Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)

… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)

Titel: … und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Singer
Vom Netzwerk:
hätten noch so viel Zeit. Zeit, uns zu entschuldigen und die Dinge zurechtzurücken. Zeit, um zu sagen, wie sehr man den anderen liebt und wie dankbar man für alles ist, was er für einen getan hat … Zeit, um die Schuld zu begleichen.“ Kim sah traurig lächelnd auf ihre kleine Tochter. „Ganz schön dumm, das zu denken.“
    Wie gerne hätte Elizabeth sie getröstet, ihr gesagt, dass es nicht zu spät war, dass Daniel genau wusste, wie seine Schwester empfand. Doch die richtigen Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen kommen, und so saß sie schweigend auf den Boden und sah mitfühlend zu Kim hinauf, die nun tief durchatmete und sich wieder den Dokumenten auf dem Couchtisch widmete.
    „Du wurdest also gestern noch mal von den gleichen Typen überfallen?“, sagte Kim wie beiläufig, während sie die Papiere durchsah. Die Frage, die sie nicht laut aussprach, die aber dennoch im Raum hing, lautete: „Wieso haben sie dir auch dieses Mal nichts getan?“
    „Ja“, antwortete Elizabeth kaum hörbar und spielte am Verband an ihrer rechten Hand herum, wo der goldfarbene Bhowanee-Dolch einen tiefen Schnitt hinterlassen hatte. „Sie waren gezielt hinter dem Anhänger her. Ich hatte ihn seit jenem Abend, an dem Danny getötet wurde, ununterbrochen getragen.“
    „Wieso ist ihnen dieser Anhänger so wichtig? Und woher wussten sie, dass du ihn hast?“
    „Da gibt es mehrere Möglichkeiten“, entgegnete Elizabeth vage. Bevor Kim weitere schwer zu beantwortende Fragen stellen konnte, klingelte es erneut.
    Kim erhob sich. „Das wird jetzt hoffentlich der Professor sein.“
    Elizabeth hörte, wie Kim Worthing an der Tür in Empfang nahm, und stand ebenfalls auf.
    Als der Professor ins Wohnzimmer trat und Elizabeth bemerkte, blieb er wie angewurzelt stehen. „Oh! Miss, äh, Miss …”
    „Parker”, half Elizabeth nach. „Guten Tag, Professor Worthing.“
    „Miss Parker, richtig. So eine Überraschung, Sie hier anzutreffen. Sind Sie eine Freundin von Mrs McDermont? Oder waren Sie mit dem verstorbenen Mr Mason bekannt?“
    „Daniel Mason und ich waren befreundet“, nickte sie. Worthing gehörte wohl nicht zur gut informierten Leserschaft des London Star.
    „Sie kennen sich?“, fragte Kim erstaunt und wedelte mit ihrem Zeigefinger zwischen Worthing und Elizabeth hin und her.
    „Der Professor hat kürzlich Recherchen zu einem seiner Bücher in meinem Haus angestellt“, erklärte Elizabeth bemüht gelassen. Am liebsten wäre sie direkt auf den grauhaarigen Mann losgegangen und hätte zu wissen verlangt, was zum Teufel er heute Morgen angestellt hatte. „Dort waren nämlich die erdgebundenen Seelen zweier Lagerarbeiter aus dem letzten Jahrhundert gefangen, und der Professor hat ein Ritual abgehalten, dass sie ins Licht schicken sollte.“ Sie legte den Kopf leicht schief. „Hat es denn funktioniert, Professor?“
    „Ja aber natürlich, Miss Parker.“ Er klang entrüstest, so als könnte es er kaum fassen, dass sie es wagte, das Gelingen seiner Arbeit infrage zu stellen. „Ihr Haus gehört nun nicht mehr zu Londons heimgesuchten Orten.“
    „Wie schön. Und haben Sie für Daniel Mason auch schon ein solches Ritual abgehalten?“ Elizabeths Augen verengten sich zu Schlitzen.
    „Ich bin noch bei der Sondierungsarbeit.“
    „Was genau bedeutet das?“
    Es war Kim deutlich anzusehen, dass ihr Elizabeths forsche Art mit dem Professor zu sprechen, äußerst unangenehm war und sie in Verlegenheit brachte.
    Worthing wirkte tatsächlich etwas pikiert, als er seine Brille auf der Nase zurechtrückte und antwortete: „Nun, das bedeutet, dass ich zum einen herauszufinden versuche, ob Mr Masons unerlöste Seele tatsächlich noch unter uns weilt.“ Er stellte seine lederne Aktentasche ab und brachte sich, linke Hand am rechten Ellenbogen und Zeigefinger der rechten Hand am Mundwinkel, in Denkerpose. „Zum anderen muss ich, um ihm erfolgreich helfen zu können, den Ort ausfindig machen, der von Mr Masons Geist heimgesucht wird. Oder die Person ...“
    „Ich verstehe Sie nicht, Professor“, sagte Kim. „Können Sie das bitte genauer erklären? Ach, und möchten Sie vielleicht etwas trinken? Eine Tasse Tee?“ Wie es aussah, wollte sie Elizabeths Unhöflichkeit mit tadelloser Gastfreundschaft ihrerseits wieder ausgleichen.
    „Sehr gerne, Teuerste, sehr gerne.“
    Elizabeth folgte Worthing und Kim in die kleine Küche.
    Während Kim die Schränke nach Tee und Tassen durchsuchte, nahm Worthing den Faden wieder

Weitere Kostenlose Bücher