und der magische Stein
öffnete die Haustür weit und trat nach draußen.
Die winzige, alte Dame begann zu strahlen und breitete die Arme aus. »Na, wenn das mal nicht Marilyn Cantrip is!«, sagte sie.
»Ich fasse es nicht! Violet Duggery!« Grandma beugte sich nach unten, schlang ihre Arme um die winzige, alte Frau und umarmte sie fest.
Mum beobachtete die herzliche Begrüßung der beiden amüsiert.
»Un das muss die neue Mrs Cantrip sein«, sagte Mrs Duggery, wandte sich Mum zu und streckte ihr eine sehr kleine und sehr runzlige Hand entgegen.
»Genau.« Mum lächelte und schüttelte ihr die Hand. »Bitte kommen Sie herein, Mrs Duggery. Ich mache uns einen Kaffee.«
»Das lass ich mir nicht zweimal sagen«, sagte Mrs Duggery und kam ins Haus gestapft. Sie stand einen Moment in der Eingangshalle des großen, alten Hauses und sah sich aufmerksam um.
»Ah«, seufzte sie. »Ist das schön, zurück zu sein, Ehrenwort!«
Grandma sah sie lächelnd an. »Wir freuen uns auch sehr, dass du hier bist!«
»Ich sehe, Master Cantrip ist immer noch an seinem Platz«, sagte Mrs Duggery und deutete auf Sidneys Porträt an der Wand. »Er beschützt das alte Haus, so viel ist mal sicher.«
»Das glaube ich auch«, stimmte Grandma zu. »Hier entlang, Violet.«
Sie durchquerten die Bibliothek auf dem Weg in den Wintergarten – Grandma, hochgewachsen und elegant, mit den leichtfüßigen Schritten einer Tänzerin, und Mrs Duggery, in klobigen braunen Stiefeln an ihrer Seite entlangstapfend. Im Wintergarten angekommen, öffnete Grandma die Flügeltüren zum Garten, und sie setzten sich in die gemütlichen Korbstühle.
In der Küche füllte Mum den Wasserkessel und setzte ihn auf die Ofenplatte. Wenig später trug sie ein Tablett mit Kaffee und Schokoladenkeksen in den Wintergarten.
Grandma und Mrs Duggery unterhielten sich lebhaft, wie zwei alte Freundinnen. Mum bemerkte, dass Mrs Duggery trotz der Wärme ihren Strickhut aufbehielt und mehrere Pullover übereinander zu tragen schien.
»Mrs Duggery hat angeboten, uns bei der Hausarbeit zu helfen«, sagte Grandma, als Mum sich zu ihnen setzte. »Wir könnten durchaus ein wenig Hilfe gebrauchen, meinst du nicht auch, meine Liebe? Auf dem Speicher stehen noch diese uralten, riesigen Schränke, die wir schon seit Monaten ausmisten wollen, aber bis jetzt haben wir nie die Zeit dafür gefunden.«
Mum hielt ihre Kaffeetasse in der Hand und saß still und verwundert da. Wie wollte Mrs Duggery die Hausarbeit bewältigen, fragte sie sich. Sie sah aus, als sei sie nicht einmal kräftig genug, eine Fliegenklatsche zu halten, geschweige denn Schränke auszumisten, in denen sich weiß Gott was angesammelt hatte!
»Ich regle das Finanzielle mit Mrs Duggery, mach dir deswegen keine Gedanken«, fuhr Grandma fort. »Sie hat netterweise angeboten, auf Cantrip Towers aufzupassen, während wir in London sind, so wären auch die Tiere das Wochenende über versorgt.«
Mum wurde klar, dass es keinen Sinn hatte zu protestieren. Mrs Duggerys Hilfe abzulehnen, würde ihre Schwiegermutter nur kränken.
»Also gut«, sagte Mum. »Dann danke ich Ihnen.« Sie lächelte Mrs Duggery an, die ihr zunickte und genüsslich in ihren dritten Schokoladenkeks biss.
»Gut, dann ist ja alles in bester Ordnung«, sagte sie.
Die alte Dame lächelte, aber es fiel Mum schwer, einzuschätzen, was in ihr vorging. Ihr Gesicht war von so vielen Linien durchzogen und schien so – so undurchschaubar.
»Wo wohnen Sie, Mrs Duggery?«, fragte sie.
»Hier in der Gegend«, erwiderte Mrs Duggery und spülte mit etwas Kaffee hinunter, was von ihrem vierten Keks übrig war.
»Oh«, sagte Mum. »Und haben Sie Familie, Mrs Duggery?«
Mrs Duggery nahm sich nickend den fünften Keks.
»Mrs Duggery ist eine Cantrip, Ottalie«, sagte Grandma.
»Eine Cantrip?«, fragte Mum.
»Das bin ich. Meine Mutter, Elisa, war Sidney Cantrips jüngere Schwester«, sagte Mrs Duggery. Dann stand sie auf. »Danke für Kaffee und Kekse. Ich hab meine Schürze dabei. Wo soll ich anfangen?«
Mum sah sprachlos zu Grandma hinüber. Grandma sprang auf und warf Mum ein Lächeln zu.
»Ich komme mit auf den Speicher, Violet«, sagte sie, und die beiden alten Damen verließen den Wintergarten.
Mum saß eine Weile in ihrem Korbstuhl, blickte in den Garten hinaus und philosophierte darüber, dass das Leben auf Cantrip Towers voller Überraschungen war.
Die Cantrips sind ein ganz schön schräger Haufen, dachte sie.
»Wir haben Zuwachs bekommen auf
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