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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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hin?«, schrie Nanny Cole. »Und was hat dieser Quacksalber hier gewollt?«
    »Die Cousine des Herzogs ist im Kapellgarten ge-stürzt und hat sich verletzt«, rief Emma zurück.
    »Der Arzt hat sie ins Krankenhaus nach Plymouth mitgenommen und …«

    »Macht nichts«, knurrte Nanny Cole. »Den Rest kann ich mir denken. Sind die Kids okay?«
    »Denen geht’s gut«, sagte Emma.
    »Finden’s wahrscheinlich auch noch superspan-nend, möcht ich wetten, diese blutrünstigen kleinen Biester. Wo ist Mattie?«
    »In ihrem Zimmer«, sagte Emma. »Sie ist ohnmächtig geworden …«
    »Ja, ja«, unterbrach Nanny Cole. »Dummes kleines Ding. Das kommt davon, wenn man sich so was zum Idol nimmt. Aber ich kann hier nicht den ganzen Tag verplempern, indem ich durchs Haus laufe und Pakete abliefere. Hier, für Sie, fangen Sie!«
    Das Paket war dick und weich, und Emma hatte keine Mühe, es aufzufangen. Als sie wieder nach oben sah, war das Fenster schon geschlossen. Neugierig trug sie es zur Terrassentreppe, wo sie sich hinsetzte und es öffnete. Es enthielt zwei Paar groß-
    zügig geschnittene Hosen aus Jeansstoff mit wattierten Knien und Gummizug in der Taille sowie zwei Gartenkittel aus einem Stoff mit Veilchenmuster; sie waren mit tiefen Taschen und Ösen für Werkzeug versehen. Verwundert betrachtete Emma die Kleidungsstücke, dann hob sie das Packpapier auf und ging ins Haus, um sich umzuziehen. Mit einem Schmunzeln murmelte sie: »Also, wenn es jemals einen Wink des Himmels gegeben hat …«

10
    JETZT BRAUCHE ICH NUR NOCH Arbeitshandschuhe, dachte Emma, als sie Madames Kü-
    chengarten betrat. Es war spät am Vormittag, der Dunst hatte sich aufgelöst und war strahlendem Sonnenschein gewichen. Emma blinzelte in den Himmel, und dabei fiel ihr ein, dass ein Sonnenhut ebenfalls nützlich wäre. Im Geiste fügte sie gerade noch ein Paar Gummistiefel zu ihrer Einkaufsliste hinzu, als sie beim Anblick von Bantry plötzlich am Radieschenbeet stehen blieb.
    Der alte Mann kam ein paar Meter vor ihr aus dem Schatten des Tores gekrochen, wobei er wild gestikulierend eine Selleriestaude schwang und böse knurrte. Unter einem Stück Tuch, das er sich um den Kopf gebunden hatte, steckten zwei Möhren als Hörner, das grüne Kraut hing wie eine wilde Mäh-ne herunter. Angesichts des seltsamen Aufzugs des Obergärtners von Penford Hall musste Emma laut lachen.
    Bantrys Knurren verstummte, und er stand auf.
    Gutmütig lachend löste er das improvisierte Stirn-band, steckte eine der Möhren in seine Schürzenta-sche und bot Emma die andere an, die sie dankend nahm.

    »Ich hab nur mit den Kindern ’n bisschen Spaß gemacht«, sagte er. »Hab’s jedenfalls versucht. Aber war wohl nichts, glaub ich.«
    »Wieso, halten sie nichts von Gemüsemons-tern?«, fragte Emma.
    »Ach, ich weiß nicht.« Bantry sah über seine Schulter zurück. »Master Peter versucht ja mitzu-spielen, aber es sollte ihm doch eigentlich nicht so schwer fallen, oder? Und Lady Nell, na ja, die ist sowieso die meiste Zeit nur halb anwesend.« Er tippte sich an die Stirn. »Hier, im Oberstübchen.
    Redet immer nur mit ihrem Bären oder mit sich selbst. Bei der weiß man nie, womit sie als Nächstes rauskommt.« Bantry betrachtete aufmerksam Emmas Kleidung. »Sie wollen also heute anfangen, wie ich sehe? Na ja, warum auch nicht? Trevoy, der Polizist aus dem Dorf, war schon da und hat seine Aufnahmen gemacht. Er sagt, es ist ziemlich klar, wie es passiert ist, und schließlich ist die junge Da-me ja nicht tot.« Als er hinter dem dichten Bohnen-laub am Vogelkäfig ein Flüstern hörte, drehte er sich um. »Okay, ihr zwei«, rief er, »kommt mal da raus. Wir müssen Miss Emma im Kapellgarten helfen.«
    Emma berührte den alten Mann am Arm und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Derek hätte es nicht so gern, wenn die beiden so kurz nach dem Unfall in den Garten gingen«, sagte sie.

    »Vielleicht haben Sie Recht«, stimmte Bantry zu,
    »aber andererseits weiß Mr Derek über Kinder in vielem nicht so gut Bescheid.« Er biss in eine Selle-riestange und kaute nachdenklich, dann sagte er mit Nachdruck: »Schadet ihnen überhaupt nicht, wenn sie da reingehen. Für sie ist es das Beste, sich mit den Tatsachen auseinander zu setzen, sonst kommen sie doch auf alle möglichen Gedanken, die ihnen erst recht Angst machen.«
    Peter und Nell standen erwartungsvoll auf den Stufen der schmiedeeisernen Laube. Nell und Bertie hatten ihre Matrosenanzüge mit kirschroten Pullis und Latzhosen

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