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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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diesem Dorfwettbewerb zu gewinnen?«
    »Ich kam mir hier fehl am Platz vor«, antwortete Agatha schlicht. »Ich wollte einfach, dass die Leute mich bemerken.«
    Er lachte, wobei er die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkniff. »Tja, das ist Ihnen gelungen. Mrs. Cummings-Browne weiß jetzt, dass Sie geschummelt haben, und Fred Griggs, der hiesige Bobby, weiß es auch. Und der Mann ist ein Plappermaul vor dem Herrn.«
    Agatha war zu beschämt, um einen Ton herauszubringen. So viel zu ihrem Traumzuhause. Sie musste verkaufen und wegziehen. Wie sollte sie hier noch irgendwem unter die Augen treten?
    Bill sah sie mitfühlend an. »Wenn Sie im Dorf angenommen werden wollen, Mrs. Raisin, warum versuchen Sie es nicht mal damit, sich beliebt zu machen?«
    Agatha guckte verdutzt. Ruhm, Reichtum und Macht waren die einzigen Dinge, die man brauchte, um wahrgenommen zu werden.
    »Es dauert seine Zeit«, erklärte Bill. »Fangen Sie einfachan, die Leute zu mögen. Wenn die Sie auch mögen, betrachten Sie es als Bonus.«
    Was für komische Typen beschäftigten die heutzutage bei der Polizei?, fragte sich Agatha. Und wie kam er auf die Idee, dass sie die Leute nicht mochte? Selbstverständlich mochte sie diese Landeier! Na ja, mit Ausnahme der alten Knautschvisage von nebenan, Mrs. Cummings-Browne und dem lieben Verstorbenen.
    »Wie alt sind Sie?«, fragte sie.
    »Dreiundzwanzig.«
    »Und Sie sind Chinese?«
    »Zur Hälfte. Mein Vater ist Hongkong-Chinese, meine Mutter stammt aus Evesham. Ich bin in Gloucestershire aufgewachsen.« Er stand auf, um zu gehen, doch aus unerfindlichen Gründen wollte Agatha, dass er blieb.
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein, Mrs. Raisin.«
    »Na, dann setzen Sie sich noch einen Moment«, drängte Agatha, »und erzählen Sie mir von sich.«
    Wieder war da ein Ausdruck von Mitleid in seinem Blick. Er setzte sich und fing an, von seiner bisher kurzen Laufbahn bei der Polizei zu erzählen. Agatha hörte ihm zu. Seine ruhige, selbstsichere Art tat ihr gut. Und was sie heute noch nicht wusste: Es sollte der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft sein. »Also«, sagte er schließlich. »Ich muss jetzt wirklich gehen. Der Fall ist gelöst und abgeschlossen – ein hässlicher Unfall. Das Leben geht weiter.«
    Am nächsten Tag floh Agatha nach London, um den Blicken im Dorf auszuweichen; Blicken, die sie anklagten, eine Betrügerin zu sein. Außerdem sorgte sie sich um Mr. Economides. Da Agatha nie selbst gekocht hatte, war sie imLaufe der Jahre oft in seinem Laden gewesen. Möglicherweise lag es an ein paar Bemerkungen, die Bill Wong gemacht hatte, jedenfalls war Agatha klar geworden, dass ihre Beziehung zu Mr. Economides zwar die einer Kundin zum Geschäftsmann gewesen war, er aber für sie auch das war, was einem Freund am nächsten kam. In dem Laden gab es zwei Tische und Stühle, an denen Kunden Kaffee trinken konnten, und wenn wenig los war, hatte Mr. Economides Agatha häufig einen Kaffee spendiert und ihr von seiner weitverzweigten Familie erzählt.
    Als sie den Laden betrat, herrschte reger Betrieb, und Mr. Economides passte gut auf, was er ihr erzählte, während seine geschickten haarigen Hände Quiche und sonstige kalte Speisen einwickelten. Ja, Mrs. Cummings-Browne war persönlich da gewesen und hatte ihm versichert, dass sie keine Anzeige erstatten wolle. Ja, es war ein tragischer Unfall. Und nun, wenn Mrs. Raisin ihn bitte entschuldigen würde …?
    Agatha ging. Sie fühlte sich leer. London, das sie unlängst noch wie ein bunter Mantel umfangen hatte, war nun nichts als ein endloses Straßengewirr voller Fremder. Sie ging in die Buchhandlung Foyle’s in der Charing Cross Road und blätterte in einem Buch über Giftpflanzen. Nachdenklich betrachtete sie das Bild vom Kuhtod oder Wasserschierling. Es war eine harmlos aussehende Pflanze mit einem gerillten Stengel und Blütendolden, die aus lauter kleinen weißen Blüten bestanden. Agatha war nahe daran, das Buch zu kaufen, als sie sich fragte, wozu eigentlich. Es war ein Unfall gewesen, ein betrüblicher Unfall.
    Sie schlenderte noch durch einige Geschäfte, bevor sie zu ihrem Wagen zurückkehrte und sich in den dichten Verkehr einreihte, den London jeden späten Nachmittag ausspie. Dasie ungern im Hellen zu Hause ankommen wollte, bog sie in Oxford von der Autobahn, parkte in der St. Giles und machte sich zu Fuß auf den Weg zum Randolph Hotel, um dort einen Tee zu trinken. Außer ihr war kein anderer Gast im Randolph, was in dem beliebten

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