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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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geworden. Ahmad saß zwischen ihr und Max und hielt ihre Hand fest. Hin und wieder blickte er zu ihr hoch und lächelte sie an; und wenn sein englischer Wortschatz auch beschränkt war, so sprachen doch seine Augen für ihn; sie hatte ihm eine Zweidirhammünze geschenkt, eine so geringe Summe, und dafür bekam sie nun die ganze Dankbarkeit seines Jungenherzens. Er machte sich keine Sorgen um versagende Bremsen oder Steuerung, sein Vertrauen war unerschütterlich. Max dagegen wirkte angegriffen. Sie hatten lange noch die Hoffnung gehegt, Zagora vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen, aber aus dem Wagen war nicht mehr herauszuholen, und schon jetzt legten sich Schatten auf das Tal unter ihnen und dann über die Straße, als die Sonne tiefer sank.
»Wir schaffen es heute nicht mehr bis Zagora«, sagte Mrs. Pollifax schließlich tonlos.
»Wir müssen verdammt viel Glück haben, wenn wir diese Haarnadelkurven hinter uns bringen, solange es noch hell ist«, knurrte er.
Mit großer Erleichterung rollten sie schließlich den letzten Hang hinunter und blickten durch die Dämmerung auf die Straße, die sich meilenweit flach vor ihnen erstreckte.
»Gott sei Dank«, hauchte Max.
Mrs. Pollifax nickte. »Wir müssen anhalten; wir wissen nicht, was uns in Zagora erwartet, und wir brauchen Schlaf, Essen und Tageslicht.« Er warf einen raschen Blick auf sie. »Stimmt.« Sie begannen nach einem Fleckchen Ausschau zu halten, wo sie von der Straße aus nicht gesehen werden könnten. Sie kamen an einer winzigen Ortschaft vorbei, wo sie die schwarze Silhouette einer Frau mit Brennholz auf dem Rücken sahen, und etwa zwei Kilometer später entdeckten sie eine Ansammlung Olivenbäume. Max fuhr den Laster zwischen die Bäume, und als er sicher war, daß sie nicht mehr gesehen werden konnten, stellte er den Motor ab. Die Stille war ungebrochen: Sie hörten weder Wagen noch Menschen, ja nicht einmal Vögel; es war die Stille vor dem Sonnenuntergang.
»Nach meinen heutigen Fahrkünsten«, sagte Max grimmig, »dürften meine Nerven stark genug für den Grand Prix sein. Die Reifen dieses Lasters sind völlig abgefahren, die Räder besitzen ein Eigenleben, bremsen ist ein Abenteuer, und wir haben Straßen geschafft, die mehr Kurven als eine Bauchtänzerin hatten.«
Ahmad blickte ihn glücklich an. »Wenn ich groß bin, werde ich auch Lastwagenfahrer.«
Mrs. Pollifax lächelte ihn an. »Er hat Sie wahrhaftig wie ein Falke beobachtet, Max, jede Ihrer Bewegungen. Kommen Sie, essen wir etwas, dann werden wir uns besser fühlen. Wir haben die Plane hinten im Wagen und die alte Decke, die uns Omar überließ. Wir werden unter den Sternen schlafen.«
Sie kletterten aus dem Führerhaus und auf die Ladefläche. Ihr Essen nahmen sie mit. Mit verschränkten Beinen saßen sie in der zunehmenden Dämmerung, öffneten Sardinendosen und verteilten Cola. Als Mrs. Pollifax sah, mit welcher Begeisterung Ahmad seine Ration verzehrte, vergaß sie, wie sehr ihr Ölsardinen und Orangen bereits zum Hals heraus hingen.
Max blickte sie nachdenklich an. »Ich möchte ja keine unangenehmen Themen zur Sprache bringen, während wir essen — ich weiß, wie schlecht das für die Verdauung ist -, aber wir sollten daran denken, daß wir uns dem Ende unserer Liste nähern, und wenn einer der beiden restlichen Männer auf unserer Liste sich als der böse Wolf erweist, was sollen wir dann tun? Haben Sie schon daran gedacht, daß wir wohl kaum die Anweisungen befolgen und vom nächsten Postamt aus telegrafieren können, da die Polizei inzwischen bestimmt schon hinter uns her ist und jedes Postamt, jede Bank und jedes Hotel benachrichtigt hat.«
»Natürlich habe ich daran gedacht, und auch andere Probleme habe ich mir durch den Kopf gehen lassen«
»Probleme?« wiederholte er mit spöttischem Lachen. »Probleme?«
»Sie sind müde«, sagte sie.
»Wußten Sie, in was Sie da verwickelt würden?« fragte er gereizt. »Hatten Sie eine Ahnung, daß wir uns vor der Polizei verstecken müßten?«
»Natürlich nicht. Bishop sagte, es würde eine angenehme Ausflugsfahrt durch das echte Marokko werden, bei der ich nichts zu tun brauchte, als sieben Personen mit sieben Fotografien zu vergleichen.«
»Ich bin nahe daran, hysterisch zu lachen.«
»Schlafen wäre besser«, gab sie zu bedenken. »Doch wenn Ihnen danach ist, hysterisch zu lachen, dann tun Sie es, aber bitte leise.«
»O verdammt, wo ist die Decke?« brummte er, und als sie sie ihm gab, legte er sich hin und schloß sofort die

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