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… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)

… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)

Titel: … und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Singer
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Elizabeth empört nach Luft schnappte.
    „Dad, das reicht jetzt!“, sagte Kim energisch und hielt ihm demonstrativ die Wohnungstür auf. „Lass uns einfach weiter unsere Arbeit machen, okay?“ Sie sah ihrem Vater nicht in die Augen, als dieser mit einer mürrischen Verabschiedung zur Tür hinaus stapfte.
    Unterdessen legte Daniel seine Hände auf Elizabeths Schultern und suchte ihren Blick. „Ich bin so schnell wie möglich zurück. Wenn du hier fertig bist, und ich noch nicht wieder da bin, fahr direkt nach Hause, dann weiß ich im Notfall, wo ich dich finden kann.“
    Wenn es aber passiert, während ich gerade auf dem Heimweg bin, wollte Elizabeth rufen, doch sie konnte es nicht, durfte es nicht, und für einen Moment richtete sich ihre schäumende Wut einzig und allein gegen Kim, denn es war ihre Anwesenheit, die Elizabeth einen Knebel verpasste.
    Daniel las die stumme Angst in ihren Augen, umarmte sie und flüsterte: „Keine Bange, mein Engel. Ich bin mir sicher, dass vor Sonnenuntergang nichts passieren wird. Die magischste Zeit des Tages, das weißt du doch. Wenn es wirklich noch mal passiert, dann da. Aber bis dahin bin ich längst wieder bei dir.“ Für einen viel zu kurzen Augenblick spürte sie seine kühlen, fast schwerelosen Lippen auf ihren, dann war er verschwunden.
     

-3-
     
    „Tut mir leid.“ Mit gesenktem Kopf wandte Kim sich um und ging an Elizabeth vorbei zur Couch.
    „Schon gut. Familie kann man sich eben nicht aussuchen.“ Leise seufzend ließ sich Elizabeth vor der Plattensammlung nieder.
    „Wie wahr“, meinte Kim, während sie sich neben ihre Tochter setzte.
    „Was studierst du?“ Elizabeth wollte nicht mehr über diesen selbstsüchtigen alten Mann sprechen, der daran Schuld hatte, dass Daniel nun fort war und sie mit einem brodelnden Gefühl im Magen zurückließ.
    „Pädagogik“, antwortete Kim und rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. „Wenn ich fertig bin, will ich mit Vorschulkindern arbeiten.“ Sie hielt inne und blickte auf ihre wie zum Gebet gefalteten Hände. „Denkst du, es war Danny?“
    „Was meinst du?“, fragte Elizabeth nach, obwohl sie natürlich sehr genau wusste, wovon Kim sprach.
    „Die Lampe vorhin …“
    Elizabeth schüttelte sanft den Kopf. „Ich glaube, ich bin mit dem Ellenbogen an den Lichtschalter gekommen. Ich kenne mich mit Elektrik zwar nicht aus, aber das Haus ist sehr alt, und der Schalter wurde vermutlich seit zwei Wochen nicht mehr betätigt. Ich denke, da kann so was schon mal vorkommen.“
    „Hm.“ Kim machte nicht den Eindruck, als würde sie diese wackelige Erklärung schlucken. „Man könnte fast meinen, Danny hätte die Lampe wegen Dads Benehmen explodieren lassen …“
    „Sie hatten kein besonders gutes Verhältnis, oder?“
    „Das ist eine glatte Untertreibung“, schnaubte Kim. „Dad hat ein sehr aufbrausendes Temperament, wie du ja selbst erlebt hast, und es kam immer wieder vor, dass er die Kontrolle verlor. Vor allem, wenn er getrunken hatte.“
    „Du meinst, er hat euch geschlagen?“, fragte Elizabeth entsetzt.
    „Mom und Danny, ja. Mich nur ein einziges Mal, und da ist Danny dazwischen gegangen und hat zurückgeschlagen. Er hat ihm eine blutige Nase verpasst. Am nächsten Tag ist Dad abgehauen und hat uns mittellos zurückgelassen.“
    „Wie alt wart ihr da?“ Neue Wut brandete in Elizabeth auf. Was für ein Mann tat so etwas seiner Familie an? Es grenzte an ein Wunder, dass nichts vom Wesen ihres Vaters auf Daniel und Kim abgefärbt hatte. Nun, zumindest soweit sie das beurteilen konnte. Ihr fiel es schwer, sich Daniels und Kims Jugend vorzustellen, wo sie selbst doch so behütet aufgewachsen war.
    „Danny war dreizehn und ich neun. Er hat es zwar nie gesagt, aber ich glaube, mein Bruder hat sich lange Zeit die Schuld dafür gegeben, dass Dad uns verließ und Mom deshalb so hart für unseren Lebensunterhalt arbeiten musste.“
    „Dabei hat er einfach schon damals gut auf dich aufgepasst“, sagte Elizabeth. „So einen großen Bruder wünscht sich jedes Mädchen.“
    „Stimmt“, lächelte Kim versonnen. Für einen Moment hing sie ihren Gedanken nach, dann lachte sie plötzlich freudlos auf und sagte kopfschüttelnd: „Es ist verrückt. Ich weiß einfach nicht, was ich mir mehr wünsche. Dass Danny bereits ins Licht gegangen ist und seinen Frieden gefunden hat, oder dass er noch hier ist und ich ihn ...“ Ihre Stimme verlor sich in einem unterdrückten Schluchzen. „Wir denken immer, wir

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