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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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meinen.«
    »Gott sei Dank. Nach einer Woche mit Susannah und ihren Ernährungstheorien hätte ich Lust, alle Bücher anzuzünden, die jemals über das Thema geschrieben worden sind. Ein gesunder Appetit hat noch niemandem geschadet. Mary konnte zum Beispiel …« Er stockte, ehe er zögernd weitersprach:
    »Meine verstorbene Frau hat das Essen sehr genossen. Wo es bei ihr blieb, weiß ich allerdings nicht.
    Sie war zierlich, wie Peter. Sie hatte auch das gleiche dunkle Haar.« Er sah Emma an, dann wandte er sich schnell ab. »Sie starb kurz nachdem Nell auf die Welt kam. Lungenentzündung.«
    War es das gewesen?, fragte sich Emma. Hatte ihn deshalb Graysons eingehende Beschreibung des Ertrinkens so aufgebracht? Emma wusste, dass es für Trauer keinen festen Zeitplan gab, aber wenn jemand fünf Jahre nach dem Tod eines geliebten Menschen eine solche starke emotionale Reaktion zeigte, dann erschien ihr das als außergewöhnlich.
    Trotzdem, als sie ihn ansah und den Schmerz in seiner Stimme hörte, ahnte sie, dass es so war. Einen kurzen Augenblick spürte sie etwas wie Neid –
    wie mochte es sein, so schmerzlich vermisst zu werden? –, aber dann schämte sie sich dieses Gedankens. Wenn Dereks Frau ihn geliebt hatte, dann hätte sie nicht gewollt, dass er so um sie trauerte.
    »Es tut mir sehr Leid«, sagte sie.
    »Mir auch.« Derek hatte sich wieder den Map-pen zugewandt. »Warum gehen wir nicht jetzt gleich ins Dorf? Ich kann Ihnen die Pläne auch un-terwegs erklären. Sie haben doch nichts dagegen, wenn wir zu Fuß gehen? Nell sagt, es würde Ihnen nichts ausmachen.«
    »Hat sie das?« Emma musste lachen. Sie hatte Nell offenbar stärker beeindruckt, als sie es geahnt hatte. »Ich nehme an, Bertie hat sich zu diesem Thema ebenfalls geäußert?«
    Derek sah Emma von der Seite an, und alle Trauer war aus seinem Gesicht gewichen, als er sagte:
    »Ja, allerdings, das hat er. Er meinte, Sie seien schwer in Ordnung.«
    Emma war noch nie zuvor von einem Teddybä-
    ren gelobt worden, aber während Derek die Map-pen wieder an ihren Platz legte, empfand sie eine ganz unsinnige Freude.

12
    DER KÜSTENPFAD WAND SICH um den Ostflügel von Penford Hall herum und säumte das kleine Wäldchen, das hinter der Mauer lag, ehe er allmählich bergab ins Tal führte. Der dornige Strauchginster, der auf der windgepeitschten, steinigen Höhe wuchs, verschwand allmählich, dafür hatte sich weiter unten im Schatten der Bäume Farnkraut angesiedelt, das sich im spärlich durch die Blätter sickernden Sonnenlicht offenbar wohl fühlte.
    Derek hatte seinen Pullover ausgezogen und ihn um die Taille gebunden, darunter trug er ein zerknittertes blaues Arbeitshemd. Als er die Ärmel hochkrempelte, fiel Emma auf, wie sehnig seine Unterarme waren, und sie wunderte sich, wie derart starke Hände solch feine Arbeiten ausführen konnten wie das Freilegen verputzter Fresken oder das Reparieren zerbrechlicher Glasfenster; doch als sie merkte, dass Derek sie beobachtete, wandte sie ihren Blick ab.
    »Sie sind wahrscheinlich aus den Zeichnungen nicht sehr schlau geworden«, sagte Derek.
    »Oh, ich habe schon das eine oder andere gesehen«, erwiderte Emma, die zugleich amüsiert und ärgerlich über seine etwas herablassende Art war.
    »Die Wasserleitungen und die Stromversorgung sind vollkommen erneuert worden. Die Deckel zu den Zugangsschächten sind neu, außerdem die Schornsteinbelüftung sowie sämtliche Zuleitungs-kabel, Leitungen und auch die Verteilertafel. Nach den Schnittzeichnungen zu urteilen, sind auch einige Fußböden angehoben und ausgeglichen worden, außerdem hat das Haus ein neues Dach.« Sie sah Derek verschmitzt an. »Habe ich etwas vergessen?«
    »Äh …«
    »Wenn ich mir wirklich Mühe gebe, dann könnte ich vielleicht sogar erraten, warum Sie mir die Pläne gezeigt haben«, fuhr Emma fort, die seine Verlegenheit sehr genoss. »Also überlegen wir mal. Nach den älteren Plänen zu schließen, war das Haus vor fünfzehn Jahren in ziemlich desolatem Zustand.
    Falls der alte Herzog sie deshalb anfertigen ließ, weil er das Haus verkaufen wollte, dann kann die finanzielle Situation der Familie nicht besonders rosig gewesen sein. Auch Ihre Bemerkung über die Smaragde der alten Herzogin geben einem zu denken. Warum sollte sie den Schmuck im Kinderzimmer verstecken: Hatte sie etwa Angst, dass ihr Sohn ihn verkaufen könnte? Und wenn Graysons Vater schon so tief gesunken war, dass er den Hochzeitsschmuck seiner Mutter verkauft hätte

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