und der Herr der Loewen
und begannen einstweilen schon zu essen, weil Dr. Gibbons sich mit Tony erst näher umsehen wollte.
Plötzlich machte Tony den Archäologen, der eben eine Grube abdeckte, auf etwas
aufmerksam. »Fußabdrücke!« sagte er besorgt. »Jemand war hier. Sehen Sie...« Er entfernte sich mehrere Schritte von der Fundstelle. »Jemand hat hier ein Loch gegraben!«
Kadi gesellte sich zu ihm, um ebenfalls nachzusehen. »Tief?«
Mrs. Pollifax, die müde war und der es außerdem zu heiß war herumzustiefeln, rief: »Rechts von Ihnen ist noch ein Loch!«
Nun horchte auch Dr. Gibbons auf. Er stapfte hinüber, um es zu untersuchen. »Weiß sonst noch jemand, was Sie hier gefunden haben?« fragte er.
Mrs. Pollifax war nicht sicher, ob sie es sich nur einbildete, aber sie hatte das Gefühl, daß Tonys Gesicht rot anlief. »Ich fürchte ja«, gestand er.
»Die ganze Krankenstation«, sagte Kadi verlegen.
»Das stimmt leider«, murmelte Tony mit möglicherweise noch röterem Kopf.
Dr. Gibbons nickte. »Das läßt sich nicht mehr ändern. Wir können nur von Glück sagen, daß sie nicht wußten, wo sie graben mußten. Machen wir uns wieder an die Arbeit. - Sie, Mrs. -
Mrs....«
»Pollifax«, half sie ihm freundlich.
»Ja. Halten Sie die Augen nach ungebetenen Besuchern offen.«
Die Zeit verging, die Sonne wanderte über den Himmel, und Schatten, die den Berg herabfielen, schwächten die brütende Hitze. Es bestand bald kein Zweifel mehr, daß ihr Zufallsfund Teil von etwas wirklich Großem war. Sie vergrößerten die Grube und gingen tiefer und siebten die ausgehobene Erde, um sicherzugehen, daß auch nicht das kleinste Fragment übersehen wurde. Dr. Gibbons wurde in seinen Erwartungen nicht enttäuscht. Als er sich schließlich erhob und es Tony überließ, die Grube wieder zuzuschütten und den Boden zu glätten, war selbst Mrs. Pollifax aufgeregt. Sie hatten die zerbrochene Hälfte eines gebogenen, hohlen Bronzeobjekts gefunden, die nach Dr. Gibbons Meinung zu einem Siwa, einem zeremoniellen Horn, gehörte.
»Könnte aus dem vierzehnten Jahrhundert sein oder noch älter. Gewöhnlich wurden sie aus Elfenbein geschnitzt«, erklärte er zufrieden und zeigte sie Mrs. Pollifax. »Sehen Sie das Loch zum Blasen? Eine Seltenheit! Die andere Hälfte könnte durchaus noch da unten sein.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf die behutsam aufgefüllte Grube. Sie hatten auch noch drei weitere Bronzeperlen gefunden, die zu jenen paßten, die Tony ausgegraben hatte, sowie Knochenstücke, die nun sicher in einem Plastikbeutel untergebracht waren. »Wahrscheinlich von einem Menschen«, vermutete Dr. Gibbons strahlend. Auch ein kleines rechteckiges Bronzeobjekt mit erhabenem, sauber ausgearbeitetem Muster hatten sie an den Tag gefördert.
»Kleeblätter!« rief Dr. Gibbons triumphierend. Dann wandte er sich an Tony. »Graben Sie ein wenig Buschwerk aus und pflanzen es hier wieder ein. Wir wollen doch nicht, daß Unbefugte mit ihrer Buddelei etwas gefährden!«
»Was jetzt?« erkundigte sich Mrs. Pollifax, als Dr. Gibbons seinen breitkrempigen Hut abnahm und sich den Schweiß von der Stirn wischte.
»Was jetzt? Ich nehme diese Funde mit und lasse sie säubern, untersuchen, fotografieren, datieren und fange an, um finanzielle Unterstützung zu betteln, um hier wirklich etwas Größeres auf die Beine stellen zu können.« Fast sehnsüchtig blickte er auf die Fundstätte.
»Bliebe am liebsten hier! Wir wissen so wenig über Afrika. Da ist natürlich Simbabwe und die Ausgrabungen in Nigeria bei Igbo Ukwu, aber bei so wenig schriftlichen Unterlagen ist es ungemein wichtig, jeder Spur nachzugehen.«
Seufzend verteilte er die dürren Zweige, die Tony und Kadi von den kargen Büschen gebrochen hatten. »Streuen Sie auch ein paar um die Löcher, die da jemand gegraben hat«, ersuchte er sie. Mit einem Blick auf die Sonne sagte er: »Muß wirklich als nächstes zu diesem Häuptlingburschen Sammat. Mich ihm vorstellen. Mit ihm reden.« Alle vier begutachteten die unmittelbare Umgebung der Fundstätte und stellten zufrieden fest, daß nicht mehr zu erkennen war, ob und wo hier gegraben worden war. Mrs. Pollifax packte die Hühnerknochen vom Lunch ein und wartete mit Dr. Gibbons, bis Tony und Kadi den
Landrover holten und sie die lange Rückfahrt in die Hauptstadt antreten konnten.
Am nächsten Morgen war Dr. Gibbons bereits weg. Fast, als wäre er überhaupt nie hier gewesen, dachte Mrs. Pollifax, nur daß er seinen Trenchcoat vergessen hatte.
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