und der magische Stein
waren. Sie fütterte Pudding und Bert und sorgte dafür, dass der kleine Hund ein bisschen Auslauf im Garten bekam. Dann kehrte sie ins Haus zurück und wanderte einmal durch alle Zimmer. Sie überprüfte jedes Fenster und jede Tür, sah nach, ob sie auch verschlossen waren, und bereitete sich schließlich ihr Abendessen zu.
Nachdem sie gegessen hatte und die Küche aufgeräumt war, löschte Mrs Duggery alle Lichter im Haus und ging in das Gästezimmer im ersten Stock hinauf. Dort schaltete sie den Fernseher ein, den Dad ihr ins Zimmer gestellt hatte, und setzte sich in einen hübschen pinkfarbenen Ohrensessel. Bert nahm sie auf den Schoß. Während die Sonne allmählich unterging und es dunkel im Zimmer wurde, schaute sie sich eine Quizshow im Fernsehen an, deren Fragen sie alle beantworten konnte – und wartete.
Während Mrs Duggery das Familiensilber polierte, waren die Cantrips immer noch auf der Landstraße unterwegs. Dad saß am Steuer und Grandma auf dem Beifahrersitz. Flame saß hinter Dad und starrte aus dem Fenster. Neben ihr, in der zweiten Sitzreihe, unterhielt sich Sky mit Mum. Auf der Rückbank quatschten Verena und Marina in einem fort. Flora dagegen, die neben ihnen saß, war noch stiller als üblich. Sie schwieg ebenso wie Flame, die auf die vorbeihuschenden Felder sah und mit halbem Ohr dem Geschnatter von Marina und Verena lauschte. Das Getue der beiden ging ihr allmählich auf die Nerven. Jedes Mal, wenn Verena etwas sagte, um Marina zu gefallen, hatte sie das Gefühl, ein Eispickel durchbohre ihr Herz. Sie fröstelte unwillkürlich.
Aus dieser Freundschaft wird nichts Gutes wachsen, dachte sie. Irgendetwas stimmt hier nicht, und es entfernt uns Schwestern voneinander. Doch es gab nichts, was sie hätte tun können, außer zuzuhören.
Flame konzentrierte ihre Gedanken auf Cantrip Towers und Mrs Duggery. Mit einem Mal schossen ihr Bilder der alten Dame mit dem lila Strickhut durch den Kopf. Sie sah Mrs Duggery in der Küchentür stehen, als würde sie sie gegen Eindringlinge verteidigen. Dann schien sie sich im Wintergarten des Hauses aufzuhalten. Und schließlich sah Flame, wie sie aus einem der Schlafzimmerfenster in den Garten hinausguckte.
Flame runzelte die Stirn und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Mrs Duggery
muss
magische Kräfte haben, dachte sie. Weswegen sollte Grandma Mum und Dad sonst überredet haben, sie einzustellen? Was wohl passieren wird? Steckt mehr hinter Oswalds Wunsch, das Haus zu kaufen? Hat womöglich Glenda dabei ihre Finger im Spiel?
»Alles in Ordnung da hinten, Flame?«, fragte Mum. »Dich scheint etwas zu beschäftigen.«
Dad sah in den Rückspiegel und fing Flames Blick auf. »Worüber grübelst du nach?«, fragte er.
Gleichzeitig drehte sich auch Grandma zu ihr um und sah sie besorgt an.
Flame lächelte. »Ich habe nur an das Konzert gedacht«, antwortete sie.
Sie wusste, dass Grandma ihr das nicht abnahm, aber es war nicht der richtige Moment, um ihr zu erzählen, dass sie sich Sorgen um Cantrip Towers machte.
»Glaubst du, unsere Schule wird den Wettbewerb gewinnen, Mum?«, fragte Sky und sah ihre Mutter mit großen Augen an.
»Eure Chancen stehen sehr gut«, sagte Mum. »Aber das Wichtigste ist, dass ihr heute Abend viel Spaß habt.«
Flora beugte sich nach vorn und flüsterte in Flames rechtes Ohr: »Ich hab so ein komisches Gefühl, dass heute Nacht etwas zu Hause passieren wird.«
Flame drehte sich halb zu ihr um und nickte. »Ich auch«, wisperte sie.
»Was ist los, Flora?«, fragte Marina. Sie lehnte sich zu ihrer Schwester, über Verena hinweg, die zwischen ihnen saß.
»Nichts«, sagte Flora und drehte ihren Kopf wieder zum Fenster.
Flames finstere Blicke sprachen eine ebenso deutliche Sprache: Halt endlich die Klappe, du Esel!
Da begriff Marina, dass es etwas mit ihren magischen Kräften zu tun haben musste und ließ sich mit einem tiefen Seufzer in ihren Sitz zurückfallen.
Verena bemerkte die gereizte Stimmung und horchte auf. Worum ging es hier? Da war doch etwas im Busch! Sie guckte von Schwester zu Schwester, aber sie wichen alle ihrem Blick aus – sogar Marina.
Wenig später hielt Dad an einer Tankstelle, und sie stiegen aus, um sich die Beine zu vertreten. Mit acht Personen, Gepäck und Instrumenten beladen war der Wagen zu einer fahrenden Sardinenbüchse geworden. Während die anderen Schwestern etwas zu trinken kauften und auf die Toilette gingen, wich Verena nicht von Marinas Seite. So fand diese keine
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