Und die Eselin sah den Engel
hieb er mit den Vorderbeinen in der Luft herum – Hinterbeine und Hinterteil waren bereits in dem schwarzen Schlamm versunken – und trieb sich mit jeder stoßenden Fluchtbewegung nur immer tiefer hinein. Blutiger Schaum bedeckte sein Gesicht, er biß in die wütende Luft, und nichts anderes war zu hören als das hohle Schnappen seiner Kiefer. Seine Augen kreisten vorgequollen in ihren Höhlen, er schluckte Luft und spie Dampf aus den Nüstern. Der feuerrote Fez wackelte auf seinem Kopf, fiel aber nicht herunter.
Lassos umsurrten das Tier und klatschten, wenn sie ihr Ziel verfehlten, auf den schwarzen Modder. Der vierzigköpfige fuchtelnde Pöbel wechselte sich mit dem Lassowerfen ab, jeder einzelne unternahm den Versuch, dem sinkenden Tier die Schlinge umzuwerfen, das in blindem Entsetzen in der Luft herumgriff, um wenigstens die Vorderbeine über der Oberfläche zu behalten. Die Spieler ergriffen die Gelegenheit, Wetten über das Ergebnis abzuschließen. Flaschen machten die Runde.
Schließlich gelang es jemandem, ihm die Schlinge um den Hals zu werfen, und eine Gruppe von sieben oder acht Männern packte den Strick und zog. Und die ihr Geld »auf den Sumpf« gesetzt hatten, skandierten »Sink! Sink! Sink!«
Kummer sank.
Welche Scheußlichkeiten begrüßten den Blick unter dem geteerten Vorhang der Grube? Welche Schrecken lauerten dort unten? Was für eine Hölle war die Hölle?
Die pechschwarze Haut des Schlamms ging über dem alten Pferd wie eine Geheimtür zu, und das Jubelgeschrei des Packs brach schwächlich ab, als hätte das böse Auge des Sumpfs ihnen das Lachen verschlagen. Betreten schweigend und nervös herumdrucksend starrte der dichtgedrängte Haufen über den düsteren Treibschlamm hin, aller Augen auf das schreckliche Nichts gerichtet. Kein Wort war zu hören. Und auch der finstere Sumpf erinnerte nicht einmal mit einem Rülpser an seine Mahlzeit.
Und dann krachte mit einem mächtigen Aufbäumen, den massigen Kopf zurückgeworfen und in eine Kapuze aus schwarzem Schlamm gehüllt, das Pferd durch den schwarzen Spiegel. Die warme Suppe des Todes gluckte ihm ins offene Maul, und nun endlich gab es auf.
Der Schlamm zog Kummer hinab.
Schweigend strebten die Männer den Scheinwerfern ihrer Wagen zu, bis zwei oder drei von ihnen abrupt stehenblieben und mit ihren Taschenlampen ein merkwürdiges grottenhaftes Gebilde anleuchteten, das aus Brettern und kleinen Wellblechstücken gebaut war, die von Schnüren, Elektrokabeln und Ranken zusammengehalten wurden: ein seltsamer Ein-Mann-Unterschlupf, der eher dem Lager eines Tieres glich, oder einem mit Beute gefüllten Diebsversteck.
In die Wände waren blutige Bandagen geflochten, und drinnen hing an kurzen Kordeln ein Sortiment von Werkzeugen: ein Hammer, eine riesige Schere, eine Laubsäge, ein oder zwei Schraubenzieher, ein paar Messer, Nägel, Spritzen.
Von der Decke hingen an kurzen Schnüren sieben oder acht Vogelflügel. Einer der Männer trat einen Schuhkarton von einem Stapel in der Ecke, und etwa fünfzehn Vogelschädel rollten heraus und glommen gelb im Licht der Taschenlampen.
»Jesses. Hier wohnt ‘n Hobo«, sagte einer.
»Gottverdammtes Viechzeug«, sagte ein anderer.
Und als wäre ihnen eine große Last von den Schultern genommen worden, fingen die Feldarbeiter an, die Grotte kurz und klein zu schlagen – endlich vereint in unbändiger Zerstörungswut, schleuderten sie die Kartons herum, stahlen die Werkzeuge, zerschmissen die Flaschen.
Und legten kleine Feuer.
Unterdessen humpelte, den Kopf zurückgelegt, einen Lappen an die Nase gedrückt, von Kopf bis Fuß mit rotem Staub bedeckt, der Besitzer des Verstecks die Maine Road entlang.
Unterdessen sank, an die langsam treibenden Leichen anderer Dinge stoßend – einige tausend Jahre alt, konserviert von dem unheimlichen Schlamm, still nach unten schwebend –, der Kadaver eines alten Kleppers in die Tiefe.
Eine Woche vor dem »Abbrennen« verlor Fists Wiggam beim »Feigling«-Spiel mit den Zuckerrohrwaggons beide Hände. Seine Freunde flohen und ließen den streitsüchtigen Jüngling allein und ohne Hilfe zweihundert Meter weit die Maine Road runtertaumeln, bis er vor dem Laden seines Vaters zusammenbrach.
Seine Hände, wären sie nur etwas eleganter gewesen, hätten einem Pianisten an seinem Instrument gehören können, so wie sie dort auf den Geleisen zuckend nebeneinander lagen – zwei blutleere Bündel langsam sterbender Nerven.
Aus dem Krankenhaus entlassen, reagierte
Weitere Kostenlose Bücher