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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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in einer Hinterhofgara-ge sein erstes fürchterliches Musikvideo drehte.«
    Emma kramte in ihrer Erinnerung. »Das war doch ein Schwarzweißvideo?«
    Derek nickte. » Grünzeug. In sieben ohrenbetäubenden Minuten brachte Lex es fertig, Umwelt-schützer, Vegetarier, Pazifisten und alle möglichen Leute mit gesundem Menschenverstand zu kränken.
    Der Rest fand ihn fantastisch. Dazu musste auch Grayson gehört haben, obwohl ich nie verstanden habe, was sie gemeinsam hatten.«
    »Die Musik kann es nicht gewesen sein«, wandte Emma ein, die sich an das bemerkenswerte Klavier-spiel des Herzogs erinnerte. »Vielleicht beeindruck-te ihn das Schockierende. Der alte Herzog hatte die Freundschaft seines Sohnes mit Lex bestimmt nicht gebilligt.«
    Derek zuckte die Schultern. »Was auch immer der Grund war, die Freundschaft war nicht von Dauer. Der alte Herzog starb, und Grayson kehrte nach Penford Hall zurück, während Lex zu Ruhm und Reichtum kam. Fünf Jahre später las ich in der Zeitung von seiner Gruppe.«
    »Moment mal«, unterbrach Emma. »Haben Sie Grayson nicht um die gleiche Zeit kennen gelernt?«
    »Wenn Sie wissen möchten, ob ich Lex auch gekannt habe, muss ich Sie enttäuschen. Ich war ein erwachsener Mann, mit …« – er zögerte einen Augenblick, ehe er fortfuhr – »mit einer Frau und einem kleinen Sohn, um die ich mich kümmern musste. Ich hatte keine Zeit, mich mit Lex und seines-gleichen in Garagen herumzudrücken.«
    Eine Brise raschelte durch die Blätter der Bäume, und ein Buchfink flog vor ihnen über den Weg.
    Emma beobachtete Derek aus dem Augenwinkel, sah wie sich die Muskeln seines Unterkiefers anspannten, während er hinter dem Rücken die Hän-de fest verschränkte.
    »Also, wo war ich stehen geblieben?«, fragte er mit rauer Stimme.
    »Lex war zu Ruhm und Reichtum gekommen.«
    »Richtig.« Derek räusperte sich. »Wie die Zeitungen hinterher berichteten, hatte Lex beschlossen, seinen alten Freund mit einem Besuch zu überraschen. Es ist schon ein Kreuz mit diesen Landhäusern, man weiß nie, wer als Nächstes auftaucht.«

    »Klingt, als ob Sie einschlägige Erfahrung haben«, sagte Emma trocken. »Haben Sie auch ein Landhaus?«
    »Meine Familie hat eins. In Wiltshire. Nach dem Tod meines Vaters wird es mir gehören.«
    »Sie scheinen nicht sehr begeistert von der Aussicht zu sein«, bemerkte Emma. »Liegt Ihnen nichts an Ihrem Familienbesitz?«
    »Es sind zu viele Bedingungen daran geknüpft.«
    Dereks Mund verzog sich zu einem ironischen Lä-
    cheln. »Mein Vater hält nichts von meinem Beruf.
    Ich bin der Sohn eines Earls mit der Seele eines Handwerkers. Aber der Herr des Hauses soll sich die Hände möglichst nicht schmutzig machen.«
    »Ach ja, und der Platz der Frau ist im Haus. Das höre ich schon, seit ich alt genug bin, um eine Schürze zu tragen. Lächerlich, nicht wahr?« Emma hob einen Stock auf und köpfte damit eine Butter-blume. »Ihr Vater sollte meine Mutter kennen lernen. Die Welt scheint von enttäuschten Eltern zu wimmeln.«
    »Und ich wette, von einer gehörigen Anzahl enttäuschter Kinder auch.« Dereks Lächeln wurde weicher.
    »Aber bitte, erzählen Sie weiter«, sagte Emma.
    »Ich werde Sie nicht wieder unterbrechen.«
    »Unterbrechen Sie mich, so oft Sie wollen«, sagte Derek und sah sie von der Seite an. »Mir macht es nichts aus.« Seine Locken waren vom Wind zerzaust, und seine blauen Augen blitzten in der Sonne.
    »Lex beschloss also, Grayson zu überraschen …«, versuchte Emma ihm auf die Sprünge zu helfen.
    Derek sah sie einen Moment an, dann senkte er den Kopf und erzählte weiter. »Die Überraschung war jedoch auf Lex’ Seite, denn Grayson war nicht zu Hause. Die Zeitungen haben gerade über diese Tatsache viel spekuliert, bis es sich herausstellte, dass Grayson in Frankreich war, wo er über den Rückkauf einiger Gemälde verhandelte, die sein Vater einige Jahre zuvor verkauft hatte. Es ist verständlich, dass Grayson nicht daran interessiert war, dass die Geldnot seines Vaters an die große Glocke gehängt wurde.«
    »Aber wenn Grayson nicht zu Hause war …«
    »Seine Angestellten scheinen ihn sehr zu mögen, ist Ihnen das auch aufgefallen? Sie geben sich alle große Mühe, nicht wahr?«
    »Ja, vermutlich schon, aber …« Aber es wäre logisch, dachte Emma. Es könnte ein Komplott sein, mit Grayson als Kopf des Ganzen und den Angestellten als Mittätern. Sie dachte an ihren ersten Abend in Penford Hall, an Graysons beruhigende, fast betörende Worte

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