und der magische Stein
schluckend. Diesen Auftritt musste sie erst mal verdauen.
Marina sah zu Glenda hinüber und holte tief Luft. Für den Bruchteil einer Sekunde erinnerte sie sich daran, was diese Frau ihr und ihren Schwestern angetan hatte, doch dann hakte sich Verena bei ihr unter und zog sie in Richtung Eingangstür.
Flame stand neben Mums Wagen und beobachtete Glenda. In ihr begann es zu brodeln.
Das ist die Frau, die versucht hat, mir und meinen Schwestern wehzutun. Und jetzt spaziert sie einfach so auf unserem Grundstück herum! Glenda spürte Flames bohrenden Blick in ihrem Rücken und drehte sich um. Vollkommen unbeeindruckt musterte sie das große Mädchen mit den kupferfarbenen Haaren und den langen, schlanken Beinen.
Sie ist das Ebenbild ihrer Großmutter, dachte sie. Dieselbe Figur, dieselbe Charakterstärke, dieselben grünen Augen.
»Mum ist drinnen«, sagte Marina zu Oswald und Glenda und hielt ihnen die Tür auf. »Kommen Sie herein.«
Mum kam gerade die Treppe herunter, einen Koffer in jeder Hand, als Oswald und Glenda mit Marina durch die Eingangstür traten. Innerlich stöhnte sie auf. O nein, nicht jetzt! Wir haben alle Hände voll zu tun. Aber Mum ließ sich nichts anmerken und blieb wie immer ausgesprochen höflich.
»Guten Morgen!«, begrüßte sie die Erwachsenen und wandte sich Verena zu. »Hallo, Liebes!« Sie lächelte. »Bist du bereit für die große Reise?«
Verena strahlte sie an. »Ja! Vielen Dank, dass Sie mich mitnehmen!«
Es war nicht zu übersehen, dass Mum beschäftigt war, aber Oswald und Glenda standen da, als hätten sie Wurzeln geschlagen. Und da Mum nun mal Mum war, fragte sie: »Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee?«
»Das wäre ganz reizend, Ottalie«, erwiderte Oswald mit seiner schmierigsten Stimme. Das schwarze Haar hatte er zurückgegelt, so dass die Haarspitzen über seinen Hemdkragen stippten. Er trug ein teures dunkelblaues Jackett, und an seinem linken Handgelenk prangte eine riesige goldene Armbanduhr.
Glenda stand aufrecht und elegant da; sie trug ein beigefarbenes Seidenkleid und eine dazu passende Handtasche aus Straußenleder. Auch ihre Schuhe waren perfekt auf das Ensemble abgestimmt. Sie lächelte dünn und nickte, als habe sie die Einladung erwartet.
»Marina, setz bitte Wasser auf, und du und Verena, ihr bleibt bitte in Rufweite, wir müssen pünktlich um zehn Uhr dreißig los.«
»Ist gut, Mum«, erwiderte Marina.
»Wo ist Marilyn?«, fragte Glenda und sah sich suchend in der großen Halle um.
»Sie ist noch beim Friseur. Sie wird sicher bald zurück sein«, sagte Mum. Dann drehte sie sich um und sagte: »Flame, bitte hol deinen Vater.«
»Wo ist der alte Knabe denn?«, wollte Oswald wissen.
»Er kümmert sich um den Gemüsegarten, im Juni gibt es da viel zu tun«, antwortete Mum.
»Wie wäre es, wenn ich ihm einen Kaffee rausbringe? Ich werde ihn suchen gehen«, sagte Oswald. »Ich wollte sowieso einen Blick in den Garten werfen, wo ich schon mal hier bin.«
Flame musterte Oswald argwöhnisch. Mum warf ihr einen vielsagenden Blick zu. Wir lassen diesen Mann nicht alleine auf unserem Grundstück herumwandern! Flame verstand sofort. »Ich werde Ihnen zeigen, wo Dad ist, Mr Foffington-Plinker. Sonst verlaufen Sie sich noch. Folgen Sie mir.«
»Und ich gehe uns einen Kaffee machen«, sagte Mum zu Glenda. »Nehmen Sie doch im Wintergarten Platz.«
Glenda lächelte bemüht höflich. »Könnte ich vielleicht Ihre Toilette benutzen?«
»Selbstverständlich«, sagte Mum und zeigte Glenda die Tür der Gästetoilette. »Ich bin sofort bei Ihnen. Und zum Wintergarten geht es dort entlang.« Sie deutete auf die Tür zur Bibliothek.
»Vielen Dank«, erwiderte Glenda und verschwand in der Gästetoilette. Zwei Minuten später trat sie leise wieder heraus. Mum war noch immer in der Küche beschäftigt. Von Verena und Marina war weit und breit nichts zu sehen. Glenda stand allein in der großen Eingangshalle.
Zeit für eine kleine Erkundungstour, dachte sie und ging zum Fuß der Mahagonitreppe hinüber. Ihr Blick wanderte das mit Schnitzereien verzierte Geländer entlang, das sich höher und höher wand, bis in den zweiten Stock hinauf und mitten durch das Herz des alten Hauses hindurch. Wirklich sehr eindrucksvoll, fand sie. An den Wänden hingen die Porträts zahlreicher Cantrip-Generationen. Sie blickten aus ihren schweren Goldrahmen auf Glenda hinab.
Am Bild von Sidney Cantrip blieb Glendas Blick hängen. Sie schenkte Sidney ein belustigtes
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