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Und die Eselin sah den Engel

Und die Eselin sah den Engel

Titel: Und die Eselin sah den Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Cave
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(ungefähr)
    6 Kröten (alle tot)
     
    DRAHTNETZE
    15 Ratten
    40 Kröten (ungefähr) (10 tot)
    2 Vargus Fächerechsen (1 tot, 1 angefressen)
    3 Nattern (2 groß, 1 klein) (1 tot)
    1 Krötenechse
    1 Streifenskink (tot und zerfressen)
     
    FANGDRÄHTE + TELLEREISEN
    1 Präriehund (mittel) (weibl) (b. Beine ab, aber lebendig)
    2 Spitzrückenschweine
    3 Wildkatzen (1 mit Wurf (8) alle tot)
    1 Eidechse (nicht zu erkennen, aber tot)
    1 Opossum (angesenkt, aber lebendig) (verstümmelt)
    1 Steignatter (giftig)
    1 Kröte (t)
    7 Ratten (alle tot)
    1 Krähe (in Fangdraht geraten beim Fressen von Katze) (erster mit Landfalle gefangener Vogel) (tot)
     
    FALLGRUBE
    35 Ratten (ungefähr) (6 tot)
    1 Steignatter (5 Fuß) (tot, angefressen)
    1 Wildkatze (tot, zerfressen)
     
    SCHLINGEN
    0 Null (alle zugezogen)
     
    PRÜGELFALLE
    0 Null (nicht zugeschnappt)
     
    SCHLAGBAUM + SCHNAPPFALLE
    0 Null (bis auf 1 alle zugeschnappt)
     
    SCHNAPPSÄCKE
    7 Kröten (alle tot + zerfressen + angefressen)
    1 Wildkatze (tot + angefressen)
    Rattenkot + große Löcher in Sack genakt)
     
    Ich hab dies Tagebuch, dies Inventar in derselben Blechtruhe gefunden, in der ich, jeweils in Zeitungspapier eingewickelt, auch die Jacke, das Teleskop und den Kompaß entdeckt hab. Allein der Herr des Himmels konnte in seiner Allmacht vorhergesehen haben, wie überaus wichtig es war, daß ich, Sein Diener, Sein geringer Knecht, das Schloß dieser verbotenen Truhe aufbrach, den Deckel anhob, eins nach dem anderen diese in vergilbendes Zeitungspapier gehüllten Päckchen herausholte und sie schälte wie Früchte – um in Gottes abgemessener Zeit das Mark meiner Bestimmung und den Kern meiner Berufung freizulegen.
    Die Truhe stand, bedeckt mit einem Kartoffelsack, im Zimmer meiner Eltern. Das schwere Schloß wölbte sich unter dem groben Tuch. Pa muß das Buch heimlich geführt haben, denn es war in eine Zeitung gewickelt, als ich es fand. Und obwohl ich ein Guckloch in die Westwand ihres Zimmers gebohrt hatte, hab ich Pa nicht ein einziges Mal bei einem Eintrag in das kleine zerschabte Buch beobachtet. Aber es war eindeutig Pas bedächtige Handschrift, geschrieben mit Tusche, die, in einer winzigen sorgsam in Zeitungspapier gehüllten Flasche, ebenfalls in der Truhe verstaut war, die so lange in ihrer Kammer stand, bis sie beide tot und begraben waren.
    Es war mir strengstens verboten, das Zimmer meiner Eltern zu betreten.
    Ich war gerade vier, als meine Ma mich am Ohr packte, es brutal verdrehte und mir in die Augen zischte: »Wenn du ins Zimmer von deim Pa gehst, Kerl, dann paß bloß auf. Schnüffler holt nämlich der Vixo! Der Vixo fragt dich nach der Parole, und wenn du die nicht sagen kannst, Kerl, dann geht’s rund, und er rammt dir eine Eisenstange in den kleinen Arsch und hetzt seine bösen Mocken und Docken auf dich, die fressen dein Gehirn zum Abendessen. Kapiert?«
    Mir war angst und bange – ja, das war mir. Ich fühlte schon, wie mein Inneres zu Bündeln fahler Stricke wurde, an denen ein keifender Sabbat buckliger Glöckner schaukelte – die schrecklichen zähnefletschenden Mocken – abscheulich mißgestaltete Gnomen klommen an meinem Rückgrat hoch, um sich an meinem Hirn gütlich zu tun – das blutige Schlachtermesser des Vixo fuhr mir in den Schlot – o ja – und die Därme quollen mir an den Innenseiten der Beine runter – ach, und hört nur – da kommen die Docken, hungrig grunzen und knurren sie in der Ferne und kommen immer näher und so weiter und so fort.
    Ich kann an dieser Stelle nur hinzufügen, daß mein Geist mit vier Jahren ein einziger durstiger Schwamm gewesen ist. Ohne Vorurteile saugte er alle Wunder des Lebens auf, trank aus jeder Quelle und jedem Brunnen, zog weder Schlüsse noch Vergleiche, brachte meine Beobachtungen in keinerlei Reihenfolge, akzeptierte ohne zu fragen und ohne zu zweifeln das Kurze neben dem Langen und das Gute neben dem Bösen.
    In meiner Kindheit und Jugend – ja noch als junger Mann saß ich nicht zu Gericht über meine Mitmenschen. Aber hört nur. Selbst als ich an meinem knallrot gekniffenen Ohr hing, eine winselnde jammervolle Puppe, die ganz der pädophagen Monstrositätenshow meiner sadistischen Mutter ausgeliefert war – selbst da empfand ich, ein bloßes Würmchen, dem noch kein Lustrum des Lebensstroms vergangen war – empfand ich, Euchrid Eucrow, einen solchen Haß auf diese perverse Sau, daß ich spürte, wie meine Drüsen von einem tödlichen Gift anschwollen, das die Absonderungen

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