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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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sodass die Haare seines Pottschnittes wie ein Mopp im Orkan aussahen. »Nix nein!« Ein Duft von Steak und orientalischen Gewürzen stieg ihr aus der Küche in die Nase. »Das Haus hat heute die Ehre, Coque à la Ek zu servieren, mit buttergeschwenktem Broccoli, Champignonscheiben und Kartoffelstückchen in Sherry und Soja.« Maria bekam den Mund nicht mehr zu. »Ich habe das Rezept von einem deiner Kollegen bekommen. Wir haben uns beim Billard kennen gelernt, als du in Uppsala warst. Er scheint ein Meister der Kochkunst zu sein, der Mann. Drei Stunden lang hat er ununterbrochen vom Kochen gesprochen, bis einer, der Arvidsson hieß, ihn aufzuhören bat, denn wir trockneten schon ein vor Feuchtigkeitsmangel, weil uns das Wasser dauernd im Munde zusammenlief.«
    »Jaha«, sagte Maria und fasste sich etwas. »Jaha. Dann hat er, dieser Ek, gesagt, ich sollte dich mal mit einem Hähncheneintopf überraschen, nicht zu fett, wohlschmeckend und kalorienarm. Ausgezeichnetes Essen, sagte er.«
    »Kannst du dir vorstellen, dass er sich exakt so ausgedrückt hat, als fünf seiner Kollegen magenkrank wurden, nachdem er ihnen ein Festmahl serviert hatte? Ausgezeichnetes Essen! Hat er gesagt. Das ist ein geflügeltes Wort bei der Polizei in Kronköping, eine Zauberformel, die große starke Männer glatt umschmeißt.«
    »So schlimm kann das nicht sein. Der Knabe kennt sein Metier. Weil ich mich da nicht so auskenne, hat er mir ein Anfängerrezept gegeben. Einfach und ausgezeichnet. Kann gar nicht danebengehen, sagte er.«
    »So, das hat er also gesagt. Hört sich gefährlich an, finde ich.«
    »Probier doch mal!« Krister nahm ein kleines Stück aus der Form auf die Gabel und streckte sie seiner Frau entgegen, während er seine von der Soße klebrige Hand an dem Handtuch abtrocknete, das er sich in den Hosenbund gestopft hatte. Emil, angesteckt vom Misstrauen seiner Mutter, starrte die beiden mit großen Augen an, um festzustellen, ob sie wirklich davon essen wollte. Er selbst fand, dass dies Essen genau so unappetitlich aussah wie ein rotznasiger Bengel. »Das schmeckt ja gut«, rief Maria erstaunt. »Meiner Meinung nach relativ ausgezeichnet. Es ist mir eine Ehre, diese hervorragende Mahlzeit in unserem sonst sichtlich so einfachen Heim zu servieren«, sagte Krister mit einer Verbeugung, die an Szenen aus alten Filmen erinnerte. Maria konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Wie geht es Linda?«
    »Sie ist müde und greint. Hat immer noch 39 Grad Fieber. Wir waren am Vormittag im Krankenhaus. Die rechnen damit, dass sie heute Nachmittag das Untersuchungsergebnis des Halsabstrichs bekommen. Wir dürfen nach 16.00 Uhr anrufen. Vielleicht muss die Penicillinsorte gewechselt werden, sagte der Arzt. Aber erst sollte das Ergebnis der Bakterienkultur abgewartet werden, damit sie diesmal was bekommt, das ihr auch hilft.«
    »Meinst du, wir sollten sie zu der Hausbesichtigung mitnehmen, schafft sie das?«
    »Nein, ich dachte, wir könnten Mama …«
    »Sollte die nicht eine Zeit lang in Ruhe gelassen werden und nachdenken?«
    »Ich will, dass wir beide uns das Haus ansehen, du und ich. Das ist wichtig. Wir müssen uns gründlich umsehen und uns entscheiden. Nach den Feiertagen geht es an den Makler, wenn wir nicht direkt zusagen. Wenn es über den Makler läuft, wird es natürlich sofort erheblich teurer. Jedenfalls zu teuer für uns! Was meinst du, wir können doch nicht eine müde und weinende Linda dabei haben, wenn wir vom Keller bis zum Dachboden kriechen, um eventuelle Mängel zu suchen?«
    »Wir könnten Berit fragen. Ich habe schon lange daran gedacht, bin aber noch nicht dazu gekommen. Heute Morgen war Licht bei ihr, sie wird also wohl zu Hause sein. Es geht ja nur um ein paar Stunden. Und Linda kennt sie. Ich habe schon ein paar Mal daran gedacht, sie zu bitten. Ist vielleicht eine Idee.«
    Zum ersten Mal seit beinahe zwei Wochen kam die Sonne heraus. Sie glitzerte im Raureif auf den Bäumen. Blendend weiße Schneewehen lagen an den Rändern der Straßengräben. Der Himmel war blau, knallblau, und Maria war glücklich. Nicht nur deshalb, weil der Bussard seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben worden war, sondern ebenso der Volvo, der allerdings ausgestattet war mit vielen zusätzlichen Scheinwerfern, Lampen und Lenkradüberzug, wie das so ist, wenn ein junger Mann ein neues Spielzeug bekommt. Aber das spielte keine so große Rolle, Hauptsache, der Wagen war wieder zurück. Bald sollten sie ihr Traumhaus zu sehen

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