und der Herr der Loewen
Kadi neugierig an, nickte Mrs. Pollifax flüchtig zu, und schritt - sehr elegant in schwarzem Anzug, weißem Hemd und rotem Binder
- so hochaufgerichtet davon, als hätte er einen Stock verschluckt. Er muß es sehr entwürdigend gefunden haben, Tony den Landrover zu bringen, dachte Mrs. Pollifax.
Das Flugzeug landete pünktlich. Dr. Gibbons überraschte Mrs. Pollifax. Irgendwie hatte sie einen großen hageren Gelehrtentyp erwartet, möglicherweise sehr ernst, vielleicht auch mit Bart. Aber er war alles andere als das. Beim Aussteigen sprach er über die Schulter mit dem Mann hinter sich, und unten angekommen, verabschiedete er sich händeschüttelnd von drei weiteren Fluggästen. Hätte Tony sie nicht auf ihn aufmerksam gemacht, hätte sie nie erraten, daß dieser jungenhafte, fast zierliche Mann Dr. Gibbons war. Er war dünn, sein Gesicht war dünn, sein weißes Haar war dünn. Aber er wirkte irgendwie verschmitzt und schien sich über alles zu freuen, was er neugierig betrachtete. Er trug spiegelblank geputzte Halbschuhe, eine leichte Tweedhose und ein Hemd ohne Binder. Eine Tweedjacke und einen Trenchcoat hatte er über einen Arm geworfen und in der anderen Hand hielt er einen Diplomatenkoffer. Ihrer Schätzung nach mochte er Ende Fünfzig sein.
Tony sagte trocken: »Ich warne Sie lieber gleich. Er wird ständig Ihre Namen vergessen, sein Tweedjackett ließe er vermutlich am Zoll liegen, wenn wir nicht aufpassen, und mit dem Einmaleins steht er auf Kriegsfuß. Aber ich glaube, Sie werden ihn mögen.«
Kaum hatte Dr. Gibbons Tony entdeckt, eilte er auf ihn zu und rief: »Ah! Da sind Sie ja, da sind Sie ja! Und diese aufregende Neuigkeit! Und zwei reizende Damen haben Sie obendrein noch gefunden! Sind Sie beide vom Roten Kreuz?«
»Ich bin hier bei World Aid«, erinnerte ihn Tony höflich.
»O ja, natürlich, natürlich. Können wir uns gleich die Fundstelle ansehen?«
»Haben Sie einen Koffer?« erkundigte sich Mrs. Pollifax.
Er blickte sie erstaunt an. »Ja. natürlich. Wie gütig von Ihnen, mich daran zu erinnern. Ich habe meine ganze Ausrüstung in ihm, das heißt, was ich eben alles in einem Koffer unterbrachte, und einen Schlafanzug. Haben Sie die Fragmente dabei, Tony?«
»Ja, aber der Koffer«, sagte Tony.
»Wie lieb von dir, mich daran zu erinnern.« Sobald sie ihn geholt hatten und nach ein paar Schritten noch einmal umgekehrt waren, da Dr. Gibbons tatsächlich Jacke und Trenchcoat am Zoll hatte liegenlassen, machten sie sich auf den Weg in den Süden.
Es war eine ange nehme Fahrt; der Landrover war zu laut, als daß sie sich hätten unterhalten können und Mrs. Pollifax bemerkte viel mehr, als ihr bei der Busfahrt aufgefallen war. Um diese Zeit wurde in den Schulen Unterricht gehalten - sie kamen an zweien vorbei - und Tony deutete über die Schulter zur Buschklinik. »Das ist jetzt ein Hospiz für Aidspatienten.« Dr.
Gibbons saß still neben Tony, den Kopf über die Fragmente gebeugt, die Tony ihm ausgehändigt hatte. Wie Mrs. Pollifax sah, hob er hin und wieder eine Lupe an die Augen, und als die Sonne sich einmal darin spiegelte, hätte es sie fast geblendet.
Tony hatte vorsorglicherweise eine Flasche Wasser und eine Flasche Limonade eingepackt und unter dem Sitz stand eine Styroporschachtel, die einen Brathähnchen-Lunch versprach.
Gegen Mittag kamen sie an. Tony ließ sie an der Fundstelle des Schädels aussteigen, während er den Wagen im Schatten eines fernen Baumes abstellte. Fast eineinhalb Kilometer westlich konnte Mrs. Pollifax die Zelte und Bauhütten der Arbeiter sehen. Der Schürfkübelbagger stand momentan unbenutzt, aber kleine Kinder saßen um ihn herum, ohne sich ihm jedoch zu dicht zu nähern, und warteten zweifellos darauf, daß er wieder wie ein Drache brüllte. Dem Berg entrissene Erdhaufen erhoben sich pyramidenförmig hinter ihm. Die Grube, die Tony bei seinem ersten Besuch ausgehoben hatte, war vorsichtshalber provisorisch zugeschüttet worden. Dr. Gibbons, der den Berg vor ihnen betrachtete, murmelte: »Vielversprechend, sehr vielversprechend.« Er holte aus seinem Koffer eine winzige Schaufel, ein Drahtnetz, das auf einem rechteckigen Rahmen befestigt war, zahllose Plastikbeutel verschiedener Größen, zwei Fotoapparate und etwas, das aussah wie ein Miniaturgeigerzähler. Bis Tony mit einer Schaufel herbeikam, hatten Mrs. Pollifax und Kadi an der Bergseite ein paar Büsche gefunden, die gerade genug Schatten für sie boten. Dort packten sie das Brathähnchen aus
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