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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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und will nicht mit mir reden. Das hat sie seit unserer Kindheit nicht mehr gemacht.«
    »Sie beide sind keine Kinder mehr«, erinnerte Emma ihn. Sie stand auf und zog Grayson ebenfalls hoch. Sie klopfte ihm kurz das Jackett ab und rück-te seinen Schlips gerade, dann sprach sie weiter.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie mit Ihrem Charme Wasser aus einem Stein sprudeln lassen können, Grayson. Deshalb möchte ich jetzt, dass Sie zum Südturm hinaufsteigen und Kate dazu bewegen, mit Ihnen in den Festsaal der Burgruine zu kommen.«
    »Wir sollen in den Küchengarten kommen?«, fragte der Herzog.
    »Ja, in einer Viertelstunde.« Emma schickte sich an, die Treppe hinunterzugehen, dann sah sie sich nochmals um und fragte: »Wissen Sie, wo Gash ist?«
    »Der ist immer noch mit Reparaturen im Kraftwerk beschäftigt. Aber Hallard kann ihn rufen, wenn Sie ihn brauchen. Er ist in der Bibliothek und kümmert sich um die Kerzen.« Der Herzog biss sich auf die Unterlippe und sagte etwas verwundert:
    »Das klingt alles ziemlich mysteriös, Emma.«
    »Eine Viertelstunde«, wiederholte Emma. »Und viel Glück.«
    »Das werde ich auch benötigen«, murmelte Grayson und lief die Treppe hinauf.

    Gash hatte berichtet, dass Mr Harris am frühen Morgen in seinem verbeulten orangefarbenen Lieferwagen weggefahren sei, aber wohin Derek gefahren war, konnte er Emma nicht erzählen. Sie unterdrückte ihre Enttäuschung und gab Hallard ein paar Anweisungen, um sie an Gash weiterzugeben.

    Dann forderte sie den bebrillten Diener auf, ebenfalls in die Ruine zum Festsaal zu kommen. »Und bringen Sie Ihren Laptop mit«, fügte sie hinzu. »Es ist möglich, dass Sie das, was Sie sehen werden, für Ihren nächsten Thriller verwenden können.«
    Als Emma mit Nell auf dem Balkon gewesen war, hatte sie keinen Gedanken an das Wetter verschwendet, deshalb war sie nun leicht schockiert, als sie auf die Terrasse hinaustrat. Der Himmel war von makellosem Blau, die Luft war frisch und klar, und eine sanfte Brise strich über das Gras auf dem großen Rasen. Wenn die Apfelbäume nicht gewesen wären, die jetzt ohne Laub und Blüten und mit ab-geknickten Ästen dastanden, hätte man kaum vermutet, dass es hier vor kurzem einen gewaltigen Sturm gegeben hatte. Aber die Apfelbäume waren nichts im Vergleich zu dem, was sie in der Burgruine erwartete.
    Der Orkan hatte die Gartenräume völlig verwüstet. Als Emma den Schaden betrachtete, tröstete sie sich damit, dass schließlich keine Menschenleben zu beklagen waren, aber es war nicht leicht, Dankbarkeit zu empfinden. Das Staudenbeet war ein einziges zerfleddertes Chaos, der Steingarten war mehr Stein als Garten, und an den Rosensträuchern hatte keine einzige Blüte oder Knospe überlebt. Als sie den Festsaal erreicht hatte, war sie wie betäubt vor Schmerz.

    Bantry hockte im knöcheltiefen Schlamm und pflückte grüne Tomaten aus einem Gewirr von platt gewalzten Stauden. Er hatte den Kiesweg bereits zum größten Teil freigeräumt, die abgerissenen Ranken von der Laube entfernt und den Schubkarren mit noch brauchbarem Gemüse gefüllt. Als er Emma erblickte, die ganz benommen im Torbogen stand, hielt er ihr eine Hand voll Tomaten entgegen und rief fröhlich: »Sieht ganz danach aus, als ob Madame jede Menge Chutney kochen wird!«
    Emma hatte die Hand auf den Mund gelegt und schüttelte untröstlich den Kopf.
    »Was haben Sie mit Ihrer Hand gemacht, Miss Emma?«, fragte Bantry mit gerunzelter Stirn.
    »Ach, eigentlich nichts. Nell hat nur ein bisschen erste Hilfe geübt.« Zur Beruhigung bewegte Emma ihre verbundenen Finger, dann verschränkte sie die Arme. Der Küchengarten sah aus, als sei er von einer Rinderherde zertrampelt worden, aber hier und da gab es noch etwas Grün.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Emma.«
    Bantry warf die Tomaten in den Schubkarren, stemmte die Hände in die Seiten und sah sich ungerührt um. »Stimmt schon, es sieht ziemlich schlimm aus, aber das kriegen wir schnell wieder hin. So ist das eben mit Gärten. Heute so, morgen so.«
    Angesichts des Optimismus des alten Mannes fasste Emma ebenfalls wieder ein wenig Mut, au-

    ßerdem erinnerte sie die Ankunft von Hallard daran, dass sie hier eine Aufgabe hatte. Sie sah hinauf zu dem schmiedeeisernen Aufsatz der Laube und fragte Bantry, ob er wisse, wie er mit der Kuppel verbunden sei.
    Bantry blinzelte nach oben und kratzte sich den Kopf. »Ja, Miss Emma, ich war grade heute Morgen dort oben und hab die Bohnenranken

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