und der Meister des Todes
wiederholte Bob seine Vermutung.
»Nicht sofort«, wandte Frank ein. »Dazu fehlt mir das medizinische Wissen. Aber ich habe mir die Aufzeichnungen meines Vaters durchgelesen und einige seiner Akten und Labormaterialien sichergestellt, bevor sie abgeholt wurden. Wenn ich aufs College gehe, werde ich sein Werk vollenden. Dazu brauche ich allerdings ein gutes Labor und wissenschaftliche Unterstützung.«
»Und warum versetzt du dann jetzt schon alle Welt in Angst und Schrecken?«, konterte Bob.
»Weil Großmutter mich ermuntert hat, weiterzuforschen. Bis ich richtig loslegen kann, versuche ich mich, so gut es geht, mit dem Thema Angst zu beschäftigen. Ich studiere Angst in all ihren Formen.«
»Und das Filmprojekt gab dir eine wunderbare Gelegenheit, Feldstudien zu machen«, stellte Bob fest. »Was eignet sich besser als ein Horrorfilm vor einer unheimlichen Kulisse.«
»Es war ein Glücksfall, dass Großmutter das Haus noch nicht verkauft hatte«, gab Frank zu.
»Ich muss gestehen, du hast es sehr geschickt angestellt!« Bob setzte sich auf die Kante des Schreibtisches. »Damit niemand von uns Verdacht schöpfte, hast du stets durch andere gehandelt. Du brachtest Mary-Ann über Umwege dazu, deine Großmutter anzurufen. Da Mrs Sciutto einen anderen Nachnamen trägt als du, stellte niemand einen Zusammenhang her. Das Schauermärchen über die Marionetten kam ebenfalls nicht direkt von dir, sondern von deiner Großmutter. Sie hat es erstaunlich glaubwürdig rübergebracht.«
»Sie ist eine ausgezeichnete Schauspielerin und hatte das Gespräch gut vorbereitet«, erklärte Frank.
»Ich bekenne, dass wir tatsächlich auf sie reingefallen sind«, sagte Bob. »Ihre ganze Geschichte wurde ja auch noch durch die gefälschten Zeitungsartikel und Tagebucheinträge bestätigt.«
»Nicht ganz. In diesem Fall mussten Großmutter und ich nicht einmal lügen. Die Texte waren größtenteils echt. Mein Großvater und seine spinnigen Vorfahren waren nämlich tatsächlich überzeugt, dass die Marionetten übersinnliche Kräfte besitzen. Wir mussten also nur seine Aufzeichnungen kopieren und ein paar gefälschte Papiere hinzulegen. Im Pool ist außer einer Maus noch nie jemand ertrunken. Zumindest ist mir keine solche Geschichte bekannt. Aber die Nachricht von der Wasserleiche hat Mary-Ann total erschreckt und selbst Justus wollte nicht ins Wasser steigen.«
»Egal ob echt oder erfunden, bei deiner Großmutter ging dein schöner Plan bereits schief: Eigentlich sollte die ängstliche und abergläubische Mary-Ann nach dem Besuch bei ihr die Spukgeschichten mit allen schaurigen Details weitererzählen. Sie sollte das Team in Angst und Schrecken versetzen, noch bevor einer von ihnen das Haus betrat. Doch leider mischte sich Justus ein. Anstatt für Panik zu sorgen, begannen wir zu ermitteln.«
»Das hat mich kurzfristig auch sehr verärgert!« Franks Blick verfinsterte sich wieder.
»Dennoch machtest du weiter«, sagte Bob mit Zorn in der Stimme. »Und zwar mit dem ›Tat oder Wahrheit‹-Spiel im Hof! Du konntest es nicht selbst vorschlagen, um dich nicht verdächtig zu machen. Daher hast du es erwähnt und gesagt, dass du es auf keinen Fall spielen möchtest. Dabei bist du davon ausgegangen, dass Latona darauf anspringen würde. Und tatsächlich: Sie war sofort Feuer und Flamme. Schon bald mussten wir alle unheimliche Prüfungen bestehen. Sogar Justus hat sich geängstigt. Aber das geht auch auf deine Kappe, nicht wahr?«
»Er war tatsächlich ein schwieriger Fall«, gab Frank zu. »Bei Justus musste ich zu härteren Methoden greifen.« Er grinste und legte die Finger aneinander. »Soll ich dir die Quelle der Angst zeigen?«
Die tote Lagune
Justus war so vertieft in seine Arbeit, dass er nicht bemerkte, wie die Zeit verging. Er hatte das Gewand des Harlekins geöffnet und vorsichtig das Holz der Puppe untersucht. Dort, wo bei einem Menschen das Herz lag, gab es eine kleine Klappe. Der Mechanismus erwies sich als trickreich. Der Erste Detektiv war geschickt, aber es dauerte, bis das Fach aufging und seinen Inhalt preisgab. Gespannt holte Justus das Geheimnis des Harlekins ans Licht.
Von wertvollen Edelsteinen konnte nicht die Rede sein. Statt eines Schatzes gab es nur einen kleinen Schlüssel und ein dünnes, zusammengerolltes Papier. Darauf stand:
Lieber Federico, wenn du das liest, bin ich wahrscheinlich nicht mehr unter den Lebenden und du suchst dein rechtmäßiges Erbe als Meister der Marionetten. Die Nixen der
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