Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
sie für ihren Mann keine echte Liebe, bis sie sich schließlich an seine Härte gewöhnt und ihm ihr Herz geöffnet hatte. Von da an waren die beiden recht gut miteinander ausgekommen.
Connor hatte bereits bewiesen, daß er gut zu ihr sein würde. Die Art und Weise, wie er sie berührte, war Beweis genug, daß er wußte, was Zärtlichkeit war. Seine Hände paßten gut zu ihm, dachte Brenna. Sie waren groß, schwielig und rauh, konnten jedoch unendlich sanft sein – genau wie der Rest des Mannes.
Die Erinnerung entlockte ihr einen Seufzer, der prompt von einem lauten Gähnen gefolgt wurde. Sie wollte Connor nicht länger meiden. Sie brauchte nicht nur Schlaf, sondern auch seine Wärme. Die zärtlichen Worte der Anerkennung würden warten müssen, bis dieser tumbe Tor von Mann endlich begriff, was für ein Glück er mit ihr als Ehefrau hatte. Natürlich würde sie sich ihm beweisen müssen, aber sie würde sich der Herausforderung stellen, denn sie war gewillt, eine gute Ehefrau und Mutter zu werden.
Sie stand auf, als sie Connor hörte. Er machte fast kein Geräusch, doch der Wald um sie herum war so still, daß sie trotzdem hören konnte, aus welcher Richtung er kam. Hastig wischte sie sich die Tränenspuren aus dem Gesicht, strich sich ihre Kleider und ihr Haar glatt, so gut es ohne Spiegel und Bürste ging, und setzte sich in Bewegung.
Connor hielt an, als er den Rand des Waldes erreichte. Bevor er sich näher an sie heranwagte, mußte er zunächst den Drang, sie in die Arme zu nehmen und noch einmal zu lieben, bekämpfen. Leider konnte er sich nicht dazu zwingen, nicht mehr daran zu denken.
Gott, sie war so schön! Es war ihm unmöglich, diese Erkenntnis zu verarbeiten. Und es war nicht nur ihre Erscheinung, die ihn anzog, wie einen Jungen, der zum ersten Mal Hals über Kopf verliebt war. Nein, da war mehr, viel mehr. Sie war eine unglaublich sinnliche Frau. Die Anmut, mit der sie sich bewegte, die Wärme ihres Lächelns, ihre Zartheit – all das zog ihn an, doch es war vor allem ihre Aura der Würde und der Stärke, die ihn in die Knie zu zwingen drohte. Zum ersten Mal in seinem Leben glaubte er, daß Frauen tatsächlich Macht ausüben konnten.
Und was, wenn er schwach wurde? Würde sie es ausnutzen? Der Gedanke verschlechterte seine Laune augenblicklich.
Je länger Connor sie anstarrte, desto stärker hämmerte Brennas Herz. Er war so schön! Connor war fast gänzlich in den dichten Nebel, der zwischen den Bäumen hing, gehüllt, und sie mußte plötzlich an die Riesen aus den Legenden denken, von denen ihr der Vater in ihrer Kindheit immer erzählt hatte. Connor war gewiß genauso beeindruckend wie diese – wenn nicht sogar noch ein wenig mehr. An seinem Körper gab es nicht eine Unze Fett. Die harten Muskeln an seinen Armen und Beinen waren deutlich sichtbar und spielten unter seiner Haut, als er die Hand nach ihr ausstreckte.
Augenblicklich beschleunigte sie ihren Schritt, bis sie vor ihm stand, und legte ihre Hand in seine. »Ich dachte, Ihr schlaft«, flüsterte sie.
»Ich kann nicht schlafen, bevor du schläfst.«
»Wieso denn nicht, Connor?«
Es gefiel ihm, wie sie seinen Namen aussprach. Es klang so vertraut, so intim, so – Himmel! Er mußte wirklich total erschöpft sein. Seine Gedanken waren wirklich blödsinnig.
»Ich bin für dich verantwortlich, deswegen nicht! Was hast du gemacht? Du warst lange weg.«
Er wußte selbstverständlich genau, warum sie so lange weg gewesen war, denn ihre Augen glänzten noch immer verdächtig. Der einzige Grund, warum er fragte, war der, daß er herausfinden wollte, ob sie ihm gegenüber ihre Schwäche eingestehen würde.
»Ich habe geheult wie ein kleines Kind. Warum lächelt Ihr? Amüsiert Euch das?«
»Ich lächele, weil du mir die Wahrheit sagst.«
»Ich sage immer die Wahrheit. Oder zumindest immer dann, wenn es geht. Lügen sind meistens zu kompliziert. Lauft Ihr oft splitternackt durch den Wald?« Sie klang ein wenig besorgt.
»Nur wenn ich hinter unvorsichtigen Frauen herlaufen muß«, gab er zur Antwort.
Brennas Gedanken waren offenbar bereits woanders. Doch bevor er raten mußte, an was sie dachte, sagte sie es ihm.
»Warum habt Ihr mich geheiratet?«
»Das erkläre ich dir morgen.«
Er wollte sich umwenden und sie hinter sich herziehen, doch sie zupfte an seiner Hand.
»Ihr habt mir versprochen, daß Ihr es mir direkt nach der Zeremonie erklärt. Ihr glaubt nicht, daß mir Eure Antwort gefällt, nicht wahr? Ist das der Grund,
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