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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Max.
Wenn Muhammed nur dem Mann vor uns in Zagora bekannt ist
und der sich als der Richtige herausstellt...«
»Wer spricht da von Wunschdenken?« rief Max. »Jetzt ist es
wie russisches Roulette, wir haben schließlich nur noch zwei
Männer zu überprüfen!«
Sie drehte sich Muhammed zu. »Fragen Sie ihn bitte, ob er in
letzter Zeit etwas aus dem Süden, von dem Mann in Zagora,
gehört hat.«
Muhammed trat an den Wandkalender, auf dem in fetter
Schrift das islamische Jahr 1410 stand. Sein Finger fand einen
Monat und fuhr die Zahlen nach, bis er zu einem kleinen x in
der Ecke kam, dann murmelte er etwas. »Er sagt, vor drei
Wochen«, übersetzte Max. »Ein längeres Schweigen als üblich,
wie er meint.«
»Klingt nicht gut«, murmelte Mrs. Pollifax beunruhigt. »Er
muß etwas zu seinem Schutz tun. Sagen Sie ihm bitte, daß er die
Gefahr nicht unterschätzen darf und daran denken soll, was aus
seiner Frau würde, wenn man ihn verhaftete!«
Muhammed hob eine Hand und deutete. »Kommen Sie!«
forderte er die beiden auf. »Ich zeigen.« Er hob einen Vorhang
an der hinteren Wand zu Seite und führte sie durch einen kurzen
Gang zu einer dämmerigen Kammer, in der sechs Frauen um die
Kranke kauerten. Bei ihrem Eintreten erhoben sich die
formlosen schwarzen Schatten und flüchteten aus der Kammer.
Nur Muhammeds Frau blieb auf einer Matte liegen. Muhammed
redete sanft zu ihr und winkte Mrs. Pollifax herbei. Sie trat
näher und blickte auf sie hinunter. Sie war von auffallender
Schönheit wie eine Madonna, und ihre Augen wirkten durch das
Kajal besonders groß.
Sie lächelte und streckte einladend eine Hand aus. Mrs.
Pollifax nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Schukran - und
hallo«, stammelte sie.
»Max, was hat sie denn?«
»Muhammed hat gesagt, daß sie vor vier Tagen ihr Kind
verlor. Es lag verkehrt und wurde tot geboren. Ein Wunder, daß
sie es überlebt hat.«
»War ein Arzt dabei?«
»Eine Hebamme. Jetzt ist sie sehr schwach, ihr fehlt Kraft
und...«
»Wille«, sagte Mrs. Pollifax für ihn. Sie blickte nachdenklich
auf Muhammeds Frau, dann griff sie in ihre große Handtasche
und holte den Glasbehälter mit Multivitamintabletten sowie
einen 200-Dirham-Schein heraus. Sie reichte Muhammed die
Tabletten und sagte: »Bitte zwei dieser Tabletten ...« Sie hob
zwei Finger. »Zwei pro Tag, und von diesem Geld einen Arzt
und vielleicht mehr zu essen.«
Er wich zurück, aber Mrs. Pollifax sagte streng: »Nicht für
Sie, Muhammed. Das ist für Ihre Frau, die Perle, die Allah Ihnen
schickte, damit Sie eine Wahl haben - wegzugehen, oder sich zu
verstecken, oder zu bleiben.«
»Aber so viel!« keuchte er, als er den Wert der Note sah. Er
hob die Augen zu Mrs. Pollifax und sagte leise: »Sie sprechen
von Allah - Sie kommen von Allah.« Er legte eine Hand auf sein
Herz. »Schukran, Madame.«
»Wir müssen weiter«, mahnte Mrs. Pollifax Max. »Es ist
schon Nachmittag, und wenn wir uns nicht beeilen, erreichen
wir Zagora heute nicht mehr - es sind noch gut hundertdreißig
Kilometer, nicht wahr?«
Max nickte und übersetzte das für Muhammed, dann fügte er
hinzu: »Vielleicht sollten Sie Ihr Geschäft ein paar Tage
schließen?«
Muhammed nickte abwesend und blickte seine Frau an.
»Wenn Allah will«, murmelte er, »wenn Kraft zurückkehren ... Wir sein baranis hier - Fremde -, aber vielleicht in ein paar Tagen, mit Geld es Möglichkeit geben wegzugehen. Sie uns
geben Hoffnung. Allahs Segen mit Ihnen, Sir und Madame.« Sie hatten die Tür zur Straße erreicht, als er ihnen nachrief:
»Bitte, warten.« Sie drehten sich um.
Er redete schnell und eindringlich in Französisch auf Max ein,
der bestürzt wirkte, wie Mrs. Pollifax fand. »Was ist los?«
erkundigte sie sich.
»Nach zahllosen Entschuldigungen«, antwortete Max,
»erklärte er, daß er zwar bei seiner Frau bleiben muß, sie aber
einen Sohn haben, ihren einzigen. Er erbietet sich, das Geld
zurückzugeben, ja uns alles zu geben, wenn wir den Kleinen mit
uns nach Zagora nehmen und zum Haus der Schwester seiner
Frau bringen, denn wenn Gefahr besteht, hält er es für klüger,
daß der Junge nicht hier ist.«
Sie sagte rasch: »Aber natürlich können wir das tun, nicht
wahr, Max? Sagen Sie ihm, er soll sein Geld behalten. Und ja
oui —, wir nehmen das Kind mit.«
Max machte eine Geste komischer Hilflosigkeit. »Die Dame
Tante Emily, meine amma«, erklärte er Muhammed, »sagt oui.« »Ahhhh«, murmelte Muhammed, und dieses Ahhh war die
Lösung der ganzen Anspannung, die sich

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