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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ich dir das glauben kann, Pete.«
    »Wenn ich sie ungestraft kidnappen und in einen Schrank sperren könnte, würde ich es tun, das kannst du mir glauben.« An mich gewandt, sagte Decker: »Dann komm mal mit.«
    Ich stand auf. »Die Herren entschuldigen mich für einen Moment. «
    Als wir außer Hörweite der beiden waren, nahm mich Dad beiseite. Auf dem Gang war niemand zu sehen. »Wo ist deine Waffe?«, fragte er mich leise.
    »Sie haben sie mir abgenommen.«
    »Hast du seine Fingerabdrücke abgewischt, bevor du sie ihnen gegeben hast?« Seine Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. Ich starrte meinen Vater verblüfft an.
    »Wenn du ihm jetzt eine Szene machst, stehe ich da wie ein Idiot«, fuhr er fort, »also lass das bitte bleiben! Ich habe ihm das Messer auf die Brust gesetzt, und er hat es mir aus Sorge um dich erzählt.«
    »Die Antwort auf deine Frage lautet ja«, sagte ich. »Gut. Dann lass uns gehen.«
    Aber ich rührte mich nicht von der Stelle. »Hättest du es an meiner Stelle nicht genauso gemacht?« »Natürlich.«
    »Wahrscheinlich hat Germando seinen Kumpels von mir erzählt. Ich habe Mist gebaut, und Koby muss es jetzt ausbaden. Ich kann mich ja nicht damit begnügen, einfach nur meine Arbeit zu machen. Nein, ich muss mir eine Schlinge um den Hals legen und Leute, die gar nichts damit zu tun haben, in meine Freizeitermittlungen hineinziehen. Ich bin so eine gottverdammte Idiotin -«
    »Hör auf damit!« Decker legte die Hände an meine Schultern und funkelte mich an. »Cynthia, wenn du dich jetzt nicht zusammennimmst, wird Koby sich nicht von der Stelle bewegen. Wenn du ihn wirklich magst und das Beste für ihn willst, dann gehst du jetzt da raus und versuchst, ihn dazu zu bringen, nach Hause zu fahren, damit er ein bisschen Schlaf bekommt!«
    Mir traten die Tränen in die Augen. »Er war... einfach großartig. Ich stehe tief in seiner Schuld.«
    »Schön. Können wir jetzt endlich gehen?«
    In dem Moment war es mit meiner Selbstbeherrschung vorbei. »Musst du eigentlich immer so verdammt taff sein?« Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
    »Keine Angst, ich komme schon klar, aber ein klein wenig Mitgefühl würde deinem Ruf als harter Brocken bestimmt nicht schaden!«
    Mein Vater holte erst mal tief Luft, nahm mich dann aber fest in den Arm. Schlagartig fühlte ich mich wieder wie ein kleines Mädchen, das Angst vor der Dunkelheit hatte. Dad war mir immer so groß, stark und unverwundbar vorgekommen, dass ich mich fragte, ob er den Märchenzauber, den er für mich hatte, jemals verlieren würde.
    Verlegen löste ich mich von ihm und versuchte, mich wieder wie eine Erwachsene zu benehmen.
    »Ich schaffe das schon, wirklich.« Ich wischte mir über die Wangen und brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Neues Futter für meinen Therapeuten.«
    »Cynthia, du hast längst bewiesen, dass du stark bist. Jetzt tu uns beiden einen Gefallen, und such dir endlich einen anderen Beruf.«
    »Vergiss es. Was sollte ich denn anderes tun?« »Du hast schließlich ein abgeschlossenes Studium. Sattle auf Jura um.«
    »Soll das ein Witz sein? Du selbst hast dein Jurastudium abgebrochen, und mir willst du dazu raten?«
    »Ich hab mein Studium nicht abgebrochen.«
    »Na schön, du hast deinen Abschluss gemacht, aber danach bist du ziemlich schnell ausgestiegen.«
    »Ich bin übrigens nicht der Einzige, der unglücklich über deinen Beruf ist. Er mag auch keine Cops.«
    »Wer?«
    »Koby. Er hat mir gesagt, dass er keine Cops mag.« »Vielleicht mag er nur dich nicht.« Dad lachte. »Das kann sein.«
    »Als Schwarzer hat er der Polizei gegenüber ein paar Vorurteile, die leider nicht immer ganz unbegründet sind. Ich liebe meinen Job, genau wie du, und ich würde ihn um keinen Preis der Welt hergeben.«
    »Nicht einmal, wenn er dich darum bitten würde?«
    »Er würde das nie von mir verlangen. Das machst nur du.«
    »Ein Vater darf das.«
    »Können wir endlich gehen?«
    »Wer von uns beiden ist jetzt taff?«
    Das brachte mich zur Besinnung. »Ich liebe dich, Decker.
    Danke, dass du gekommen bist. Aber vielleicht solltest du ebenfalls heimfahren und ein bisschen schlafen.«
    Er lächelte geheimnisvoll. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass er irgendwas im Schilde führte, fragte ihn aber nicht danach. Stattdessen öffnete ich die Tür, durch die man in den Eingangsbereich des Polizeireviers gelangte. Als Koby mich entdeckte, stand er sofort auf. Ohne nachzudenken rannten wir aufeinander zu und fielen uns in

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