Und die Eselin sah den Engel

Schweinelenden wie einer, der sich in einen riesigen rosa Reifenschlauch zwängt. Von der Kanzel sah ich sein Hinterteil, einen haarigen weißen Knubbel, in einen immer heftigeren Rhythmus geraten – ein Gehoppel, das damit begann, daß er Queenie zur Hölle und wieder zurück verwünschte, und in klonischem Gebet auf ihren Schwabbelbrüsten endete. Kike hingegen, selbst ein Hüne von einem Mann, orgelte unter seinem schmuddligen grünen Mantel auf Queenie herum. Wenn Queenie mit Kike zusammen war, verriet sich ihre Anwesenheit manchmal nur durch einen tauben moppligen Unterarm, den sie, zwei oder drei Schnapsetiketten in der Faust, um seinen dampfenden Nacken geschlungen hatte.
    Eines späten Nachmittags am letzten Tag der Ernte – Beginn der Arbeitslosigkeit für die Mehrheit der Saisonkräfte – hat sich ein Haufen Arbeiter zusammengerottet und der lachenden Queenie den prallen Arsch plattgetrampelt.
    Kike hat mir die Sache so dargestellt:
    »Sind Mörderschweine aus’m Lager gekommen un habn ihr den Pudding rausgeprügelt. Zwanzig, vleicht fünfunzwanzig. Gott hat vergessen, Queenie zu sagen, was Angst is. Is kaltgemacht worden, weil sie sich nich gewehrt hat. Kein Widerstand. Kein bißchen Spaß. Nieten sie um, als sie mit ihrem Ha! ha! ha! ha! anfängt. Halt’s Maul, Queenie, mehr kann ich nich denken, halt’s Maul. Ha! ha! ha! ha! Hätt sie doch bloß Angst gehabt. Hätt sie doch um sich getreten, geschimpft, gespuckt oder gebissen, irgndwas, bloß nich diese Lache! Ha! ha! ha! ha! ›Klappe‹, sagen sie. ›Klappe halten.‹ Und werden immer besoffener und ekelhafter, ekelhafter und gemeiner, und kloppen auf ihr rum. Sie liegt lachend in dem ganzen Müll, und einer wichst sich über ihr einen ab. Ha! ha! ha! ha! ›Verdammte Scheiße, halt die Klappe, du stinkendes Stück Scheiße‹, und ich hör, wie sie ’n Schlag einfängt, der sie für ’n paar Sekunden zum Schweigen bringt, mehr aber auch nich. Ha! ha! ha! ha! und dann ist sie wieder still. Und da fangen sie auch schon an, sie mit ihren Stiefeln zu bearbeiten, und ihr Körper schleudert aufm Boden rum. Jetzt sind die nich mehr aufzuhaltn. Trampeln auf ihr rum. Und wie. ›Drecksnutte!‹ Einer zerhaut ihr ’ne Flasche auf den Zähnen. Zünden ihr die Haare an. Pissen das Feuer wieder aus. Hurenschlampe. Queenie! Königin von was? Hä? Davon! – Und einer rammt ihr ’ne Bierflasche in die Fotze. Ein anderer pappt ihr ’n Schnapsetikett auf den Bauch, ’n anderer pappt ihr eins auf die Stirn, ’n anderer auf die Titten, bis sie aussieht wie der Koffer von ’nem alten Seemann, Beine und alles mit Blut und Beulen bedeckt. Queenie is tot. Kein Zweifel.«
    Kike hörte auf, beugte sich über die Banklehne nach hinten, saugte durch die Zahnlücken seines großen Schnabels die stinkige Luft ein, und knurrte wie ein Tier. Er starrte seinen Kumpel an, den lahmen Penner, und fluchte.
    Der verrückte Krüppel humpelte den müllbesäten Mittelgang rauf und runter und las dabei aus der Bibel; das heißt, er schrie den überm Altar hängenden gekreuzigten Christus an – offenbar ohne zu bemerken, daß Christus keinen Kopf mehr hatte, denn der lag jetzt irgendwo unter den verstreuten blauen Fetzen von Queenies Kleid.
    »Seht nach dieser Verfluchten und begrabt sie; denn sie ist eine Königstochter!
    Wie man nun hinging, um sie zu begraben, fand man von ihr nichts als den Schädel, die Füße und die Hände …«
    Der Krüppel kippte mit beunruhigender Ausdauer einen Schluck Fusel nach dem andern in sich rein, und sein Gehinke wurde immer unbestimmter, immer unbeschwerter, bis die gerade Linie den Kirchengang rauf und runter ein wenig schneller wurde und allmählich die Form einer Acht annahm. Kike und ich sahen ihm zu. Und lauschten.
    »… Auf der Flur von Jisreel sollen die Hunde das Fleisch Isebels fressen:
    Und es soll Isebels Leiche wie Mist auf dem Felde liegen …«
    Kike griff in seinen Mantel und zog ein blutbesprenkeltes Stück Papier hervor, auf das mit stumpfem rotem Stift dicke Blockbuchstaben geschrieben waren.
    »Sag mir, Junge, was hältst du davon? Da, nimm nur. Sieh’s dir an«, flüsterte Kike und stieß mir das Blatt entgegen. Ich warf einen Blick darauf, brauchte es aber nicht zu lesen. Ich sah Kike an, und zuckte nervös mit den Schultern. Und duckte mich vorsichtshalber.
    Er nickte wissend. Seine häßlichen blasigen Züge ordneten sich beinahe zu einer aufrichtig betrübten Miene. Er sah wieder zu dem Krüppel rüber.
    »Dacht