und der Meister des Todes
toten Lagune haben die Antwort. Schalte den Kopf ein und hole an Land, was dir gebührt.
Justus legte den Zettel beiseite. Von was für einer Lagune war in dem Brief die Rede? Justus erinnerte sich daran, dass es in der italienischen Stadt Venedig eine Lagune gab. Aber sollte Federico für sein Erbe extra nach Europa fahren? Und wie konnte er noch dazu Fabelwesen wie Nixen um Hilfe bitten?
Justus starrte hinaus auf den Mond, der langsam höher stieg. Vielleicht war es ratsam, Bob den Fund zu zeigen. Jetzt erst merkte Justus, dass sein Freund schon eine ganze Weile auf dem Dachboden war. Er steckte den Zettel und den Schlüssel in die Hosentasche und machte sich auf den Weg durch den Flur. Die Terrassentür stand noch immer offen. Die langen Vorhänge bewegten sich leicht im Nachtwind. Draußen hörte er Schritte. Die Umrisse eines Menschen tauchten im Türrahmen auf. Justus machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Es konnte weder Frank noch Latona sein. Auch Peter kam nicht infrage. Die Person, die dort stand, war zu breitschultrig und gedrungen.
War das etwa Federico Sciutto? Und wieso hatten Latona und Frank ihn nicht entdeckt?
»Frank?« Die Stimme war tief und rau.
Justus wagte nicht, zu antworten. Der Mann trat in das Marionetten-Zimmer. Soweit Justus das im Zwielicht beurteilen konnte, passte er tatsächlich genau auf die Beschreibung, die Bob ihm von Federico Sciutto gegeben hatte.
»Du bist es doch, Frank!« Der Mann blickte Justus forschend an. Der Erste Detektiv brauchte keinen Blick in den Spiegel zu seiner Linken zu werfen, um zu begreifen, dass der Eindringling ihn für Frank hielt. Zu Recht, immerhin war er ähnlich gebaut wie sein Schulkamerad und hatte ebenso zerzauste schwarze Haare. Es konnte gut möglich sein, dass Federico Sciutto seinen Neffen über einen langen Zeitraum nicht gesehen hatte und nicht genau wusste, wie er nun aussah. Aus einer Eingebung heraus beschloss Justus, seine wahre Identität nicht sofort preiszugeben. »Onkel Federico?«, sagte er daher zögerlich.
»Du erkennst mich also wieder.« Federico Sciutto verschränkte die Arme. »Dann weißt du ja auch, weswegen ich hier bin.«
»Wegen deines Erbes?«, fragte Justus vorsichtig.
»Richtig! Mein Erbe! Das Erbe, das du und meine Mutter euch unter den Nagel reißen wollt, obwohl es euch nicht zusteht!«, knurrte der Mann.
»Das stimmt nicht«, versuchte Justus den Mann zu beruhigen. »Ich bin nur hier, weil ich mit Freunden einen Film drehe.«
»Und dafür schleichst du hier durchs dunkle Haus?« Federico Sciutto klang misstrauisch. »Frank, du kannst mich nicht für dumm verkaufen.«
»Also gut«, lenkte Justus ein. »Ich weiß von dem Geheimnis der Sciutto-Meister. Aber ich kann dir gerne bei der Suche nach deinem Erbe helfen!«
»Ach ja?« Der Mann lachte höhnisch. Seine Stimme hallte von den Wänden zurück. »Dann gib dir besser Mühe! Ich bin nämlich aus gutem Grund verdammt schlecht drauf!«
»Die Quelle der Angst?«, fragte Bob unsicher. Noch immer stand er mit Frank auf dem Dachboden. Während der dritte Detektiv sich ganz und gar nicht wohlfühlte, war Frank bei der Schilderung seiner Studien vollkommen in seinem Element. »Weißt du, bei Justus war ich mir sicher, dass ein paar Tricks nicht ausreichen würden, um ihn zu verunsichern. Daher musste ich zu künstlichen Mitteln greifen und ihm eine chemische Substanz verabreichen.«
»Wie bitte?«, entfuhr es Bob entsetzt. »Du hast ihm heimlich ein Medikament gegeben?«
»Nicht viel«, verteidigte sich Frank. »Eine kleine Dosis Cholecystokinin-Tetrapeptid, kurz CCK-4, sorgt für künstliche Panikattacken, die mehrere Minuten andauern. Zusammen mit ein paar anderen Substanzen kann es auch den mutigsten Menschen geradezu umhauen.«
»Hast du es ihm ins Essen gemischt?«, knurrte Bob.
»Viel besser! Damit er es auch nimmt, habe ich das Mittel in der Limonade aufgelöst – einfach, aber genial.«
»Darauf bist du auch noch stolz!« Bob schüttelte missbilligend den Kopf.
»Justus war ein Notfall!«
»Und er ist dir gestern Nacht gerade recht gekommen«, ärgerte sich der dritte Detektiv. »Mit ihm konntest du das perfekte Horror-Szenario veranstalten! Du hast ein Tonband mit Schnarchgeräuschen in dein Bett gelegt, um Zack und uns zu täuschen. Dann bist du durch die verborgene Tür aus dem Zimmer gegangen. Im Flur hast du die Botschaft an der Wand hinterlassen und danach vom Dachboden aus ein weiteres Tonband mit Flüsterstimmen abgespielt.
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