Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
Vom Netzwerk:
Lindas Fieber störte das Familienglück. Es war trotz der Behandlung mit Antibiotika nicht gesunken. Heiß wie ein Ofen war sie, das kleine Ding. Krister hatte versprochen, nochmals mit dem Krankenhaus zu sprechen. Maria musste am Vormittag arbeiten, aber nur am Vormittag. Nach der Mittagspause wollten sie sich ein Taxi nehmen, zum Kronviken fahren und das Haus, oder besser gesagt die Villa, ansehen. »Er versprach mir eine Traumvilla, aber es war eine optische Täuschung«, sang Maria schelmisch und schubste Krister mit der Hüfte. Disas Bild war auf der ersten Seite der Zeitung. Maria drehte das Käseblatt auf den Kopf, um sich nicht am Kaffee zu verschlucken. Warum ist es einfach unmöglich, sich ganz seiner Familie zu widmen und die Arbeit einmal völlig zu vergessen. Krister sah und begriff. Er nahm den Kopf seiner Frau in die Hände und küsste sie auf die Stirn, auf die Augen, auf den Mund, sodass Emil sich vorbeugen musste, um mal zu sehen, was sie da eigentlich machten. Er kam sich ein bisschen vernachlässigt vor. In seiner Verlassenheit fand er eine Schere. Die lag da so auf dem Fußboden in der Diele herum wie eine Aufforderung an ihn, zur Tat zu schreiten. Er nahm die Schere und kroch aufs Sofa. Dort lag ein Zierkissen, das Großmutter bestickt hatte. Darauf waren Schwäne und Seerosen zu sehen. Papa hatte es zum Geburtstag bekommen. Emil fiel ein, dass Mama Papa gefragt hatte: »MÜSSEN wir das dort liegen haben?« Und Papa hatte geantwortet: »Ja, das MUSSEN wir.« An den Ecken war das Kissen ein wenig zu lang, die Fransen also. Das sah nicht schön aus. Mühsam, ohne die Stickerei selbst zu beschädigen, schnitt Emil die Ecken rund. Das wurde nicht gleichmäßig, er musste nochmal schneiden, und dabei passierte es, er schnitt einem Schwan den Hintern ab. Das war nicht ganz gerecht, fand er und schnitt dem zweiten Schwan ebenfalls den Hintern weg. Er hielt das Kissen eine Armlänge von sich weg, betrachtete sein Werk und fand, dass es ganz schlimm aussah. Das war Papas und Mamas Schuld! Ein leichtes unbehagliches Beben fuhr durch den Körper des kleinen Jungen. Ein vages Schuldgefühl und ein viel stärkeres Gefühl von Wut. Zornig schnitt die Schere den Schwänen die Schnäbel ab. Sie arbeitete jetzt völlig selbständig, ohne Emils Willen und Kontrolle. Jetzt sah das Ganze so traurig aus, dass nur noch eins zu tun übrig blieb: das verdammte Ding irgendwo zu verstecken, wo sie es niemals finden würden. Emil stopfte die Stickerei mühsam unter seine Matratze, ging danach in die Küche und warf einen Stuhl um.
    »Weswegen sitzt sie denn da und grinst«, murmelte Sturm und stieß Ek in die Seite. »Sie ist wohl glücklich«, lächelte Ek. »Hier sind wir während der Arbeitszeit nicht glücklich und sitzen da und lachen albern, ist das klar! Das stört doch nur, verdammt nochmal!« Maria lächelte Sturm entwaffnend an.
    »Sauer sprach der Fuchs und meinte die Trauben.«
    »Was meint sie denn damit?« Sturm wandte sich schnaubend an Ek. »Hier bezeichnen wir doch nur die Neuen als Füchse.«
    »Frag sie doch selbst«, antwortete Jesper Ek geduldig. »Da sitzt sie doch!«
    »Verflucht«, brummte Sturm in seine Kaffeetasse. »Weiber!«, stöhnte er, weil ihm keine kräftigeren Ausdrücke einfielen. Arvidsson tauchte als rettender Engel in der Tür auf, mitten in die dicke Luft kam er wie auf Bestellung einer höheren Macht. Es kam Ek in den Sinn, dass niemand Arvidsson Fuchs nannte, trotz seiner roten Haare. Der Kollege war ein friedfertiger Mann, aber niemand mit Selbsterhaltungstrieb reizt unnötig einen so kräftigen Kerl. »Eine Mitpatientin von Disa Månsson ist gekommen! Sie weiß nicht, welchen Namen die Frau angenommen hat. Sie haben sich nie vorgestellt, aber sie hat das Gesicht erkannt und ist bereit, an einem Phantombild mitzuarbeiten. Erika hat auch eine Neuigkeit, hörte ich.« Erika drängte sich unter Arvidssons ausgestrecktem Arm durch, es sah aus wie eine eingeübte Shownummer. »Wir haben Antwort aus dem Kriminallabor in Uppsala. Der Hund Loki hatte menschliches Blut an seinem Gebiß. Damit haben wir wahrscheinlich die DNA des Mörders.« Sturm sprang aus seinem Stuhl auf, ballte die Faust in einer Siegergeste und hob sie drohend gegen die Decke während er mit kleinen Sprüngen herumhopste und in primitiver Gereiztheit jubelte: »Wir haben das Blut der Mörders! Wir haben das Blut des Mörders!« Hartman trat in die Tür und starrte unsicher auf seinen Vorgesetzten. »Der Köter hat

Weitere Kostenlose Bücher