und der Meister des Todes
die Treppen wieder hinunter. Der Mann mit den schwarzen Locken stieg draußen gerade in einen alten Fiat Cinquecento. Bob wartete, bis er vom Parkplatz gefahren war, und sprang dann eilig in seinen Käfer.
Der Fiat fuhr gemächlich durch Hollywood. Bob ließ sich ebenfalls Zeit. Durch seine Detektivarbeit hatte er gelernt, Verdächtige zu verfolgen, ohne dabei aufzufallen. Man musste immer ein paar Wagenlängen Abstand halten und dennoch das Ziel nicht aus den Augen lassen. Niemals hektisch Gas geben und zu oft die Spur wechseln. Bob lehnte sich zurück. Im Nachmittagsverkehr war eine Verfolgung relativ einfach, weil es weder zu viele noch zu wenig andere Autos auf den Straßen gab. Zudem war der kleine Fiat leicht zu erkennen. Es war ein leuchtend roter Wagen. Der dritte Detektiv machte erneut das Radio an. Dieses Mal kam fröhliche Musik. Wäre es nicht so entsetzlich heiß und stickig im Käfer gewesen, wäre die Fahrt direkt angenehm gewesen – zumal der Tod im Kofferraum lag und Bob nicht anstarren konnte.
Bob folgte Federico über die Küstenstraße bis nach Rocky Beach. Hinter dem Ortskern bog er auf die Straße ab, die über die Berge Richtung Nordwesten führte. Es sah so aus, als ob Federico zum Haus der Sciuttos fahren wollte. Doch bei der letzten Abzweigung nahm der Mann nicht den staubigen Schotterweg, sondern bog in eine kleine Straße ab, die zu einer Pension führte. Bob wusste, dass es eine Sackgasse war, und beschloss, die Verfolgung von hier aus zu Fuß aufzunehmen. Nicht, dass Federico misstrauisch wurde, wenn schon wieder ein gelber Käfer auftauchte.
Er parkte am Straßenrand und schloss den Wagen ab. Dann wanderte er mit zügigen Schritten die staubige Straße bis zur Pension hoch. Bob bereute es, kein Wasser eingepackt zu haben. Die Luft flimmerte vor Hitze. Selbst für kalifornische Verhältnisse war es ein ungewöhnlich heißer Monat. Doch die Strecke war zum Glück nicht lang. Nach einer Kurve hatte Bob freie Sicht auf das hübsche blaue Holzhaus, das den Namen Blue Hill trug. Bob war noch nie hier gewesen, aber er kannte die Tochter des Betreibers. Sie war eine Freundin von Lesley, der netten Verkäuferin aus dem Buchladen in Rocky Beach. Und Bob hatte sich schon mal mit ihr unterhalten.
Der rote Fiat parkte neben der Pension. Von Federico war jedoch nichts zu sehen. Bob betrat die Veranda. Die Tür zur Pension stand offen. Ob er reingehen sollte? Er zögerte kurz. Auf keinen Fall wollte er Federico direkt in die Arme laufen. Doch ein Blick ins Innere verriet Bob, dass niemand da war. Er trat in einen großen Flur mit einer altmodischen Blümchentapete. Es roch nach Kaffee und frisch gebackenem Kuchen. Ein Radio auf der Fensterbank spielte Schlager aus vergangenen Zeiten. In einer Ecke stand ein kleiner Empfangstresen. Dahinter waren Fächer für Schlüssel angebracht, wie in einem Hotel, nur dass es hier lediglich drei Zimmer gab. Nach der Nacht im Sciutto-Haus wirkte die kleine Pension wie ein Ort des vollkommenen Friedens.
Bob fand eine Klingel und läutete. Schon kam ein Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren aus einer Tür. Sie stutzte kurz, dann trat ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Bob?«
»Ja, ich bin es.« Bob versuchte, sich an ihren Namen zu erinnern. Hieß sie Chris oder Kathy oder vielleicht Jeanne? Er musste passen, dabei hatte er sie eigentlich ganz nett gefunden.
»Was machst du hier? Ermittelst du gerade wieder in einem Kriminalfall?«
Der dritte Detektiv zuckte leicht zusammen. Dann besann er sich jedoch. Federico konnte den letzten Satz des Mädchens unmöglich gehört haben. Er war nirgends in Sicht und das Mädchen, das vielleicht Chris, Kathy oder Jeanne hieß, hatte sehr leise gesprochen.
»Es geht um einen eurer Gäste!«, erklärte Bob. »Er heißt mit Vornamen Federico und mit Nachnamen wahrscheinlich Sciutto. Es kann natürlich sein, dass er hier unter einem anderen Namen abgestiegen ist.«
»Nein, wir haben tatsächlich einen Federico Sciutto unter den Gästen«, berichtete sie hilfsbereit.
»Kannst du mir etwas über ihn erzählen?« Er schenkte ihr einen wohlwollenden Blick aus seinen blauen Augen. Sie errötete leicht. »Ich glaube nicht, dass ich das darf. Mr Sciutto ist Gast im Blue Hill und da wäre es nicht richtig, vertrauliche Informationen weiterzugeben.«
»Das kann ich verstehen.« Bob sah Chris, Kathy oder Jeanne noch tiefer in die Augen und senkte seine Stimme. »Ich verlange auch nicht, dass du mir seine Kreditkartennummer nennst oder
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