Und die Goetter schweigen
gesagt, dass an der Jacke ein Knopf fehlte. Wie die Knöpfe aussahen, konnte er allerdings nicht sagen. Der Verkäufer war ebenso sicher, dass die Frau eine Perücke trug, eine blonde Perücke, unter der rotbraunes Haar hervorkam.« Ek richtete sich langsam auf, während er sprach, und sackte danach wieder in seine ursprüngliche Schildkrötenstellung zusammen. »Ich habe mich mit einem Graphologen in Verbindung gesetzt, der die Handschrift auf dem Brief an Gunilla Berggren mit ihrer eigenen Handschrift, der der Tochter und der Schriftprobe von Stina Ohlsson, die die Schwester uns überlassen hat, vergleichen wird. Stina hatte für jeden Kunden eine Karteikarte. Wir haben den ganzen Karton aus dem Salon bekommen«, lächelte Erika. »Ich würde vorschlagen, dass man auch einen Vergleich mit dem Abschiedsbrief der verstorbenen Disa Månsson vornimmt«, sagte Hartman und kratzte sich unruhig am Kopf. »Was sollte das deiner Meinung nach für einen Sinn haben, wo sie doch nicht mehr am Leben war, als Dick Wallström und Kent Asp ermordet wurden?«
»Ich weiß nicht. Ich habe kein schlagkräftiges Argument dafür, es ist nur so ein Gefühl. In Uppsala haben sie Disa Månssons Abschiedsbrief. Wern sagt, geschrieben mit einem gewöhnlichen Füllfederhalter in verschnörkelter Schrift.«
»Besteht denn die Möglichkeit, dass sie noch am Leben ist?« Harte Schritte waren auf dem Korridor zu hören, ein Zeichen, dass Sturm aufzog. »Stina Ohlssons Auto ist gefunden worden! Ihr roter Saab liegt im Wasser, gleich unterhalb des Badestegs beim Campingplatz. Ein älterer Mann hat beim Spaziergang mit seinem Hund die Antenne und die Kofferraumklappe aus dem Wasser ragen sehen. Er stand draußen auf dem Steg und wollte sein Wasser lassen … also, der Hund. Wir haben bei der Zulassungsstelle nachgefragt. Es ist ihr Saab.«
»Und Stina, ist sie …?«
»Sie war nicht in dem Auto. Taucher sind zur Stelle, die müssen die Badebucht genau absuchen. Ich glaube ja, sie hat sich verkrümelt! Wir haben sie doch wohl zur Fahndung ausgeschrieben?«
»Die Suchmeldung nach Stina Ohlsson steht in den Abendzeitungen und kommt in den Nachrichten heute Abend um 21.00 Uhr. Arvidsson hält die Hotline besetzt. Ich werde nach Uppsala fahren. Wern verhört gerade einen Mann, der in der Nacht vom 21. zum 22. Dezember in Kronköping war. Einen Mann, der an dem Mord an Dr. Bertil Simonsson vor neun Jahren in Uppsala beteiligt war. Dem Mord, über den der Professor gesprochen hat, der einem Mittwinteropfer glich. Den Angaben der Pfleger in der Wohngemeinschaft zufolge, in der er lebt, wurde er von einer Frau in einem roten Saab am 21. Dezember um die Mittagszeit abgeholt und kam am Tag danach ohne Begleitung mit einem Taxi zurück. Ich will hinfahren.« Sturm hatte erstaunlicherweise nichts dagegen einzuwenden. »Das Fotoalbum, das aus Dicks Wohnung gestohlen wurde, ist das fotokopiert worden?«, fragte Erika. »Leider nein«, Sturm wurde dunkelrot im Gesicht. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die alten Bilder von so großem Interesse sein könnten. Es wäre ganz einfach zu teuer geworden.« Ek warf Arvidsson einen vielsagenden Blick zu. Jeder musste schließlich verstehen, dass die neueren Bilder mit seinen hüllenlosen Damen von größerem Interesse waren als die Fotos von der Konfirmation oder der Schulklasse, die Bilder aus der Militärzeit und der Zeit in der Privatklinik Torsåkra. Ganz klar, dass die Farbfotos mehr ins Auge fielen als die schwarzweißen mit Dicks alten Flammen in hochgeschlossenen Kleidern mit Schürze. Aber jetzt war die Situation eine andere. Jetzt war das alte Album gestohlen und daher hochinteressant. Stille legte sich über den Raum. Sturm wand sich nervös. Als Ek fand, dass der Chef genug gelitten hätte, ergriff er das Wort. »Die Hausdurchsuchung bei Edvin Rudbäck, ihr wisst schon, dem alten Mann mit dem Hund Loki, ist erledigt.« Ek kroch wieder aus seiner Schale und blickte lächelnd um sich. »Ja, und wie war das? Was hat man gefunden?« Sturm drückte aufs Tempo. Eks Augen glitzerten ärgerlich, als er mit ungewohnter Langsamkeit das Wort formulierte: »Flohmarktkram.«
»Willst du bitte deutlicher werden!« Ragnarsson-Sturms Stimme überschlug sich beinahe.
»Edvin fährt mit seinem Anhänger herum und sammelt Sperrmüll zusammen. Den verkauft er dann per Anzeige weiter. Er hat ein vollständiges Verzeichnis darüber, wann abgeholt werden soll, fährt hin, bevor die Müllabfuhr kommt, und lädt ein, was
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