und der Meister des Todes
paar Marionetten.« Bob legte den Tod auf den Tresen.
»Ein Problem mit ein paar Marionetten? Soweit ich das beurteilen kann, ist das hier aber nur ein Exemplar.« Mr Torrance blickte den dritten Detektiv erwartungsvoll an.
»Ich konnte sie nicht alle mitnehmen, Sir. Es sind zu viele«, erklärte Bob. »Aber Justus glaubt, dass diese hier die wichtigste ist.«
»Dann wird es wohl auch so sein. Wie ich schon mehrfach hörte, liegt Justus mit seinen Annahmen selten daneben.« Mr Torrance beugte sich vor und berührte den Stoff der Figur. »Ah! Diese Puppe ist auf jeden Fall antik. Und sie ist ein außergewöhnlich schönes Stück Handwerkskunst.«
»Sie stammt aus Italien. Um genau zu sein, aus Venedig.« Bob reichte Mr Torrance den Tod. »Angeblich ist sie über vierhundert Jahre alt.«
»Das glaube ich dir sofort.« Der Restaurator begutachtete den Kopf der Marionette. »Und wie ist Justus an diese Stücke gekommen? Wurden die Puppen etwa dem Schrottplatz verkauft?«
»Nein, Sir. Sie gehören zu einer privaten Sammlung und hängen in einem Haus an der Steilküste«, erwiderte Bob. »Und es gibt eine Reihe von ungewöhnlichen Legenden, die sich um diese Marionetten ranken. Es heißt, dass sie magische Fähigkeiten haben.«
Der Mann lachte Bob nicht aus. Stattdessen untersuchte er voller Interesse den Umhang des Todes. »Alten Spielzeugen werden gerne mystische Kräfte zugeschrieben. Aber das ist kein Wunder. Schließlich vermögen es einige von ihnen, sogar Erwachsene zu verzaubern.« Erstaunlich gewandt stieg er auf einen dreibeinigen Schemel, das Holzkreuz der Marionette in der rechten Hand. Der Tod berührte nun mit den Füßen den Boden. Torrance bewegte die Finger. Schon machte der Tod einen Schritt nach vorne. Dann hob er die Hand.
»Es sieht so lebendig aus!«, entfuhr es Bob. Unwillkürlich lehnte er sich zurück. In Bewegung sah der Tod noch um einiges unheimlicher aus, als wenn er still am Balken hing.
»Tatsächlich!«, pflichtete Mr Torrance dem dritten Detektiv bei. »Und ich bin nicht mal ein besonders guter Puppenspieler! Du hättest mal den alten Sciutto erleben sollen! Er bewegte seine Marionetten so kunstvoll, dass man meinen könnte, sie wären echte Lebewesen. Es war schön und schaurig zugleich.«
»Der alte Sciutto?« Bob stutzte. »Haben Sie ihn gekannt?«
»Nein, nicht persönlich. Aber ich habe ein paar seiner Stücke gesehen. Er ist früher in den kleinen Theatern entlang der Küste aufgetreten. Die Aufführungen waren damals spektakulär, aber das ist nun schon lange her, weit vor deiner Zeit.«
»Diese Marionette hier hat ihm gehört«, sagte Bob mit unterdrückter Aufregung. Vielleicht wusste Mr Torrance etwas Wichtiges, was sie auf die richtige Spur bringen konnte.
»Eine echte Sciutto-Marionette! Ich hätte es gleich erkennen müssen!« Mr Torrance strich andächtig über den schwarzen Umhang.
»Sind diese Puppen besonders wertvoll?«, wollte Bob wissen.
Mr Torrance schüttelte langsam den Kopf. »Natürlich bringen alte Marionetten auf Spielzeugbörsen ab und zu gute Preise, aber reich wird man mit dem Verkauf nicht.«
»Und doch sind Sciuttos Puppen etwas Besonderes?«
»Das sind sie«, beteuerte Mr Torrance. »Für den Fachmann ist so ein Stück eine wahre Augenweide.«
»Man sagt übrigens, dass eine von Sciuttos Puppen ein echtes Herz habe«, wagte sich Bob vor.
Mr Torrance ließ sich jedoch auch von diesen Worten nicht beeindrucken. Vielmehr nahm sein Gesicht einen nachdenklichen Ausdruck an. »Das erlebe ich öfter.« Der Restaurator lächelte. »Manche Teddys und Puppen haben eingenähte Herzen aus Stoff. Wieder andere haben herzförmig geschliffene Strasssteine in der Brust oder kleine Zettel mit Gedichten.«
»Die Leute verstecken also Dinge in den Spielsachen?«, wollte Bob wissen.
»Sie geben ihnen ein Herz!«
»Könnte in dieser Puppe auch so etwas stecken?« Bob rieb sich die Hände. Möglicherweise würde er gleich das Geheimnis der Sciuttos lüften. Im Geist sah er bereits einen Haufen Edelsteine, die aus der Marionette kullerten. Dann bildete sich aus den vielen kleinen Steinen ein großer roter Stein, das Herz der Marionette.
Mr Torrance nickte ruhig. »Wenn du etwas Zeit hast, kann ich ja mal nachsehen, ob etwas in dieser Puppe versteckt ist.«
»Vielen Dank! Das wäre großartig.« Bob sah gespannt zu, wie Mr Torrance den Umhang der Puppe abnahm. Mit ruhigen Händen untersuchte er jeden Zentimeter des hölzernen Körpers, sehr viel
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