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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Sie dachte, noch so ein Tag und sie würde ihren Zorn nicht mehr beherrschen können; sie würde Janko anschreien, und sie hatte schon seit Jahren niemanden angeschrien.
Die Straße aus Fes heraus hatte sie am Königspalast vorbeigeführt - einer von sieben, wie ihr Reiseführer ihr verriet. Das Tor war gut von Soldaten in dunkelolivfarbenen Uniformen und Mützen von hellerem Grün mit scharlachroten Insignien bewacht. Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, kamen sie jedoch in eine fast menschenleere Gegend. Sie fuhren zwischen saftiggrünen Feldern unter einem weiten, blassen Himmel hindurch; das Terrain war flach bis zum Horizont; die einzigen Anzeichen, daß hier Menschen wohnten oder je gewohnt hatten, waren ein paar uralte, zerfallende Mauern und unvermittelt im Nirgendwo ein winziger Krämerladen, dessen Wellblechdach durch Ziegel vor dem Wind geschützt war, der über die Ebene pfiff.
Schließlich erhoben sich spitze Zypressen vor ihnen und lockerten die flache grüne Weite auf, die am Horizont vor dem noch verschwommenen Braun von Bergen endete. Mrs. Pollifax dachte voll Sehnsucht an Cyrus, mit dem sie Gedanken austauschen könnte. Mit ihm wäre eine Fahrt von vierhundertzwanzig Kilometern an einem Tag nie langweilig. Seine Bemerkungen waren immer treffend und häufig humorvoll, und mit ihm in einem Wagen festzusitzen war reine Freude.
Sie dachte: Bisher lernte ich bei meinen Reisen für Carstairs immer so nette und interessante Leute kennen; da darf ich mich nicht beschweren, wenn ich jetzt auf ein faules Ei gestoßen bin. Ich hatte zuvor eben besonderes Glück. Sie erinnerte sich plötzlich an John Sebastian Farrell, der sie bei ihrem ersten Abenteuer in Albanien und dann bei einem anderen in Sambia begleitet hatte, sie lächelte bei dem Gedanken an diesen lieben, verwegenen Burschen. So viele andere hatte es gegeben, wie beispielsweise Robin Burke-Jones, den sie als Fassadenkletterer in der Schweiz kennengelernt hatte. Die Weihnachtsgrüße, die jedes Jahr eintrafen, fielen mit ihren exotischen Marken so sehr auf, daß sie die Neugier des Briefträgers nur ablenken konnte, indem sie ihm die Marken für die Sammlung seines Sohnes schenkte. Aber es war ihr gar nicht leicht gefallen, die Umschläge mit dem königlichen Wappen von Sabya zu erklären.
Sie kamen an der ersten Ortschaft seit einer Stunde vorbei: ein paar mit Mauern umgebene Lehmziegelhäuser mit Flachdächern. Männer in abgetragenen Dschellabahs und Stiefeln standen um einen Riesenhaufen dampfenden Mists, den zwei Burschen auf Eselskarren schaufelten. Das Tor in der Mauer hinter ihnen war von verschossenem Blau, es stand halb offen, und ein barfüßiges Kind schaute ihnen von dort aus zu. Dann lag die Ortschaft hinter ihnen, die Erde färbte sich schokoladenbraun, und entlang der Straße erstreckten sich nun Überlandleitungen. Kleine Berge erhoben sich vor ihnen und verbargen den Horizont; plötzlich machte die Straße eine scharfe Kurve, und - abrupt — lag ein höhlengenarbter Berg vor ihnen, dessen Südhang grün von Flechten und Gras war. Die Straße stieg nun an, und sie gelangten in eine Landschaft aus Felsen und Gras, mit Bergen im Hintergrund, über denen große, lange Wolken dahintrieben.
Zu Mrs. Pollifax' Überraschung räusperte sich Janko. »Der Mittlere Atlas.« Er deutete auf die Berge vor ihnen.
»Danke«, sagte sie höflich, und um vielleicht doch noch zu einer Unterhaltung zu kommen, fügte sie hinzu: »Waren Sie schon mal in Marokko?«
Zu ihrer Enttäuschung antwortete er jedoch nur knapp: »Nein
- ich habe lediglich eine sehr gute Karte mitgebracht.«
»Ach so.« Aber sie versuchte es noch einmal. »Da wir mehrere hundert Kilometer fahren müssen, haben Sie gewiß schon überlegt, wo wir zu Mittag essen werden?«
Steif sagte er: »Die nächste nennenswerte Stadt ist Midelt. Dort machen wir Rast.«
»Gut.« Sie schwiegen wieder, aber sie fragte sich, was er wohl dachte, denn sie bemerkte, daß er manchmal finster die Brauen zusammenzog, und einmal verzogen sich die Winkel seiner schnurrbartschweren Lippen zu einem richtigen Lächeln. Verärgert dachte sie, daß er sehr unterhaltsamen Gedanken nachhängen mußte und daß es schade war, daß er sie nicht daran teilhaben ließ.
Sie aßen in Midelt zu Mittag in einem Restaurant mit runden Tischen und roten Stühlen und schmutzigen Fenstern. Sie bestellten eine Tajine für zwei Personen, die dampfend aufgetragen wurde. Der große Tontopf war gefüllt mit Mais, gedünstetem

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