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Und der Wind bringt den Regen

Und der Wind bringt den Regen

Titel: Und der Wind bringt den Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Toastgabel. «Hier- ich mache inzwischen das Ei. Ist es noch ein Geheimnis, Junge?»
    «Nein. Ich glaube nicht.»
    «Tante Mabel wird an die Decke springen vor Freude! Und was werden sie in der Bank sagen - werden sie überhaupt einverstanden sein?»
    «Sie werden wohl einverstanden sein müssen», sagte Benbow zögernd. Ihm war sein Vertrag eingefallen: es gab da eine Klausel, die das Heiraten unter einem gewissen Alter untersagte. Wenn sie sich darauf versteiften...
     
    «Heiraten wollen Sie?» rief der Bankdirektor und lehnte sich zurück, um Benbow besser mustern zu können. «Mein lieber Dorman, da werden Sie sich wohl noch ein paar Jahre gedulden müssen.»
    Benbow fühlte, wie sein Mut sank. Es war das gleiche Gefühl, das er aus seiner Schulzeit bei Tante Edith so gut kannte. Es war, als hätte der Direktor gesagt: «Wer weniger als fünf richtig hat — vortreten.» Er schwieg.
    «Was verdienen Sie jetzt?» fragte Mr. Crabtree und fuhr gleich fort: «Ich glaube, zweihundert Pfund im Jahr, nicht wahr? Sie denken doch nicht im Ernst, daß Sie davon eine Frau ernähren können.»
    «Doch, das könnte ich bestimmt, Sir.»
    Mr. Crebtree machte Tt-tt und schüttelte den Kopf. «Die Bank erwartet aber einen gewissen Lebensstandard von ihren Angestellten. Die Gehälter sind großzügig, sie darf also damit rechnen, daß man sich danach richtet.»
    «Ich würde mich auch danach richten, Sir.»
    Wieder schüttelte der Direktor den Kopf. «Das könnten Sie gar nicht, Dorman.» Er neigte nicht zu Späßen, aber manchmal half ein kleiner Scherz bei solchen Gelegenheiten. «Sie wissen doch, wenn man verheiratet ist, ist der Penny nur noch die Hälfte wert.»
    Benbow versuchte, amüsiert zu lächeln, aber es gelang ihm nicht.
    «Und nehmen Sie mal an, es kommen Kinder», fuhr Mr. Crabtree fort. «Was dann? Sie können mir glauben, die Bank will mit ihrer Vorschrift nur verhindern, daß die jüngeren Angestellten in Bedrängnis geraten.»
    «Sicher, Sir, aber...»
    Mr. Crabtree hatte in fünf Minuten eine Verabredung mit einem großen Kunden. Er erhob sich, ging um den Schreibtisch herum und legte Benbow väterlich die Hand auf die Schulter. «Nun besprechen Sie das alles mal in Ruhe mit der jungen Dame, Dorman. Und kommen Sie in vier Jahren wieder zu mir, dann wird unser Gespräch anders verlaufen. Sie haben sich bisher gut gemacht.» Ein leichter Klaps auf die Schulter. «Und so sollte es auch bleiben. Wer ist denn eigentlich die Glückliche?» Es war immerhin möglich, daß sie die Tochter eines großen Kunden war. Dann sah die Sache natürlich anders aus.
    «Ulrike Braun, Sir.»
    Nein — einen großen Kunden namens Brown kannte er nicht. Aber sicher ist sicher, sagte er sich...
     
    «Mr. Crabtree hat ganz recht», sagte Will Dorman. «Ein Bankangestellter hat eine große Verantwortung, und die Banken müssen dafür sorgen, daß ihre Leute nicht in Versuchung geraten.»
    «Ja, aber vier Jahre!» wandte Benbow ein.
    «Vier Jahre sind schnell um, Junge. Ihr habt ja das ganze Leben vor euch.»
     
    Großtante Min lachte zweideutig und sagte: «Vier Jahre, das wäre bei einer Muß-Heirat nicht gut. Aber ihr müßt doch wohl nicht heiraten, oder?»
    «Ja, Junge, vier Jahre sind lang», sagte Nell traurig. «Aber da sie für das Geld fremder Leute geradestehen, weißt du, müssen sie eben sehr vorsichtig sein.» Doch in Wahrheit dachte sie anders: Teufel sind es, gemeine, engherzige Teufel! Als ob die Liebe und das Zusammenleben von Mann und Frau und das Gründen einer Familie mit Gold aufgewogen werden könnten!
     
    In allen Regierungsgebäuden Europas, in den unterirdischen Kommandostellen und Arsenalen und Munitionsdepots, in den Flugzeugfabriken und den eilig eingerichteten Lazaretten sah es so aus, als seien vier Jahre der längste Zeitraum, den überhaupt noch jemand überblicken konnte.
     
    Benbow fuhr zu Ulrike, um ihr von dem Gespräch zu berichten. Sie sah, wie er sein Fahrrad an die Hecke stellte und lief ihm entgegen.
    An der Gartenpforte trafen sie zusammen, lächelten und küßten sich über die Pforte hinweg. Dann hoben sie beide die Hände und preßten sie gegeneinander, Finger gegen Finger, wie es junge Liebende in der ganzen Welt tun.
    Das Herz war ihm schwer. Er führte sie ins Moor hinaus. Sie zog einen Grashalm aus dem Boden und schob ihn sich zwischen die Zähne. Fröhlich schlenderte sie neben ihm her. Er sagte: «Ich habe mit Crabtree gesprochen. Er hat gesagt, wir müssen noch vier Jahre warten

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