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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Das darf nicht sein!‹ Das war schon viel besser. Wut ist immer gut.
    »Gott sei Dank, Sie leben noch!« sagte ein Stimme von irgendwoher.
Sie öffnete die Augen und sah direkt vor ihrem Gesicht einen Fuß, der in einer zerschlissenen Sandale steckte, dann das dazugehörende Bein. Obwohl sie nicht die Kraft aufbrachte, den Kopf zu heben und den Besitzer der Stimme zu identifizieren, empfand sie grenzenlose Erleichterung: Es stimmte, sie lebte noch! Und nun fiel ihr auch Eric der Rote wieder ein und die Worte Alec Wis, der gesagt hatte, der Anschlag der Terroristen sei für den Morgen geplant. Ob es wohl schon morgen war? Sie mußte endlich aufhören, sich selbst zu bemitleiden. Sie mußte herausfinden, wieviel Uhr es war. Vorausgesetzt, sie konnte sich überhaupt bewegen. Sie mußte versuchen, von diesen verfluchten Brettern hochzukommen...
Kurz entschlossen hob sie den Kopf, ignorierte das Dröhnen in ihren Ohren und ließ sich auch nicht entmutigen, als sich die Welt um sie herum immer schneller zu drehen begann. Das Karussell, auf dem sie saß, wurde langsamer, und sie erkannte den Stapel von Holzkisten wieder, hinter dem sie am Nachmittag gelegen hatte. Und sie erkannte Detwiler, der sie entsetzt anstarrte. »Detwiler«, murmelte sie, und der Klang ihrer eigenen Stimme erfüllte sie mit unsäglicher Freude und gab ihr neue Kraft. Nun drangen auch Geräusche in ihr sein: Stimmen, Schritte, die hin und her eilten, ein Lachen und... Was hatte dieses Quietschen im Hintergrund zu bedeuten - so vertraut, als würde jemand Wäsche auf die Leine hängen und doch so anders...? Natürlich - ja! Es war der Flaschenzug, an dem irgendwelche Gegenstände zur Straße hinabgelassen wurden. Sie erinnerte sich, daß Alec gesagt hatte, die Fenster seien mit einem Griff herauszunehmen, um den Lieferwagen zu beladen... Die Terroristen waren also bereits damit beschäftigt, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Folglich mußte der Morgen schon angebrochen sein. Wenn dem so war, dann war es an der Zeit, daß auch sie aktiv wurde. ›Steh auf, Emily!‹ dachte sie. › Wenn du hier nicht hochkommst, bringen Sie dich um! Sie lassen dich ganz sicher nicht hier zurück! ‹ Der Gedanke versetzte sie in Panik, und sie überlegte, woher er gekommen war und ob er der Wahrheit entsprach.
›Natürlich ist das wahr!‹ antwortete eine leise Stimme in ihrem Kopf. › Wenn du nicht gehen kannst, dich nicht einmal alleine auf den Beinen halten kannst, was nützt du ihnen dann schon? Lebend lassen sie dich hier bestimmt nicht zurück! ‹ Sie überlegte, wie sie auf den Gedanken gekommen war, die Terroristen würden sie mitnehmen... Hatte diese innere Stimme etwa gemeint, sie könnte als Geisel benutzt werden?
›Und weshalb nicht?‹ antwortete die Stimme noch einmal und fügte leicht ironisch hinzu: Vielleicht ist dir aufgefallen, daß dein Rücken zwar nur mehr Blut und rohes Fleisch ist, aber dein Gesicht, deine Hände, Beine und Füße haben sie verschont. Sieht man von deinem Rücken ab, kann man dich durchaus der Öffentlichkeit präsentieren. ‹ Diese Überlegung erfüllte sie mit neuem Leben und spornte sie an. Sie mußte es einfach schaffen! Sie mußte sich aufsetzen und vielleicht... - wer konnte das schon wissen -... vielleicht konnte sie sogar auf die Beine kommen und unter Umständen sogar gehen? Wunder geschehen immer wieder, dachte sie, und so wie die Dinge lagen, würde sie sich im Augenblick auch mit einem kleinen Wunder zufriedengeben.
    Mehrmals atmete sie tief durch, wurde von einem Hustenkrampf geschüttelt und sog erneut die Luft tief in ihre Lungen. Mit einer wahrhaft herkulischen Anstrengung, die ihr Tränen in die Augen trieb, rollte sie sich zur Wand und stemmte sich in eine sitzende Position. Sie unterdrückte einen Schmerzensschrei, als ihr zerschundener Rücken die Wand berührte. Sie biß gerade die Zähne zusammen und hob ihre gefesselten Handgelenke, um einen Blick auf die Uhr zu werfen
- sie stand auf sechs Uhr drei -, als eine Welle der Übelkeit in ihr aufstieg und ihren Magen zu einem Knoten zusammenpreßte, so daß sie sich heftig übergeben mußte.
    Als es vorüber war, war sie in Schweiß gebadet; sie fühlte sich schwach und hundeelend, doch sie bezwang den schier unwiderstehlichen Wunsch, sich flach auf dem Fußboden auszustrecken, und wartete ab.
    Minuten vergingen - oder waren es Stunden? -, ehe sie es wagte, die Augen wieder zu öffnen. Nun fühlte sie sich besser.
Zwar war sie sich völlig im klaren

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