Und die Eselin sah den Engel
Dienstag zur üblichen Stunde, und bringt das kleine Mädchen mit. Dann werde ich bereit sein, Euch beide zu empfangen.«
In der nun folgenden Woche schuftete Sardus wie ein Sklave in seinem Haus. Mit Unterstützung einiger Frauen fegte er den Unrat aus den Zimmern, schrubbte Küchenkacheln und Fußleisten und sämtliche Fensterbretter und Einfassungen. Mit Hilfe der Holfe-Brüder verputzte und strich er innen und außen die Wände, während sein neuer Nachbar Jude Bracken die Veranda reparierte und das kaputte Ofenrohr auswechselte. Er polierte die Messinggestelle der Betten. Er putzte die Fenster und brachte neue Rollos an.
Als sich im Tal die Nachricht verbreitete, daß Sardus Swift das heilige Kind bei sich aufnehmen wolle, überschütteten seine Mitbrüder ihn mit einer Flut von Geschenken. Neue Laken und Decken; Tische und Stühle; Sonnenblenden, Spielzeug und Bücher; Nahrungsmittel; Zierat und Vasen; ein altes Pianola, das der verblichenen Elisa Snow gehört hatte; kistenweise Kleidungsstücke, darunter drei handgefertigte Baumwollkittel.
Die Kittel stammten von Edith Lamb, deren Sehvermögen so eingeschränkt war, daß sie ihr Haus auf der anderen Straßenseite nicht verlassen konnte, um ihr Werk des Glaubens selbst abzuliefern, sondern jemand anderen mit den Geschenken schicken mußte.
Am Dienstag war das Haus wieder wohnlich. Herrlich leuchtete es nach seiner Wiederherstellung, und ein nicht minder neuer und strahlender Sardus empfing seine zwei Gäste an der Tür.
Und so fand das kleine Mädchen ein helles neues Heim.
DIE KLAGELIEDER EUCHRIDS DES STUMMEN, Nr. 1
Dies Schwemmland, dies feuchte Herz, dieser schauerliche Boden, der mich jetzt als sein Eigentum beansprucht, ist der gleiche furchtbare Acker, in welchem der Kern meiner Jugend aufbrach und keimte, die gleiche schwarze Scholle, aus welcher – blind und bleich und unbehaart – der krumme Stengel meiner Männlichkeit sich hervortastete.
Hier, in diesen dunklen Gefilden, erbaute ich mir, fern vom Schatten der Hände der Menschen, mein Refugium; hier, in diesem Schattenkreis, an dessen Grenze ihrer aller gerechteHämmer zauderten. Ihrer aller, die da lebten, um mich zu quälen.
Die Dauer meiner Jugend – meines Frühlings – verlebte ich zwischen diesem düsteren inneren Heiligtum und seinem gnadenlos grausamen Außen, das mit den Fallstricken meines Feindes überzogen war. Die grinsenden Rachen von Unwissenheit und Vorurteil standen offen, und ich war ihr unglückliches Opfer. Denn sie lauerten zu Hause und in der Stadt, in den nahen und den fernen Gefilden. Mochte es Nacht oder Tag sein, das einzig Beständige während meiner grünen Jahre des Wachstums war das Zuschnappen der Fallen und Schlingen.
Ich war des Organs der Klage nicht würdig. Nicht, daß ich einer wäre, der sein Los beklagte. Aber sogar Jesus selbst wurde dazu bewegt, die Zungen Seiner Wunden zu lösen. Doch hört dies, jetzt, in meinem Sterben, höret dies, während meine eigene Kreuzigung läuft, fordere ich euch auf – meine Zyniker, Skeptiker und Erz-Ungläubigen –, die Ärmel hochzukrempeln und eure Hände in diesen Sack der Unbill zu stecken.
Ich war ungefähr vierzehn, und das erste Zuckerrohr nach dem Regen stand etwa kopfhoch, als drei Jungen – Zuckerrohrarbeiter, nur eine Handvoll Jahre älter als ich – mich mit vorgehaltener Machete zwangen, mich nackt auszuziehen; worauf sie mich zu Boden schlugen und mich schier zu Tode trampelten. Dann drehte man mich auf den Bauch, fesselte mir die Hände, und unter den Anfeuerungsrufen seiner schwachsinnigen Brüder ging der dünne Picklige, der Machetenschwinger, in die Knie und fickte mich. Ich verlor das Bewußtsein, weg war ich, und als ich wieder aufwachte, konnte ich die Pisse auf meinem Körper riechen. Aber da rammte mich der nächste stoßende Brocken – der Dicke, nahm ich an –, und ich hörte ihn an meinem Ohr fauchen: »Gott hört dich nicht, Mistkerl. Zwecklos, Gott zu rufen.« Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu erkennen, daß sie mir irgendwann eine Socke in den Mund gestopft haben mußten, als Knebel. Selbst damals kam mir das eigenartig vor.
Als sie ihr schmutziges Geschäft erledigt hatten und die Sache langsam brenzlig wurde, schlug mir der Anführer mehrmals mit der flachen Seite der Machete auf den Hintern und brachte mir einen Haufen böser Schnittwunden bei, deren Narben ich bis auf den heutigen Tag mit mir herumtrage – wenn auch dieser Teil von mir bereits für immer
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