - ein guter, übrigens. -
    Chefinspektor Banda«, sagte er und erhob sich, um einen forschen schlanken etwa dreißigjährigen Mann in tadelloser dunkelgrüner Uniform zu begrüßen. Sein Gesicht war glatt rasiert, er hatte die Brauen zusammengezogen, war aber ansonsten offenbar um eine ausdruckslose Miene bemüht.
    Ohne überflüssige Höflichkeitsfloskeln nickte er Mrs. Pollifax zu und sagte zu Dr. Merrick:
    »Wollen wir gleich zur Sache kommen?« Die beiden Männer schritten Richtung Garten. Mrs.
    Pollifax stand auf und setzte ihren Weg zur Cafeteria fort, wo sie sich mit Kadi verabredet hatte.
    Als Nachspeise war Eiskrem angekündigt, aber der Tiefkühlschrank hatte sich entschieden zu streiken.
    »Schon wieder«, stellte Rakia, Kadis Freundin, die Krankenschwester, fest. »Die Cafeteria ist nur für Krankenhauspersonal, bei dem es sich nicht um Einheimische handelt, die andere Speisen gewohnt sind. Aber ich darf ein wenig Eiskrem für meine Kinder mit heimnehmen.
    Nur - wie soll ich sie in diesem Zustand transportieren? Mir macht es nichts aus, aber Ihretwegen tut es mir leid, Mrs. Pollifax.«
    Mrs. Pollifax lächelte sie an. »Sie läßt sich gut trinken und ist geschmolzen genauso gut.«
    Rakia war keine schöne, aber eine fröhliche Frau. Ein rotes Kopftuch rahmte ihr pausbäckiges, pockennarbiges Gesicht mit den vollen Lippen und glänzenden Augen ein. Sie war außerdem eine loyale Freundin, erinnerte sich Mrs. Pollifax. Sie war es gewesen, die geholfen hatte, Kadi nach der Ermordung ihrer Eltern aus dem Land zu schmuggeln. Sie hoffte inbrünstig, daß Rakias sieben Kinder einen guten Vater hatten.
    »Tut mir leid, aber ich muß jetzt heim.« Rakia wickelte übriggebliebene Hühnchenreste in eine Serviette und verstaute sie in ihrer Handtasche.
    »Radeln Sie schnell«, riet ihr Mrs. Pollifax, die an Dr. Merricks Warnung dachte, und Rakia bedachte sie mit einem scharfen Blick.
    »Ja.« Sie nickte. »Sie haben es also gehört.« Sie schaute auf ihre Uhr. »Schon fast dunkel, ich bin spät dran. G'Nacht, Kadi.«
    Sie umarmte die Freundin und verließ die Cafeteria. Die kräftige, breithüftige Frau hatte ihre Schwesterntracht ausgezogen und trug nun eine dunkelblaue Bluse und einen schwarzen Rock. Sehr vernünftig, fand Mrs. Pollifax. Viel unauffälliger im Dunkeln als eine weiße Schwesterntracht.
    Jetzt lasse auch ich mir schon durch diese Morde Angst einjagen, wurde ihr bewußt. Sie wandte sich an Kadi. »Essen wir unsere geschmolzene Eiskrem im Garten fertig. Ich muß dir etwas Wichtiges geben.«
    »Ein Geschenk?«
    »Nun, nicht gerade ein übliches«, entgegnete Mrs. Pollifax, »aber ein nützliches.« Sie liefen den Flur

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