und der verschwiegene Verdacht
eigentlich haben Nell und Bertie sie entdeckt.«
»Nell und Bertie haben Großmutters Hochzeitsschmuck gefunden?« Emmas Stimme klang zweifelnd.
»Sie sind praktisch darüber gestolpert. Sie waren unter einer der Dielen im Kinderzimmer. Wahrscheinlich hielt man das für einen Ort, an dem der alte Herzog nicht danach suchen würde.«
»Wer sollte das gedacht haben?«, fragte Emma verwirrt, aber Derek war bereits mit langen Schritten zu einem dunklen Erker gegangen, wo er sich bückte, um eine zweite Mappe aufzuheben. Ihre verblichenen schwarzen Lederdeckel waren brüchig und mit ausgefransten Bändern zusammengebun-den.
»Von den Plänen, die Grayson mir gab, habe ich leider zwei Blätter verlegt«, sagte Derek, indem er die zweite Mappe neben die erste legte. »Ein peinlicher Ausrutscher für jemanden, der sich mit alten Häusern auskennen will. Deshalb habe ich nach einem zweiten Satz Pläne gesucht. Dabei habe ich das hier gefunden.« Er legte eine Hand auf die zweite Mappe. »Es ist eine Art Gutachten, wie man es erstellen lässt, wenn man vorhat, sein Haus zu verkaufen.«
Vorsichtig knüpfte Derek das Band auf und öffnete die Mappe. Emma las das Datum auf dem obersten Blatt. Diese Pläne waren fünfzehn Jahre zuvor angefertigt worden, nur zehn Jahre früher als die letzten Pläne.
»Jetzt vergleichen Sie die beiden Pläne einmal«, sagte Derek. »Sie mögen Ihnen vielleicht ein bisschen technisch vorkommen, aber versuchen Sie es, so gut Sie können.«
Emma lächelte nachsichtig, während sie die sehr detaillierten Pläne durchblätterte. Beim Installieren von Computern hatte sie reichlich Gelegenheit gehabt, einschlägige Erfahrungen zu sammeln; sie hatte Kabel in Ventilationsschächten verlegt und ganze Büros vernetzt. Sie zweifelte daran, ob Derek ihr noch viel über das Lesen von Grundrissplänen beibringen konnte.
»Sehen Sie …« Dereks Finger fuhren vorsichtig über einen Bogen, doch dann verstummte er und horchte nach oben. Langsam wanderten seine Augen zur Galerie. »Nell«, sagte er etwas ärgerlich, und als Emma aufsah, bemerkte sie einen lockigen blonden Kopf sowie einen zotteligen braunen, die durch die Holzstäbe des Galeriegeländers lugten.
»Was machst du dort oben?«, wollte Derek wissen. »Und wo ist Peter?«
»Bertie sagt, Peter muss ein bisschen allein sein«, erklärte Nell. »Und wir haben hier oben eine kleine Tür gefunden, und da sind wir …«
»Bitte erkläre Bertie, dass Emma und ich auch ein bisschen allein sein müssen«, sagte Derek. »Geh und lass dir von Peter eine Geschichte vorlesen.«
»Aber Bertie hat gesagt …«
»Moment mal, Emma.« Derek stürmte auf die Galerie, wobei er drei Stufen auf einmal nahm, und beugte sich zu seiner Tochter hinab.
Emma wandte sich wieder den Plänen zu und blätterte sie langsam durch, dann hielt sie kurz in-ne, um schließlich weiterzublättern. »Neue elektri-sche Leitungen«, murmelte sie. »Neue Wasserleitungen …« Vor zwanzig Jahren hatte die Rosensuite nicht einmal ein Waschbecken gehabt, ganz zu schweigen von einem eigenen Bad, und in der Kü-
che hatte es ebenfalls keinen modernen Herd gegeben. Als Derek zurückkam, sah sie auf – er sah etwas verwirrt aus.
»Ist Nell weg?«, fragte sie.
»Ja, aber …« Derek rieb sich den Nacken. »Meine Tochter hat mich gerade informiert, dass es fast Mittag ist.« Er nahm eines der ausgefransten Bänder und spielte damit. »Haben Sie schon irgendwelche Pläne?«
Emma zuckte die Schultern. »Ich wollte heute Nachmittag ins Dorf gehen und ein paar Sachen kaufen.«
»In Ordnung.« Derek holte tief Luft, dann steckte er entschlossen die Hände in die Taschen. »Dann gehen wir zusammen. In der Bright Lady – das ist der örtliche Pub – kann man mittags sehr gut essen.« Er zögerte etwas, ehe er entschuldigend fortfuhr: »Wie es aussieht, habe ich wohl auch zuge-sagt, mit meinen Kindern im Kinderzimmer zu Abend zu essen. Wie es dazu gekommen ist, weiß ich nicht so genau, aber … tja, das bedeutet, dass Sie wohl heute Abend allein essen müssen.«
»Das ist schon in Ordnung«, sagte Emma. »Ich bin es ja gewohnt.«
»Das sollten Sie aber nicht sein«, sagte Derek kurz. Er errötete, dann deutete er mit dem Kinn zur Galerie. »Es ist nämlich … meine Tochter Nell lässt fragen, ob Sie ebenfalls kommen würden.« Er machte ein besorgtes Gesicht. »Sie essen doch zu Abend, nicht wahr?«
Emma zog den Bauch ein und sagte würdevoll:
»Nun, ich bin nicht auf Diät, wenn Sie das
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