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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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lange!« brummte Cyrus bedrückt.
»Ja«, pflichtete ihm Marko bei, »aber es ist besser als nichts. Bitte - setzt euch doch wieder. Noch ist nichts verloren...«
Um ein Uhr dreißig rief Duncan erneut an und gab eine Liste der Hausbesitzer in der Dragon Alley durch. Marko notierte die Namen in fliegender Hast auf ein Blatt Papier. Mit einer Hand hielt er die Sprechmuschel des Telefons zu und drehte sich mit dem Papier in der Hand zu Cyrus und Robin um. »Eine Liste der Grundstücke und Häuser, die auf den Namen Charles Feng eingetragen sind; alle sorgfältig mit verschiedenen Firmennamen getarnt und... Mon dieu! Hört euch das mal an: Unter dem Namen Crystal Curio Enterprises gehört dem Mann die halbe Dragon Alley - Haus Nummer 31 1/2, Nummer 30 und Nummer 28! Das ist die Erklärung, wie er unbemerkt FengImports verlassen konnte. Unter dem Firmennamen Emperor Gems Limited besitzt er ein Lagerhaus im Hafen, unter dem Firmennamen Green Jade Associates Limited gehört ihm eine Schneiderei. Möglicherweise ist das noch nicht einmal alles; das Sonderdezernat recherchiert weiter...« Er wandte sich wieder dem Telefon und Duncan zu: »Versuchen Sie es zuerst mit dem Lagerhaus und der Schneiderei... Aber mit äußerster Vorsicht.«
Im Verlauf der nächsten Stunde standen Telefon und Funkgerät still, und das Warten wurde für die, die nicht schlafen oder zumindest dösen konnten, zur Qual.
Um vier Uhr sprang Cyrus unvermittelt auf. »Jetzt habe ich endgültig die Nase voll, verdammt noch ma l!« knurrte er und ging zu Sheng Ti hinüber, der noch immer auf der Couch schlief. Er rüttelte ihn am Arm. »Wachen Sie auf, Sheng Ti!« rief er, und während Sheng Ti sich aufsetzte und seine Augen rieb, schnarrte Cyrus in Befehlston: »Marko - Sie rufen Ihre Leute von der Dragon Alley zurück. Robin, Sie wecken Ihren dritten Mann, der nebenan schläft... Ich kann mir nicht helfen, doch dies hier erinnert mich zu sehr an eine Totenwache, und es ist die sinnloseste Vergeudung von Talenten, die ich je erlebt habe!«
»Sie übernehmen das Kommando, mein Freund?« lächelte Marko schwach.
»Ja, zum Henker!« knurrte Cyrus entschlossen. »Möglich, daß Sie deshalb Ihren Job verlieren, aber für mich steht das Leben meiner Frau auf dem Spiel! Ich schlage folgendes vor...« Er unterbrach sich und berichtigte: »Nein - wir werden folgendes tun.«
Ruhig doch bestimmt setzte er ihnen auseinander, welchen Plan er entworfen hatte, und was sie unternehmen würden, während der Gouverneur die nötigen Schritte in die Wege leitete und mühsam das Getriebe der Bürokratie in Bewegung brachte.

16 FREITAG
    Um sie herum war tiefste Dunkelheit gewesen; dann ein winziger, trüber Lichtschein. An der Decke ein Haken, an den man sie mit ihren gefesselten Händen aufgehängt hatte - eine Handbreit über dem Boden. Und der Mann, dessen Gesicht sie nicht erkennen konnte, hatte Fragen gestellt - zahllose Fragen...
    Dann hatte der Schrecken begonnen... Oder hatte sie das alles etwa geträumt? Sie bewegte sich, stöhnte laut auf und öffnete mühsam die Augen. Etwas hatte sich verändert: der dunkle Raum war nicht mehr da, und sie lag auf dem Fußboden eines hell erleuchteten Zimmers - zu hell, und sie mußte die Augen wieder schließen. Jetzt erst fühlte sie den brennenden Schmerz, der wie Feuer über ihren Rücken zuckte und etwas Warmes, Klebriges, das irgendwie damit zusammenhing. ›Wie komme ich hierher?‹ dachte sie. ›Und wo bin ich überhaupt?‹ Zu viele Fragen, auf die sie keine Antwort wußte, und sie sank zurück in einen Zustand des Vergessens - halb Bewußtlosigkeit, halb Erschöpfungsschlaf.
    Als sie erneut zu sich kam und die Augen öffnete, begriff sie mit plötzlichem Entsetzen, wo sie war und weshalb: Sie war in Hongkong und man hatte sie verhört und geschlagen. Der Mann ohne Gesicht hatte sie geschunden und gequält, um sie zum Reden zu bringen. Sie fragte sich, weshalb er sie nicht getötet hatte, doch das würde vermutlich als nächstes geschehen...
    Überwältigt von Schmerz und Schwäche begann sie leise vor sich hin zu weinen und dachte an Cyrus, der zu ihr unterwegs war, und den sie nun nie mehr sehen würde - nie mehr einen Morgen mit ihm, nie mehr einen Frühling, einen Sommer...
    Doch sehr bald wurde sie wütend auf sich selbst; darauf, daß sie sich ihrem Schmerz und Selbstmitleid hingab, und sie dachte ärgerlich: › Ich erwarte ja nicht unbedingt saubere Laken, aber in einem schmutzigen Speicher in Hongkong zu enden?

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