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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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vertauscht. Peter trug noch immer sein weißes Polohemd, hatte jedoch statt der Shorts eine sorgfältig gebügelte Khakihose an. Bantry bedeutete ihnen, ihm zu folgen, als er und Emma durch den Festsaal gingen, und alle vier betraten zusammen den Graskorridor.
    Als sie sich der grünen Tür näherten, überkam Emma ein unvorhergesehenes Angstgefühl, und auch die Kinder, die sich bisher leise unterhalten hatten, verstummten. Bantry musste die wachsende Be-klemmung der anderen bemerkt haben, denn als sie die Tür erreicht hatten, blieb er stehen und wandte sich an die Kinder. Mit den Händen auf den Knien beugte er sich zu ihnen hinunter und sagte: »Ihr wisst, dass Miss Susannah sich heute Morgen hier den Kopf angeschlagen hat, nicht wahr? Also, ich will euch nicht anlügen. Es könnte sein, dass an der Stelle, wo sie hingefallen ist, noch ein bisschen Blut ist, aber deshalb braucht ihr nicht …«
    »Wie bei den Löwen, als sie die Christen zerrissen haben«, bemerkte Nell und nickte fachmännisch.
    »Oder als Lancelot dem Schwarzen Ritter das Schwert ins Herz stieß.«
    »Oder als Professor Moriarty an den Felsen der Reichenbach-Fälle zerschellte«, fügte Peter nachdenklich hinzu, worauf Nell jedoch zu bedenken gab, dass das Blut dort sicher vom Wasser fortge-waschen worden sei und es somit nicht zähle.
    »Aber vielleicht als Duncan Robards beim Fuß-
    ball ein Zahn ausgeschlagen wurde?«, schlug Peter vor. »Da war auch überall Blut.«
    Bantry richtete sich auf, wobei er Emma von der Seite ansah und murmelte: »Weiß gar nicht, warum ich mir Sorgen mache …«
    Der Gärtner öffnete die grüne Tür, und einen Augenblick standen sie zusammen da und starrten auf das Rasenstück am Fuß der Treppe. Das Segeltuch war fort, und auf der Treppe lagen zwei starke Planken – eine improvisierte Rampe für die Trage, entschied Emma. Und der Fleck, auf den sie ihr besonderes Augenmerk richtete, das feuchte Gras neben dem Schubkarren mit dem Werkzeug, wo Susannahs blutender Kopf gelegen hatte, war von vielen Füßen zertrampelt worden.

    Nell sah Bantry anklagend an. »Kein Blut«, stellte sie enttäuscht fest.
    »Moment«, sagte Peter. Er reckte den Hals, dann rannte er auf einer der Planken nach unten und zeigte triumphierend auf einen dunklen Fleck am Stiel des Grubbers.
    »Ich will sehen.« Nell drängte sich zwischen Bantry und Emma hindurch und rannte zu Peter, der bei dem Schubkarren stand. Die Geschwister beugten sich über den Fleck, den sie mit nüchterner Sachlichkeit begutachteten.
    »Sie muss mit ihrem Kopf auf die Hacke gefallen sein«, schloss Peter, und Nell nickte.
    »Mag sein«, sagte Bantry, indem er entschlossen die Planke hinabging, »aber jetzt werden wir sie zum Jäten benutzen.« Er nahm Grubber und Sichel und ging damit zur Kapelle hinüber.
    »Was machen Sie jetzt, Mr Bantry?«, fragte Peter.
    »Ich bringe das Werkzeug in die Kapelle«, erklär-te Bantry. »Du weißt doch, wie es letzte Nacht geregnet hat? Vielleicht regnet es ja heute Nacht wieder. Und da wir den Schubkarren brauchen, ich aber nicht möchte, dass meine Gartengeräte verros-ten, bringe ich sie nach drinnen, wo es trocken ist.«
    »Aber Papa wird es gar nicht mögen, wenn Sachen in der Kapelle stehen«, wandte Peter ein.
    Bantry verlagerte das Gewicht der Gartengeräte in seinen Armen und sah aufmerksam in Peters besorgtes Gesicht. »Pflegt dein Vater sein Werkzeug etwa nicht?«, fragte er. »Etwas anderes tue ich doch auch nicht, Junge. Dein Vater wird uns die kleine Ecke in der Kapelle nicht streitig machen. Du kannst mitkommen und aufpassen, dass es ordentlich aussieht.«
    »Es ist schon gut, Peter«, sagte Nell. »Bertie sagt, Papa hat nichts dagegen.«
    Peter warf seiner Schwester einen kurzen Blick zu, ehe er mit Bantry ging, um ihm zu helfen. Als der Schubkarren leer war, sah Bantry Emma an und fragte: »Wo möchten Sie anfangen?«
    Der Rest des Vormittags verging wie im Fluge.
    Bantry und Peter rissen vertrocknete Weinranken von den Mauern ab, Emma lockerte die Erde auf den Hochbeeten, und Nell lief hin und her und häufte ganze Arme voll Schutt, Unkraut und abgestorbener Pflanzenteile in den Schubkarren, während Bertie die Arbeiten von einem umgestülpten Eimer aus überwachte.
    Bantry und Emma schoben abwechselnd den Schubkarren die Rampe hinauf und kippten ihren Inhalt auf ein Stück vom Wind zerzaustes, felsiges Grasland außerhalb der Burgmauer. Ein breiter Pfad führte durch die Wiese, ein hellgrün bemoos-tes Band,

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