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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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- ja, so nannten wir ihn im engeren Kreis - und dem Mörder folglich den Rücken zuwandte, und zum anderen, weil ich nicht sofort begriff, was geschah. Ich hörte den Knall, der nicht sehr laut war und nicht direkt alarmierend schien, und dann fiel Vicke vornüber auf den Tisch. Ich sprang sofort auf und beugte mich über ihn. Es dauerte einige Sekunden, ehe mir klar wurde, daß er ernstlich verletzt war. Als ich mich umsah, war der Mann, der geschossen hatte, bereits verschwunden, und von allen Seiten kam Personal herbeigelaufen, um zu helfen. Das habe ich der Polizei übrigens schon am Abend der Tat gesagt.«
    »Ich weiß«, sagte Martin Beck. »Ich habe mich vielleicht nicht deutlich genug ausgedrückt. Was ich gemeint habe, war, ob Sie eine Vorstellung davon haben, welcher Typ Mensch hier als Täter in Frage kommt.«
    »Ein Irrer«, sagte Mats Linder ohne das geringste Zögern. »Nur ein Geisteskranker kann sich so verhalten.«
    »Demnach wäre Direktor Palmgren nur rein zufällig das Opfer eines Verbrechens geworden?«
    Der Mann dachte nach. Dann zeigte er wieder sein mattes Lächeln und sagte: »Nun, das herauszufinden ist sicher Sache der Polizei.«
    »Soviel ich weiß, unterhielt Direktor Palmgren auch im Ausland eine lebhafte Geschäftstätigkeit.«
    »Das ist richtig. Seine geschäftlichen Interessen waren sehr verzweigt. Aber womit wir uns hier befassen, ist der Import und Export von Fisch, wobei bestimmte Bereiche mit Verbindungen zur Konservenindustrie eine Rolle spielen. Diese Firma ist vom alten Palmgren, dem Vater Vickes, gegründet worden. Ich bin zu jung und habe ihn nicht mehr kennengelernt. Was die übrigen Auslandsgeschäfte betrifft, so weiß ich nicht sehr viel.« Er machte eine Pause und fügte hinzu: »Es sieht aber ganz so aus, als würde ich mich künftig stärker mit ihnen befassen müssen.«
    »Wer übernimmt dann die Hauptverantwortung für den… Konzern?«
    »Charlotte, nehme ich an. Sie dürfte die Alleinerbin sein. Kinder oder andere Verwandte sind nicht vorhanden, die Ansprüche geltend machen könnten. Aber das müssen die Firmenjuristen erledigen. Der Syndikus der Firma hat seinen Urlaub unterbrochen. Er ist Freitagabend nach Hause gekommen und seitdem dabei, mit seinen Assistenten die Unterlagen durchzugehen. Unterdessen arbeiten wir hier wie gewöhnlich weiter.«
    Arbeiten, dachte Martin Beck.
    »Rechnen Sie damit, Direktor Palmgrens Nachfolger zu werden?«
    warf Mänsson plötzlich ein.
    »Nein«, sagte Linder. »Das kann ich wirklich nicht behaupten. Im übrigen habe ich weder die Begabung noch die Erfahrung, die nötig sind, um ein Firmenimp…« Hier brach er plötzlich ab, und Mänsson griff die Frage nicht wieder auf. Auch Martin Beck sagte nichts. Linder selbst fuhr wieder fort: »Bis auf weiteres bin ich mit meiner hiesigen Stellung vollauf zufrieden. Und ich kann Ihnen versichern, daß schon dieser Teil der Firma hohe Anforderungen an einen Mann stellt.«
    »Ist dieser Heringshandel gewinnbringend?« fragte Martin Beck. Linder lächelte nachsichtig. »Nun ja, wir handeln ja nicht nur mit Hering. Ich kann Ihnen jedenfalls versichern, daß die finanziellen Verhältnisse des Unternehmens äußerst solide sind.« Martin Beck sah sich veranlaßt, eine neue Angriffsposition einzunehmen. »Ich kann wohl davon ausgehen, daß Sie alle Teilnehmer des Soupers persönlich kennen?«
    Linder dachte kurz nach. »Ja, bis auf Direktor Brobergs Sekretärin.« Zeigte sich da nicht ein leichtes Unbehagen in seinen Zügen?
    Martin Beck spürte, daß hier etwas zu holen war, und bohrte unbeirrt nach. »Direktor Broberg ist ja bedeutend älter als Sie, sowohl an Lebenswie nach Dienstjahren im Palmgren-Konzern.«
    »Ja, er ist fünfundvierzig.«
    »Dreiundvierzig«, berichtigte Martin Beck. »Und wie lange hat er für Palmgren gearbeitet?«
    »Seit Mitte der fünfziger Jahre. Rund fünfzehn Jahre.«
    Es hatte den Anschein, als gefiele dieses Thema Mats Linder ganz und gar nicht. »Dennoch haben Sie eine privilegiertere Stellung, nicht wahr?«
    »Das kommt darauf an, was man unter privilegiert verstehen will.
    Hampus Broberg sitzt in Stockholm als Geschäftsführer der dortigen Immobiliengesellschaft. Außerdem hat er die Aktiengeschäfte unter sich.« Linder machte jetzt eine unzweifelhaft ablehnende Miene.
    Hier muß ich mich festbeißen, dachte Martin Beck. Früher oder später kann ich ihn vielleicht dazu bringen, sich zu verplappern.
    »Es scheint aber dennoch völlig klar zu sein, daß

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