Und die Goetter schweigen
bekommen. Maria lachte Krister an, und der strahlte erwartungsvoll zurück. Emil lachte auch, ohne recht zu wissen, warum. Das war alles so schön heute. Sie fuhren hinunter zu dem Badeplatz und dann rechts den Schotterweg am Wasser entlang. Die aufs Land gezogenen Boote waren vom Schnee zugedeckt. Die Fischerboote lagen verlassen und grau im Schatten der Klippe. Leer war die Bank, auf der der alte Onkel Jacob an Sommerabenden saß und seine Netze flickte. Und da, dahinten lag das gelbe Holzhaus mit seiner großen Glasveranda zum Wasser hin. Nicht hässlich und heruntergekommen. Durchaus nicht. Die Veranda war stilvoll und richtig proportioniert gebaut, die Holzverzierung weiß gestrichen, und das Bootshaus war im gleichen Stil wie das Haupthaus. »Was wollen die dafür haben? Können wir uns das leisten? Macht es überhaupt Sinn, wenn wir uns das ansehen?« Maria war vorsichtig pessimistisch, wie immer, wenn es um etwas ging, das ihr zu schön erschien, um wahr zu sein. »600000, wenn wir uns jetzt entscheiden. Wenn es erst mal an den Makler geht, trau ich mich gar nicht, darüber nachzudenken, was es kosten wird.«
»Hier sind Kletterbäume, ganz viele Kletterbäume! Hier will ich mir eine Bude bauen.« Emils Wangen leuchteten rot vor Eifer und Kälte. Krister zog den Schlüssel heraus, und sie gingen hinein. Die Sonne hatte die Veranda angewärmt. Im Wohnzimmer stand ein Kachelofen mit einer Girlande aus Tannenzweigen und Zapfen, ein eingebranntes Muster in der obersten Kachelreihe. Auf jeder Seite der Ofenklappe saß ein Eichhörnchen auf seinem Ast. Krister ließ es sich nicht nehmen, seine Frau über die Schwelle zu tragen, auch Emil wollte über die Schwelle getragen werden. Sie waren nach Hause gekommen! Die Küche war groß und geräumig, sie war renoviert und in modernen Farben gestrichen worden, aber den Holzherd hatte man stehen lassen. »Die alte Dame will einen Teil der Möbel stehen lassen, die sind dann im Kaufpreis enthalten. Sie kann vieles nicht mit nach Småland nehmen.« Maria sah sich um, sah das alte gemütliche Bauernsofa, den Klapptisch und den Eichenschrank mit Spiegel. »Will sie das wirklich? Glaubst du, sie will das? Das muss ja ganz schlimm für sie sein, ein so schönes Haus zu verlassen.«
»Sie sagte, je älter man wird, umso weniger spielen Sachen eine Rolle. Viel wichtiger ist, dass man die Menschen, die man liebt, um sich herum hat.«
»Das hört sich weise an.«
Während Krister vom Keller bis zum Dachboden umherkroch, um nach feuchten Stellen oder Schädlingsbefall zu suchen, sah sich Maria in Ruhe ein Zimmer nach dem anderen an. Emil und Linda würden ihre eigenen Zimmer bekommen. Sie würden ein Gästezimmer haben und vielleicht eine Dunkelkammer, da konnte Krister seine Fotos dann selbst entwickeln. Maria ging in die Veranda hinaus, ließ sich von der zauberhaften Aussicht begeistern. »Krister, das kaufen wir!«
»Bist du ganz sicher?«
»Ja, hier will ich wohnen! Hast du dein Handy dabei? Wir rufen an und sagen zu.«
»Ich dachte, du hast dein Handy mitgenommen. Was machen wir jetzt? Wir müssen wohl zu dem Laden rüberfahren und von dort aus telefonieren. Das schaffen wir doch noch. Der Arzt wollte um 16.00 Uhr wegen Lindas Medizin anrufen, wenn wir jetzt losfahren, haben wir genügend Zeit.«
»Können Emil und ich nicht hier warten, während du anrufst? Ich will mich noch weiter umsehen, das macht so viel Spaß. Wir müssen das Bad umbauen, ehe wir einziehen, und im Untergeschoss eine ordentliche Waschküche einrichten. Wann könnten wir denn einziehen?«
»Anfang Februar, hat Tante Edla gesagt.«
»Dann schaffen wir es auch noch, die Diele zu tapezieren, bevor wir einen Käufer für unser Haus finden. Hast du Geld oder eine Telefonkarte bei dir?«
»Ja, eine Telefonkarte. Du bist also ganz sicher?« Maria legte die Hand aufs Herz. »Ganz sicher.«
Maria machte Feuer im Kachelofen, schloss die Ofentür und drehte sich zur Veranda um. Es knackte gemütlich, Wärme breitete sich aus. Sie sah den Volvo hinter den Bootshäusern verschwinden. Die Sonne glitzerte auf der dunklen Wasserfläche der Bucht und funkelte von den Schneewehen, die sich am Ufer gebildet hatten. Wie weiße Mützen lag der Schnee auf den Dächern der Bootshäuser und machte in einer schimmernden Wüstenlandschaft alle scharfen Kanten weich und rund. Rohrdickicht steckte seine welken Stängel durch die Schneedecke, wie naseweise Butterblumen durch eine Asphaltfläche. Hier wollte sie wohnen.
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