Und die Eselin sah den Engel
versunken ist.
Siegesgeschrei in die Hitze des frühen Nachmittags johlend, bepißte mich das blutrünstige Trio ein letztes Mal und ergriff dann die Flucht, nicht ohne jeden Fetzen meiner Kleidung mitzunehmen.
Drei Krähen kicherten über mir, und ich weiß noch, was ich dachte, als ich aufs neue das Bewußtsein verlor: eine Krähe – ein Fremder; zwei Krähen – Gefahr; drei Krähen – eine Vorladung …
Ich erwachte in meinem Bett, auf dem Bauch. Kopf und Rippen und die mittleren beiden Finger meiner rechten Hand waren alle fest mit schweren Leinenbandagen umwickelt, und Mullverbände und Klebstreifen bedeckten Ellbogen und Knie und rechte Schulter. Mein Hinterteil, für alle Ewigkeit mit der Signatur meiner Angreifer gezeichnet, rühmte sich eines runden Dutzends Nadelstiche von der betrunkenen Hand meiner Mutter. Und an einem Nagel hingen meine Kleider: Hose, Flanellhemd, Hosenträger und Unterhemd – und zwar genau die, die man mir gestohlen hatte!
Während er mir brühheiße Suppe zwischen die geschwollenen Lippen löffelte, erzählte mir Pa – seine Hände stanken nach Karbol-Öl –, wie Ma zum erstenmal seit meiner Geburt das Grundstück verlassen hatte und mit der Schrotflinte im Arm ins Lager der Zuckerrohrarbeiter marschiert war; wo sie die Wohnwagen durchsuchte, bis sie meine gestohlenen Kleider fand, welche die drei Jugendlichen – nach Aufteilung der Beute – stolz am Leibe trugen. Pa erzählte mir, wie Ma das Trio mit schußbereiter Büchse durch die Stadt zur Hallis Crossing getrieben hatte – einer niedrigen Brücke, die über ein trockenes Bachbett führt, das fast vollständig von einem dichten Gewirr von Heckenrosen überwuchert ist.
»Ausziehen«, hatte sie gesagt. »Und jetzt … springen.« Und sie hatte die jämmerlichen Drei sich dort im Dickicht wälzen lassen, bis sie, schier bei lebendigem Leibe gehäutet und von Kopf bis Fuß mit ihrem Blut überströmt, herausgezogen wurden.
»Verdammtes Diebsgesindel!« hörte ich Ma aus ihrem Schlafzimmer schreien.
III
Ma verbrachte immer mehr Zeit in ihrem Bett, tyrannisierte aber von dort aus den Haushalt weiter. Wenn sie aus ihrem Zimmer Befehle brüllte, gehorchten Pa und Euchrid ihr ohne zu klagen, doch als die Matriarchin im Lauf der Jahre nicht abließ, die Nachgiebigkeit ihres Gatten immer wieder bis an die Grenzen des Zumutbaren zu erproben, konnte man seine Hände, ja seinen ganzen Körper zittern sehen, und Euchrid, der ihn durch eins seiner Gucklöcher beobachtete, bekam natürlich mit, wie Pa bei jedem gebellten Kommando die Zähne zusammenbiß, seine Augen zu Schlitzen wurden und ein weißer Kreis unterdrückter Wut um seinen Mund erschien.
Euchrid wurde oft zur Destille geschickt, um ein oder zwei Flaschen Schnaps abzufüllen; und er tat dies, obwohl der greuliche Gestank von verfaultem Aas, der aus der Todeskammer seines Vaters wehte, ihn jedesmal würgen machte, wenn er darunterhockte und die zwei Minuten wartete, bis der primitive Destillierapparat eine Flasche voll von seinem Gift ausgepinkelt hatte.
Pa saß häufig zähneknirschend und brummend oben auf seinem Thron, und beobachtete die verkrüppelte Menagerie im Innern des alten Wassertanks bei ihren Kämpfen. Die Luft war erfüllt von ihrem Höllenspektakel, und wenn Euchrid mit angehaltenem Atem den Schlauch abklemmte und den Stöpsel in den Flaschenhals stieß, lief sein Gesicht blau an; und wenn er endlich über den Müllhaufen zur Hütte zurückgerannt war, sackte er, gierig die frische Luft einsaugend, in der Tür zusammen und hörte jetzt nicht mehr den Gesang der sterbenden Tiere, sondern den der derangierten Despotin, die wie ein Baby nach der Flasche aus der Hütte schrie. Er stellte die Flasche geräuschvoll vor ihre Schlafzimmertür, und wenn er dann, die Gedanken ein einziger mörderischer Sumpf, in sein Zimmer ging, vernahm er das Ächzen der Tür und das Greifen ihrer Pranke allenfalls am Rande.
Eines Tages brachte Pa einen halbtoten Wolfshund mit nach Hause, den er verstümmelt in einer Falle gefunden hatte. Anstatt ihn mit dem Rest seiner Tagesbeute in den Tank zu schmeißen, verschanzte er die Fenster des Autowracks mit zwei Lagen Hühnerdraht, kippte den knurrenden Köter in den Wagen und knallte hinter ihm die Tür zu.
Der Hund war in eine der Wildschweinfallen geraten, und die massiven Zähne hatten sich tief in seinen linken Oberschenkel gesenkt und den Knochen zerbissen wie einen Zweig, waren jedoch zu stumpf gewesen, um das Bein
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