Und der Herr sei ihnen gnädig
das?«
»Was?«
»Das da!« Es hatte eine rechteckige Form und war aus Chrom, Stahl oder Silber. Sie kniff die Augen zusammen.
Ich sah mir das Ding genauer an. »Vielleicht ist es aus ihrer Tasche geflogen. Wir sollten es nicht anfassen... obwohl ich eigentlich gar nicht einsehe, warum.«
»Bloß für alle Fälle.« Hayley griff in ihre Tasche und zog ein Papiertuch heraus.
»Hier.«
Ich fischte das Metallstück aus der Hecke und stellte zu meiner Überraschung fest, dass es an einer Kette befestigt war. Es ähnelte einer der Hundemarken, wie sie GIs üblicherweise trugen. In das Metall waren ein Name und eine Adresse eingestanzt, außerdem der Hinweis, dass die Trägerin Dilantin einnehme und allergisch gegen Penizillin und Erythromycin sei.
»Wir haben es mit einer ziemlich kranken Frau zu tun.«
»Belinda Syracuse.« Hayley hatte den Strahl der Taschenlampe auf die Metallmarke gerichtet. »Glaubst du, das ist sie?«
Mit klopfendem Herzen holte ich mein Handy heraus. »Das werden wir gleich wissen.« Während ich die Nummer wählte, hatte ich ein unheimliches Dejä-vu-Gefühl. Bei dem Gedanken, was ich zu der Person sagen sollte, die ich gerade um drei Uhr morgens anrief, begann ich zu schwitzen. Nach dreimaligem Klingeln schaltete sich ein Band ein. Als mir die aufgenommene Stimme erklärte, wer sich am anderen Ende der Leitung befand, ließ ich vor Überraschung das Telefon fallen.
20
Am Ende beherzigte ich Olivers Ratschlag und setzte mich, denn hätte ich es nicht getan, wäre ich mit Sicherheit umgefallen. Hayley stellte mir dauernd Fragen; ich hörte ihre Stimme, verstand den Sinn ihrer Worte aber nicht, weil sich in meinem Kopf alles drehte. Irgendwann begannen ihre Worte wieder zu mir durchzudringen.
»...fehlt dir was? Brauchst du ein Glas Wasser?« »Es geht mir gut!«, behauptete ich mit Nachdruck. Ihr aufgeregter Ton erregte Olivers Aufmerksamkeit. Er kam zu uns herüber. »Was ist los?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Hayley. »Decker hat die Nummer auf der Hundemarke angerufen. Dann hat sie das Telefon fallen lassen.«
»Was meinst du mit Hundemarke?«
Ich zeigte Oliver den Metallstreifen, den Hayley und ich in den Büschen gefunden hatten. »Die Telefonnummer auf der Marke ist die des Fordham Communal Center for the Developmentally Disabled. Falls es sich bei dem Fahrerfluchtopfer um Belinda Syracuse handelt, dann ist das Ganze ein klassischer Fall von Deja-vu. «
»Wie zum Teufel meinst du das?«, bellte er mich an.
»Kannst du mir eine Minute Zeit lassen, wieder zu Atem zu kommen?«, fauchte ich zurück.
Hayley und er starrten mich an. Obwohl Oliver so unglaublich grob und schroff zu mir war, sprach aus seinem Blick so etwas wie Sorge um mich.
»Ihr habt doch von dem Baby gehört, das ich aus dem Müll gefischt habe, oder? Die Mutter geht an dieselbe Behindertenschule ... das Fordham Center... «
Noch immer musterten mich die beiden eindringlich. »Und...?«, fragte Oliver.
»Findet ihr nicht, dass das ein großer Zufall ist?«
»Ja... wahrscheinlich. «
Plötzlich kam ich mir total dämlich vor. Was war daran eigentlich so ungewöhnlich? »Du glaubst, da besteht ein Zusammenhang?«, erkundigte sich Oliver. »Inwiefern?
Lass hören! Da bin ich aber gespannt.«
»Ich weiß es doch auch nicht.«
»Warum bist du dann so hysterisch?«
»Keine Ahnung, Oliver, vielleicht liegt es an dem schockierenden Erlebnis von eben.
Ich musste mit ansehen, wie ein anderer Mensch wie ein Federball durch die Luft geschleudert wurde!«
Ich war lauter geworden, als ich vorgehabt hatte. Koby rief: »Alles in Ordnung, Cindy?« »Ja, keine Sorge!«, gab ich zur Antwort. »Ich führe lediglich eine angeregte Diskussion!«
Meine Stimme klang messerscharf. Koby gab einem der Sanitäter ein Zeichen und kam dann herübergesprintet. Jemand hatte ihm ein hellblaues, kurzärmeliges Sanitäterhemd geliehen. Er musterte mich mit besorgter Miene. »Du siehst blass aus.« »Es geht mir gut.« Ich deutete zuerst auf Hayley. »Das ist Officer Marx, auch vom Hollywood PD... und das Dectective Scott Oliver vom Morddezernat.«
»Yaakov Kutiel.« Er hob bedauernd seine in blutverschmierten Handschuhen steckenden Hände hoch. »Sie müssen entschuldigen, wenn ich Ihnen nicht die Hand gebe.« Oliver nickte.
Koby richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. »Soll ich dich heimbringen?« »Ich kann sie auch nach Hause fahren, wenn Sie beschäftigt sind«, bot Oliver an.
Ich wand mich verlegen. Spätestens
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