und der verschwiegene Verdacht
Fischfang draußen sein.«
»Und ich hoffe, Bantry hat die Stangenbohnen gepflückt«, sagte Emma. »Dieser Wind wird die Laube leer fegen.« Sie sah in den Raum, aber ein schwerer Vorhang versperrte ihr die Sicht. »Ein Gobelin?«, fragte sie. Sie hob eine Ecke und schlüpfte darunter hindurch. Derek schloss die Tür hinter sich und folgte ihr.
Dieser Raum war alles andere als modern. Mit dem Mobiliar, das jahrhundertealt schien, sah er geradezu üppig aus. Das Himmelbett hatte schwarze bestickte Satinvorhänge, und der Marmorkamin wurde von zwei Karyatiden getragen. Ein Decken-fresko zeigte etwa ein Dutzend gelangweilter molliger Schönheiten, deren durchsichtige Gewänder keine großen Anforderungen an die Vorstellungs-kraft des Betrachters stellten. Sie räkelten sich auf gegenüberliegenden Diwanen und wurden von pummeligen Putten bedient, die durch einen wolkenlosen blauen Himmel flatterten.
Vor dem Kamin standen zwei Sessel aus Goldbrokat und um einen Kartentisch vier Stühle mit grünem Samtpolster. Zwischen den Fenstern mit den schweren Vorhängen stand ein grüner, mit Samt bezogener Diwan, zu dessen beiden Seiten jeweils ein reich geschnitztes Tischchen platziert war. Am Fuße des Bettes sah man eine niedrige Polsterbank.
Eine Schwindel erregende Sammlung von Gegenständen füllte Tische und Borde: Vasen, Leuchter, Briefbeschwerer, Porzellanfiguren, Lackkästchen und Fotos in Silberrahmen. An den Wänden hingen große und kleine Gemälde, die allesamt Gartensze-nen zeigten. Emma wandte sich erregt an Derek, doch dann schlug sie die Augen nieder und versuchte, in möglichst beiläufigem Ton zu fragen: »Ist dies das Zimmer der Großmutter?«
Derek nickte. Er ging durch das Zimmer, um die Vorhänge aufzuziehen; mit dem Rücken zu Emma gewandt, blieb er stehen, wie gebannt von den auf-zuckenden Blitzen. »Ich habe meinen Auftrag über-schritten, indem ich hierher gekommen bin«, sagte er. »Grayson hat mich ausdrücklich gebeten, dieses Zimmer nicht zu betreten.«
»Aber ist es nicht nahe liegend, die Laterne hier zu suchen?«, fragte Emma.
»Grayson hat mir versichert, dass sie es gründlich durchsucht haben. Nein, die Laterne zumindest ist nicht hier.« Er sah Emma über die Schulter an, und in seinen Augen blitzte es.
Emma konnte ihre Aufregung kaum mehr unterdrücken. »Was ist es, Derek? Zeig es mir.«
»Eigentlich dürfte ich gar nicht so viel Freude daran haben«, sagte er, indem er durch das Zimmer kam und vor einer Marmorsäule stehen blieb, auf der ein Laute spielender Engel saß, »aber es ist einfach entzückend. Pass mal auf.« Als er den Kopf des Engels ergriff und ihn nach vorn neigte, öffnete sich die Wand dahinter.
Emma staunte. »Wie bist du darauf gekommen, das überhaupt zu versuchen?«
»Bin ich nicht. Ich habe neulich hier herum-gestöbert und stieß versehentlich dagegen. Dachte schon, ich hätte das verflixte Ding kaputtgemacht.
Willst du mal reinsehen?«
Emma schob sich an dem enthaupteten Engel vorbei in einen runden Raum mit durchgehenden Marmorwänden, die oben eine Kuppel bildeten. In die runden Wände waren bogenförmige Nischen eingelassen, und in jeder befand sich ein Saitenin-strument. Emma am nächsten war eine antike Mandoline, deren Hals mit kunstvollen Einlegearbeiten aus Perlmutt verziert war. Daneben war eine Laute, und daneben …
Sprachlos sah Emma zu, wie Dereks Taschenlampe eine schwarz glänzende Elektrogitarre beleuchtete, die mit einem silbernen Blitz verziert war, dem Erkennungsmerkmal von Lex Rex.
»Ich glaub es nicht«, flüsterte sie und sah Derek an, der ihr gefolgt war.
»Das dachte ich mir«, sagte Derek stolz. »Aber das beweist noch lange nicht, dass Grayson Lex umgebracht hat.«
Ein unheimliches Gelächter vermischte sich mit dem Heulen des Windes, und Emma schnappte nach Luft, als sie im Licht eines Blitzes eine bekannte Gestalt erkannte, die an der Tür stand. Derek erstarrte zunächst, doch als er die Stimme hörte, drehte er sich um.
»Sei nicht so zimperlich, mein Lieber«, sagte der Herzog, indem er ins Zimmer trat. »Natürlich habe ich Lex Rex umgebracht.«
19
»DU BIST FRÜH ZURÜCK, GRAYSON.« Derek machte wie zufällig einen Schritt rückwärts, sodass er zwischen Emma und dem Herzog stand. »Wir haben dich erst morgen erwartet.«
»Enttäuscht?«, fragte Grayson.
»Keineswegs«, versicherte Derek ihm. »Nur …
etwas überrascht.«
»Das sehe ich«, sagte der Herzog trocken. »Wenn ich von deinem Interesse an
Weitere Kostenlose Bücher