Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
Soldaten lauern, doch bevor sie fragen konnte, was er dort zu suchen hatte, machte er kehrte und verschwand im dunklen Gang.
Netta wartete in ihrer Kammer und grüßte augenblicklich, damit Brenna sich nicht wieder so erschreckte. Bevor Brenna fragen konnte, warum die Magd auf sie gewartet hatte, erklärte Netta ihr schon, daß Lady Euphemia ihr befohlen habe, jeden Abend kurz vor Schlafenszeit in ihrem Zimmer die Kerzen anzuzünden, und wenn sie schon der Stiefmutter des Lairds dienen mußte, dann würde sie erst recht der Frau des Lairds behilflich sein.
»Macht es deinem Gemahl denn nichts aus, wenn er so lange auf dich warten muß?«
»Es ist eine große Ehre, daß ich für die Kammern des Lairds eingeteilt wurde. Mein Deverick gibt überall damit an, wirklich. Er stolziert rum wie ein Pfau und erzählt jedem, der ihm zuhört, wie wichtig seine Frau ist, weil sie eine so bedeutende Stellung bekommen hat.«
Brenna war ungemein glücklich, diese Frau bei sich zu haben.
»Du hast ein gutes Herz, Netta.«
»Na, na, Lob macht mich verlegen, Mylady. Soll ich Euch helfen, Euch bettfertig zu machen?«
»Nein, danke, ich bin ja jetzt in Sicher- … ich meine, ich kann durchaus für mich selbst sorgen. Aber ich muß dich noch rasch etwas fragen, bevor du gehst. Weißt du zufällig, wer mir ein Medaillon schnitzen kann?«
»Alan ist sehr geschickt mit dem Messer. Ich denke, er könnte der richtige für Euch sein. Wenn Ihr mögt, bringe ich Euch morgen zu ihm.«
Brenna dankte ihr nochmals, und sobald Netta gegangen war, verriegelte sie die Tür. Danach arbeitete sie noch etwa eine Stunde an ihrer Stickerei. Als sie endlich im Bett lag und die Kerzen ausgeblasen hatte, hörte sie ein Klopfen an ihrer Tür.
Sie öffnete nicht.
13
Connor war auf dem Heimweg. Er hatte das Gefühl, als wäre er eine Ewigkeit fortgewesen. Als er die Zugbrücke überquerte und spürte, wie die Spannung in seinem Nacken langsam nachließ, erkannte er auch den Grund für seine Eile, endlich nach Hause zu kommen.
Er wollte Brenna wiedersehen. Und selbstverständlich war er überhaupt nicht glücklich über das, was er als beträchtlichen Mangel an Disziplin betrachtete. Das Eingeständnis, daß er sich die ganze Zeit nach ihr gesehnt hatte, steigerte seine Verärgerung noch. Was, zum Teufel, war denn nur los mit ihm? Wann immer er seine Augen schloß, um sich einen Moment auszuruhen, schob sich das Bild seiner Frau in sein Bewußtsein. Und blieb dort.
Obwohl es kein besonders großer Trost war, gefiel es Connor zu wissen, daß sich Alec in einem ähnlichen Zustand befand. Doch anders als sein Bruder, dachte Alec nicht nur an seine Frau, er sprach auch unausgesetzt über sie.
Alec war Connors Ruhelosigkeit am letzten Abend, den sie zusammen waren, aufgefallen. Er hatte beobachtet, wie sein Bruder eine Ewigkeit durch das Lager gewandert war, um sich anschließend von den anderen zurückzuziehen und sich an den Rand der kleinen Lichtung zu setzen. Alec hatte sich einen Moment später zu ihm gesellt. Beide hatten sich mit den Rücken an den Baumstamm gelehnt und eine Hand an den Schwertgriff an ihren Hüften gelegt. Es war nicht das erste Mal, daß sie so schliefen.
Alec hatte keinen Versuch gemacht, das Thema, das ihm auf am Herzen lag, behutsam anzugehen. »Ich sehe dich und denke an mich, als ich gerade erst kurze Zeit mit Jamie verheiratet war.«
»Und was genau siehst du? Du wirst es mir ja doch sagen, ob ich es hören will oder nicht, habe ich recht?«
»Hast du. Lerne aus meinen Fehlern und erspare dir das Leid.«
»Du redest wie mein Vater. Er hat fast genau dasselbe zu mir gesagt, bevor er starb.«
»Hat er über deine Mutter gesprochen?«
»Ja. Er nannte sie seine innig geliebte Isabelle.«
Alec hatte genickt. »Du hast dich tapfer geschlagen, aber die Zeit ist gekommen, den Kampf einzustellen. Langsam wird es hart zuzusehen.«
»Alec! Was zum Teufel erzählst du mir da?«
Sein Bruder hatte nur gelacht. »Das weißt du ganz genau. Du gibst dir alle Mühe, dich nicht in deine Frau zu verlieben, nicht wahr? Ich kann dich ja sogar verstehen! Du hast Angst!«
»Meine Güte, Alec, seit wann hörst du dich wie eine alte Kräuterhexe an?«
Alec hatte seine Bemerkung ignoriert. »Ich glaube eigentlich nicht, daß die Abschiedsworte deines Vaters dich mißtrauischer als andere Männer gemacht haben. Weißt du noch, was du mir berichtet hast?«
»Ja, natürlich. Ich kann mich an jedes einzelne Wort erinnern. Auch er sagte, daß
Weitere Kostenlose Bücher