und der verschwiegene Verdacht
gesagt hat. Wir sollen jetzt spielen.«
Bantry wartete, bis die beiden außer Hörweite waren, dann schüttelte er den Kopf. »Wir sollen jetzt spielen«, wiederholte er brummelnd. »Der Bengel tut ja grade, als ob das ein Befehl war.« Er stapelte die Teller in den Korb. »Der Junge hat diese fixe Idee, dass er immer etwas tun muss. Letzte Woche hab ich ihn fünf Minuten im Gewächshaus allein gelassen, und als ich wiederkam, hatte er den Boden gefegt.«
Emma nickte. »Nanny Cole scheint das gleiche Problem mit ihm zu haben«, sagte sie. »Sie hat heute Morgen auch deswegen mit ihm geschimpft.«
»Er macht sich wegen irgendwas Sorgen.« Bantry sah nachdenklich auf die geschlossene Tür und rieb sich den Nacken. »Weiß nicht, was es ist, aber ihn beunruhigt etwas. Reichen Sie mir bitte mal das Glas rüber?«
Emma leerte die letzten Tropfen Apfelwein aus ihrem Glas. »Vielleicht liegt es daran. dass er hier in einem Haus wohnt, das bewacht wird«, sagte sie.
Sie bemerkte, wie Bantry sie kurz von der Seite ansah, als sie ihm das leere Glas reichte. »Das ist es doch, was Newland und Wachtmeister Trevoy und all die anderen Männer tun, nicht wahr?«
Bantry antwortete nicht, bis der Korb fertig gepackt und der Deckel zu war. Dann lehnte er sich auf die Ellbogen zurück, den Blick auf die geschlossene Kapellentür gerichtet. »Ich vermute, Toms Tante wird Ihnen erzählt haben, was hier vor ein paar Jahren passiert ist.«
Emma nickte. »Sie sagte, dass es mit der Presse Ärger gegeben hat, nachdem dieser Rocksänger ertrunken ist. Kate Cole scheint der Meinung zu sein, dass so etwas wieder passieren könnte. Halten Sie das für möglich?«
»Miss Susannah ist wohl auch eine Art Promi-nenz, nicht wahr?«, erwiderte er. »Und nach dieser alten Geschichte und dem, was jetzt passiert ist, nehme ich an, dass sich die Aasgeier bestimmt wieder drauf stürzen werden.« Seine freundlichen hellgrauen Augen verdüsterten sich zu einem Schiefergrau. »Wir werden uns das nicht noch mal gefallen lassen.«
»Wie können Sie es vermeiden?«
»Unsere Kate wird schon dafür sorgen«, sagte Bantry grimmig. »Der Stolz von Penford Harbour, so wird sie genannt. Außerdem ist sie Juristin, müssen Sie wissen.«
Emma wandte sich ab, um ihre Überraschung zu verbergen. Haushälterin – Juristin, Kate schien ein weiteres Multitalent im Haushalt von Penford Hall zu sein. Und so, wie sie über die Organisation der Pressekonferenz in Plymouth gesprochen hatte, schien sie außerdem auch noch Graysons Public-Relations-Managerin zu sein. »War es denn so schlimm, als Lex starb?«
»Schlimm genug.« Bantry lehnte sich vor, die El-lenbogen auf den Knien, und spielte mit einer Lö-
wenzahnblüte. »Dass Sie keinen falschen Eindruck kriegen«, sagte er langsam. »Wir sind anständige Leute hier. Uns ist die Pressefreiheit genauso wichtig wie allen vernünftigen Leuten, aber diese Bur-schen haben nichts als Lügen geschrieben. Das Dorf war wirtschaftlich gerade wieder auf die Beine gekommen, aber diese Aasgeier machten vor nichts Halt.« Er schüttelte den Kopf. »Sie sind sogar auf den Pausenhof der Schule gegangen, um die Kinder auszuhorchen, können Sie sich das vorstellen?«
»Aber warum waren sie denn so hartnäckig?«, fragte Emma. »Was hofften sie zu finden?«
»Beweise«, sagte Bantry, indem er den Löwenzahn in den Schubkarren warf. »Diese Scheißkerle hofften, Beweise dafür zu finden, dass Seine Hoheit den Kerl ermordet hatte.«
»Es geht doch nichts über einen schönen Mord, wenn man Zeitungen verkaufen will.«
Emma setzte sich an den Zeichentisch, als sie sich an diese Worte von Bantry erinnerte. Es war einige Stunden her, seit sie in ihr Zimmer zurückgekehrt war, aber immer noch hörte sie die Bitterkeit in Bantrys Stimme. Es musste unerträglich für ihn gewesen sein, wie sein Arbeitgeber, den er offenbar verehrte, von der Regenbogenpresse an die Öffentlichkeit gezerrt wurde. Emma konnte die Empörung des alten Mannes wohl verstehen, und sie verspürte auch Mitleid mit Grayson – es war bestimmt nicht einfach, wenn anscheinend alle fünf Jahre eine prominente Persönlichkeit vor der eigenen Tür zu Schaden kam. Aber trotzdem empfand auch sie eine gewisse Neugier darüber, wie Lex Rex ertrunken war.
Richard hätte ihr genauestens Auskunft geben können. Auch in den Vereinigten Staaten hatten die Zeitungen den Fall ausführlich behandelt, aber Emma bezweifelte, ob Richards junge Frau einen Telefonanruf von ihr
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