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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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sah über die vielen unbekannten Gesichter hinweg zu Mattie.
    »Susannah war immer noch bewusstlos, als wir gingen«, sagte sie, »aber sie lebt.«
    »Dr. Singh fliegt mit ihr nach Plymouth«, fügte Bantry hinzu.
    »Gott sei Dank.« Auf ihre Hände gestützt, beugte sich Mattie einen Moment nach vorn, dann schob sie ihren Stuhl zurück und stand auf. »Ich sollte wohl eine Tasche für Miss Ashley packen«, sagte sie. »Mr Bishop kann sie dann mitnehmen. Sie wird bestimmt ihre Sachen haben wollen, wenn sie aufwacht.«
    »Tu das«, sagte Bantry, »ich kümmere mich um Lady Nell.«
    Mattie verließ eilig die Küche, und Bantry be-grüßte die Männer mit ernstem Gesicht, während er mit Emma ans Ende des Tisches ging, um sich zu Nell zu setzen. Zwei der Serviermädchen sahen Emma neugierig an, und sie hörte, wie eine flüsterte: »Die Gärtnerin«, woraufhin Madame mit dem Löffel laut auf die Herdplatte klopfte und die Mädchen wieder an ihre Arbeit gingen. Das leise Stimmengewirr und das Klappern des Geschirrs setzte wieder ein, und gleich darauf stellte eines der Mädchen eine Tasse starken, gesüßten Tee vor Emma, gefolgt von einem Teller mit Spiegeleiern, Würstchen, Schinken und Toast. Emma warf einen Blick auf das Essen, schüttelte sich leise und griff nach der Tasse.
    »Du kannst auch Erdbeeren haben, wenn du magst«, bemerkte Nell aufmunternd.
    »Danke schön, aber im Moment möchte ich nur Tee«, erwiderte Emma.
    Als Derek mit dem Jungen in die Küche trat, den Arm um Peters Schultern gelegt, ebbten die Geräusche wieder ab. Dereks Gesicht war von Sorge gezeichnet, aber Peters Wangen waren rosig, seine Augen leuchteten, und er sah aus, als wäre er am liebsten in die Luft gesprungen.
    »Und du hast ganz bestimmt nichts gehört?«, fragte Derek gerade.
    »Ich habe es dir doch gesagt, Dad. Ich war drau-
    ßen auf dem Küstenweg und habe gelesen. Ich wusste nicht einmal, dass sie dort war, bis alle anfingen zu schreien.«
    »Ist ja gut, Junge, ist ja gut.« Mit einer ungestü-
    men, ungeschickten Geste zog Derek den Jungen an sich, dann entließ er ihn, damit er zu Nell gehen konnte.
    »Sie ist nicht tot«, setzte diese ihren Bruder sachlich in Kenntnis.
    »Ich weiß«, entgegnete Peter, »aber sie ist bewusstlos.« Der Junge sah zum Herd hinüber. »Madame, kann ich bitte auch Erdbeeren haben?«
    »Miss Porter? Könnte ich Sie einen Augenblick sprechen?« Derek zeigte auf eine alte geschnitzte Bank am Kamin, wo man einigermaßen ungestört reden konnte. Emma zog Bantrys Jacke aus, die sie dem Eigentümer dankend zurückgab. Dann setzte sie sich zu Derek auf die Bank. »Miss Porter«, fing er an. »Emma. Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie sich um meine Tochter gekümmert haben.
    Eine traumatische Erfahrung für so ein kleines Kind. Ich bin nicht sicher …« Derek stockte, als ein dünner, hoher Schrei in der Ferne zu hören war, der ebenso unvermittelt abbrach.
    Messer und Gabeln fielen klirrend auf den Fliesenboden, als die Männer vom Tisch aufsprangen und zur Küchentür liefen. Derek war ebenfalls aufgestanden und sah ratlos von der Tür zu seinen Kindern, doch Bantry winkte ihm beruhigend zu.
    »Gehen Sie, gehen Sie nur«, redete er ihm zu.
    »Ich bleibe bei den Kindern.«
    Derek drückte Nell einen raschen Kuss auf den Kopf, dann rannte er mit laut polternden Arbeitsstiefeln aus der Küche, und Emma folgte ihm, so schnell sie konnte, zur Eingangshalle.
    Es kam ihr vor, als wäre sie in ein Kriegsgebiet geraten. Gash, der rundliche Mechaniker, hielt die Vordertür auf, durch die der Wind das Heulen eines Hubschraubermotors im Leerlauf hereintrug.
    Newland, dessen schwarze Baskenmütze so schief saß, dass sie vom Kopf zu rutschen drohte, bellte den Männern aus der Küche Befehle zu. Zwei Männer in Windjacken schoben Susannah auf einer Trage zur offenen Tür des Hubschraubers. Ihr Hals war mit einem gepolsterten Kragen geschient, um den Kopf hatte sie einen Verband, durch den Blut drang. Neben ihr ging Syd Bishop mit der Tasche, die Mattie für sie gepackt hatte.
    Mattie lag ausgestreckt am Fuße der Freitreppe, den Kopf in Kate Coles Schoß. Neben ihnen kniete ein bärtiger Mann. Er war in einen Kaftan gekleidet, den Kopf hatte er mit einem Turban in makellosem Weiß umwickelt, seine Füße steckten in braunen Socken und Sandalen. Der schwarze Le-derblouson, den er über dem Kaftan trug, kontras-tierte mit dem restlichen Ensemble. Daneben stand mit bleichem Gesicht Crowley, während der Herzog

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