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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Erste die Quelle des wunderbaren Lichts ausgemacht hatte, und Nell gab ebenso prompt das Verdienst an Bertie weiter.
    »Ich war eingeschlafen«, erzählte sie, »aber Bertie weckte mich auf, als er … Papa!«, schrie sie, als sie Derek erblickte, der unterm Torbogen erschien. Sie rannte zu ihm, Peter hinter ihr her, und beide Kinder warfen die Arme um ihren Vater. Derek sah auf seine Kinder hinab und schluckte hart, dann kniete er sich hin und zog sie an sich. Er drückte sie so heftig, dass Nell genötigt war, ihn zu bitten, Bertie nicht zu ersticken. Emma sah, wie sich Dereks grauer Kopf tief über den blonden und den dunklen Kopf seiner Kinder beugte; dann wandte sie den Blick ab, sie wollte die Szene keinesfalls stören.
    Das aufgeregte Stimmengewirr war verstummt.
    Man hörte es scheppern, als Gash die Einzelteile des auseinander genommenen Kuppelaufsatzes zur Seite schob. Schließlich hob er die zusammengesetz-te Laterne an ihrem Drahtgriff in die Höhe und stellte sie für alle sichtbar auf die oberste Stufe der Laube.
    »Das wär’s«, sagte er, indem er sich die Hände an einem Lappen abwischte. Er verstaute das Werkzeug im Kasten und schloss den Deckel, dann stand er auf und trat ein paar Schritte zurück, um die Laterne zu betrachten. Wortlos drehte er sich um und sah den Herzog an.
    Grayson stand noch immer einige Meter entfernt auf dem Kiesweg, genau dort, wo Kate ihn stehen gelassen hatte. Er sah verletzlich und schrecklich einsam aus und schien weder die eifrigen Gesichter um ihn herum noch die scharrenden Geräusche auf dem Kies zu bemerken, als sie jetzt zur Seite traten, um zwischen ihm und der Laterne eine Gasse zu bilden. Die feinen Linien um seine braunen Augen waren tiefer geworden, und sein Gesicht war so blass, dass es beinahe durchsichtig schien. Er schob sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn, stellte sich kerzengerade hin und ging langsam, wie im Traum, auf die Laterne zu. Kate war jetzt wieder an seiner Seite, und zusammen ließen sie sich auf den Stufen neben der Laterne nieder.
    »Kate«, flüsterte Grayson, überwältigt von dem Wunder. »Es ist alles wahr geworden. Alles.« Der Herzog griff sich an die Stirn und schloss die Augen.
    »Natürlich«, sagte Kate leise. »Ein mutiger Junge hat letzte Nacht ein Leben gerettet, und die Frau im Fenster hat ihre Laterne hochgehalten, um ihm zu helfen. Natürlich hat sie das getan, wir haben es doch immer gewusst. Es liegt in eurem Blut, Liebster. Die Frau lässt uns eine Welt sehen, die von Träumen erleuchtet ist. Aber jetzt komm. Wir müssen das Fest vorbereiten und eine Hochzeit und …
    Lady Nell? Willst du uns etwas sagen?«
    Nell und Peter hatten sich zu der Gruppe gesellt, die sich an der Laube versammelt hatte. Nell war durch den Halbkreis getreten und stand jetzt eine Armeslänge von der Laterne entfernt auf den Stufen des Vogelkäfigpodestes.
    »Sir Bertram sagt, dass es jetzt Zeit ist, die Laterne zu der Frau im Fenster zu bringen«, sagte sie sanft, indem sie die Blechlaterne an ihrem Drahtgriff in die Höhe hob. Anmutig drehte sie sich um und machte sich würdevoll auf den Weg zur Kapelle.
    Ein nachdenklicher Ausdruck lag auf Graysons Gesicht, als er aufstand und Kate die Hand gab.
    Arm in Arm schritten sie dieser stillen Prozession voran, bei der Peter stolz den Schluss bildete. Als sie allein waren, sah Emma Derek an.
    Er stand noch immer am Rand des Tanzsaals und wirkte wie ein Ausgestoßener. Seine Augen waren rot gerändert vor Müdigkeit, das Kinn unrasiert.
    Seine Hände waren tief in den Jeans vergraben, und der blaue Pullover war fusselig und zerknittert, als ob Derek darin geschlafen hätte.
    »Ich war zu Hause«, sagte er. »Habe mich mit Mrs Higgins unterhalten und mich ein bisschen in ihrem Zimmer umgesehen.« Er rieb sich die Augen.
    »Und ich habe mit den Kindern gesprochen. Natürlich gibt es immer noch einiges zu bereden, aber sie
    … sie scheinen sehr bereit zu sein, zu vergeben und zu vergessen.« Dereks Seufzer war so tief, als käme er direkt aus seiner Seele. »Du hattest ganz Recht, Emma. Ich verdiene sie nicht.«
    »Derek …« Langsam ging Emma auf ihn zu. »Ich hätte nicht so mit dir reden dürfen. Natürlich musste ich dir von Mrs Higgins erzählen, aber nicht auf diese Art.«
    »Vielleicht war es die einzig richtige Art«, sagte Derek. »Ich glaube, jemand anderem hätte ich gar nicht zugehört.«
    »Aber ich hatte kein Recht, dir so etwas zu sagen.
    Hörst du? Wirklich gar kein Recht. Ehe du

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