und der verschwiegene Verdacht
worden war, auf der anderen Seite stand einer der beiden Goldbrokat-Sessel, und die beiden kleinen Tischchen waren zusammengerückt worden und bildeten eine Art Couchtisch.
Daneben stand Hallard und leuchtete Crowley bei seinen Anstrengungen mit einem goldenen Kan-delaber, der mit flackernden weißen Kerzen be-stückt war. Kate war ebenfalls anwesend, in einem Fischerpullover und dunkelbrauner Hose stand sie mit verschränkten Armen vor dem Gobelin, der die Tür verdeckte. Niemand schien überrascht, Derek und Emma hier zu sehen.
Grayson, elegant wie immer, trug Reithose, Tweedjackett, ein elfenbeinfarbenes Hemd und eine Seidenkrawatte. Er nickte Crowley herzlich zu, während er sich in den Brokatsessel sinken ließ und Derek und Emma bedeutete, auf dem Diwan Platz zu nehmen.
Crowley zog sich die Weste gerade, rückte an seinem schwarzen Schlips und dem steifen Kragen und winkte dann Hallard, ihm durch die weiß-goldene Doppeltür nach draußen in den Korridor zu folgen.
Einen Augenblick hörte man nur das Heulen des Windes, das Knistern des Feuers und in der Ferne ein gelegentliches Donnergrollen. Dann polterte es laut vor der Schlafzimmertür.
»Pass doch auf, wo du gehst, du Trottel!«
»Tut mir Leid, Nanny, aber ich hätte beinahe Ih-re Stricknadeln in die …«
Emma erschrak, als die Tür mit Schwung aufging und Nanny Cole hereingefegt kam, angetan mit einem Morgenmantel aus rotem Schottenstoff und Hausschuhen aus braunem Kordsamt. Sie trug einen Korb, der mit Wollknäueln gefüllt war und aus dem mehrere Stricknadeln bedrohlich herausragten.
Ihr auf den Fersen folgte Oberwachtmeister Trevoy mit einer Taschenlampe in der Hand, der den Korb nicht aus den Augen ließ.
»Du bist und bleibst ein Dummkopf, Tom Trevoy«, versicherte Nanny Cole ihm. »Ein Tritt in den Hintern würde dir vielleicht etwas mehr Rück-grat verschaffen, aber wahrscheinlich würde das auch nichts helfen. Jetzt hör auf zu jammern und hol mir einen Sessel!« Sie unterbrach sich, um einen bösen Blick auf Derek und Emma zu werfen, wobei sie knurrte: »Schnüffler. Ich kann Schnüffler nicht ausstehen.« Dann sah sie sich im Zimmer um. »Wo ist mein Fräulein Tochter?«, wollte sie wissen.
»Kommt einfach ohne ein Wort hier an. Aha, da bist du ja!« Sie ging durchs Zimmer auf Kate zu, während Oberwachtmeister Trevoy eilig den zweiten Goldbrokatsessel an den Kamin schob, worauf er sich bescheiden auf die niedrige Bank am Fußen-de des Bettes setzte und sich über den roten Schnurrbart strich.
»Kate, du siehst aus wie ’ne aufgewärmte Leiche«, brummte Nanny Cole. »Ab ins Bett mit dir, meine Liebe, los, marsch!«
»Mir wäre es sehr lieb, wenn Kate bliebe«, sagte Grayson.
Nanny Cole schob mürrisch die Unterlippe vor und meinte: »Wie du willst. Aber komm mir nicht angejammert, wenn sie schlapp macht. Am liebsten würde ich euch beiden noch heute Nacht den Hintern versohlen.«
Schritte im Korridor verrieten die Ankunft von Gash, dem rundlichen Automechaniker, und Newland, dem schweigsamen Torwächter. Newland trat zu Kate, um sich flüsternd mit ihr zu unterhalten, dann postierte er sich vor die Doppeltür zum Korridor, wo er mit der mühsam gezügelten Energie eines Athleten seine Taschenlampe von einer Hand in die andere rollen ließ. Emmas Mut sank, als ihr auffiel, wie körperlich fit der Wächter schien, obwohl er sicherlich Mitte sechzig war.
Gash trat zum Herzog. »Das Kraftwerk ist im Eimer«, berichtete er. »Wir haben den Hilfsgenera-tor angeworfen, also sind die Notsysteme und Alarmanlagen versorgt, wir haben auch Telefon, aber alles andere muss bis morgen warten.«
»Ich bin sicher, Sie haben getan, was Sie konnten«, sagte der Herzog.
»Mach ich doch immer, Hoheit.« Gash nickte Derek und Emma zu, dann setzte er sich neben Oberwachtmeister Trevoy.
Einen Augenblick später öffnete Newland die Tür, um Crowley und Hallard wieder einzulassen.
Jeder von ihnen trug ein großes Silbertablett, das sie auf dem Tisch vor Emma absetzten. Auf Crowleys Tablett thronte eine große silberne Teekanne, umringt von neun Tassen und Untertassen, einem silbernen Sahnekännchen samt Zuckerdose, neun Teelöffeln und einem Stapel kleiner Teller. Hallards Tablett war mit vier dreistöckigen Kuchenständern beladen, die bis obenhin mit zierlichen Sandwiches gefüllt waren.
»Wird auch langsam Zeit!«, schimpfte Nanny Cole. »Was hat Madame denn raufgeschickt?«
Hallard machte eine ausschweifende Geste zu all den Köstlichkeiten
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